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Die Eissphinx

Die Eissphinx

Titel: Die Eissphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ich hatte wenigstens eine solche Ahnung – auf einer wunderbaren Eingebung zu beruhen.
    Ein Wink Jem West’s verscheuchte die Leute wieder nach dem Vorderdeck. Nur der Lieutenant, der Hochbootsmann, der Segelwerksmaat Martin Holt und der Kalfatermeister Hardie, die sich dazu berechtigt glaubten, blieben bei uns zurück.
    »Was hast Du gesagt? fragte der Kapitän Len Guy, näher an Hunt herantretend.
    – Ich sagte: Und Pym?… Der arme Pym?
    – Und was beabsichtigst Du damit, uns an den Namen des Mannes zu erinnern, dessen verderbliche Rathschläge meinen Bruder bis zu dieser Insel verlockt haben, wo die »Jane« zerstört, der größte Theil seiner Leute niedergemetzelt wurde und wo wir nicht einen einzigen von denen, die noch vor sieben Monaten hier weilten, mehr wiedergefunden haben?«
    Hunt gab keine Antwort.
    »So sprich doch… sofort!« rief der Kapitän Len Guy, dem es das Herz zerriß, so daß er seine sonstige Ruhe nicht zu bewahren vermochte.
    Hunt’s Zögern kam nicht daher, daß er nichts zu antworten gewußt hätte, sondern entsprang – wie sich noch weiter zeigen wird – einer gewissen Schwierigkeit, seine Gedanken auszudrücken. Diese erwiesen sich indeß stets ganz bestimmt und klar, wenn er auch in jedem Satze stockte und es seinen Worten oft fast an jeder Verbindung fehlte. Kurz, er hatte eine besondere, zuweilen bilderreiche Ausdrucksweise und seine Aussprache ließ deutlich den rauhen Ton der Indianer des fernen Westens erkennen.
    »Ja… sagte er, ich kann das nicht ordentlich erzählen… die Sprache versagt mir… verstehen Sie recht… Ich habe von Pym, dem armen Pym gesprochen… nicht wahr?
    – Gewiß, erklärte der Lieutenant kurz angebunden, und was hast Du uns über Arthur Pym mitzutheilen?
    – Ich meinte nur… daß er nicht verlassen werden sollte.
    – Nicht verlassen werden? rief ich erstaunt.
    – Nein… niemals! erklärte Hunt. Bedenken Sie doch… das wäre grausam… zu grausam… Wir müssen ihn suchen.
    – Ihn suchen? wiederholte der Kapitän Len Guy.
    – Verstehen Sie recht… das war der Grund, warum ich mich auf der »Halbrane« mit einschiffte… ja… ihn… den armen Pym… wiederzufinden.
    – Und wo sollte er denn sein, fragte ich, wenn nicht im Grunde eines Grabes auf dem Friedhof seiner Vaterstadt?
    – Nein… er ist da, wo er geblieben… dort ganz allein zurückgeblieben ist… erwiderte Hunt, mit der Hand nach Süden weisend, und seit der Zeit ist die Sonne schon elfmal über diesen Horizont wieder aufgestiegen!«
    Hunt wollte hiermit offenbar die antarktischen Gebiete bezeichnen, doch was war eigentlich seine Absicht?
    »Weißt Du denn nicht, daß Arthur Pym todt ist? sagte der Kapitän Len Guy.
    – Todt! entgegnete Hunt, der dieses Wort mit einer ausdrucksvollen Bewegung begleitete. Nein… hören Sie mich an… ich weiß darum Bescheid.. verstehen Sie mich recht… er ist nicht todt!
    – Aber, Hunt, fiel ich ein, erinnern Sie sich doch… im letzten Capitel der Abenteuer Arthur Pym’s berichtet Edgar Poë ja, daß er ein plötzliches und beklagenswerthes Ende genommen habe!«
    Auf welche Weise das merkwürdige Leben geendet hatte, davon sagt der amerikanische Dichter freilich nichts, und ich betone, das erschien mir von jeher verdächtig. Sollte das Geheimniß dieses Todes jetzt wirklich noch enthüllt werden, da Arthur Pym, wenn man Hunt Glauben schenken konnte, aus dem Polargebiete gar nicht zurückgekehrt war?
    »Erkläre Dich bestimmt, Hunt! befahl der Kapitän Len Guy, der mein Erstaunen theilte. Ueberlege Dir alles… nimm Dir Zeit… und sage deutlich, was Du zu sagen hast!«
    Und während Hunt sich mit der Hand über die Stirne strich, als wollte er halbverlorene Gedanken sammeln, bemerkte ich zu dem Kapitän Len Guy:
    »Es steckt etwas Eigenartiges in dem plötzlichen Auftreten dieses Mannes, und wenn er nicht ein Narr ist…«
    Der Hochbootsmann nickte zu diesen Worten mit dem Kopfe, denn seiner Ansicht nach war Hunt nicht recht bei Verstande.
    »Nein… kein Narr… rief er… die Narren sind da unten in der Prärie… man schont sie, glaubt ihnen aber nicht!… Mir… mir muß man jedoch glauben… Nein! Pym ist nicht todt!
    – Edgar Poë behauptet es aber, antwortete ich.
    – Ja, ja… das weiß ich… Edgar Poë… aus Baltimore… Er… er hat indeß den armen Pym niemals gesehen… niemals!
    – Wie? rief der Kapitän Len Guy, die beiden Männer hätten einander gar nicht gekannt?…
    – Nein!
    – Hat denn Arthur Pym seine

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