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Die Eissphinx

Die Eissphinx

Titel: Die Eissphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Eisblock nach der Insel Tsalal getrieben hatte, führte ihn Wochen auf Wochen längs des inneren Packeisrandes dahin, bis er endlich eine Durchfahrt entdeckte. Glauben Sie mir getrost – ich wiederhole ja nur, was mir Dirk Peters hundertmal erzählt hat – ja… eine Durchfahrt, und dann überschritt er den Polarkreis.
    – Doch jenseits desselben? fragte ich.
    – Unweit davon wurde er von einem amerikanischen Walfänger, dem »Sandy-Hook«, aufgenommen und nach Amerika zurückgebracht.«
    In dieser Weise hatte also – die Angaben Hunt’s als verläßlich angenommen – jenes schreckliche Drama der antarktischen Gebiete, wenigstens in Bezug auf Dirk Peters, seine Lösung gefunden. Nach den Vereinigten Staaten heimgekehrt, war der Mestize mit Edgar Poë, dem damaligen Herausgeber des Southern Literary Messenger, in Verbindung gekommen und aus den Aufzeichnungen Arthur Pym’s war jener wunderbare Bericht entstanden, kein Phantasiegebilde, wie man bisher glaubte, dem aber nur die letzte Lösung des Knotens fehlte.
    Die erfundenen Zuthaten in dem Werke des amerikanischen Schriftstellers bestehen wohl nur in den seltsamen Ereignissen, von denen die letzten Capitel handeln, wenn nicht etwa Arthur Pym in der geistigen Verwirrung der letzten Stunden die wunderbaren und übernatürlichen Erscheinungen jenseits des Dunstvorhangs selbst gesehen zu haben glaubte.
    Doch sei dem, wie es will – eines stand nun fest: Edgar Poë hatte Arthur Pym überhaupt nicht kennen gelernt. Aus diesem Grunde ließ er seine Leser zuletzt auch in der zehrendsten Ungewißheit und hatte jenen »eines plötzlichen, beklagenswerthen Todes« sterben lassen, ohne etwas näheres darüber anzugeben.
    Doch wenn Arthur Pym nicht zurückgekehrt war, konnte man dann vernünftiger Weise annehmen, daß er nicht sehr bald nach der Trennung von seinem Gefährten umgekommen wäre und daß er gar noch lebte, nachdem volle elf Jahre seit seinem Verschwinden verflossen waren?
    »Ja… ja… dennoch!« behauptete Hunt.
    Das erklärte er mit der Ueberzeugung, die ihm Dirk Peters eingeflößt hatte, als Beide den Flecken Vandalia im Staate Illinois bewohnten.
    Jetzt mußten wir uns nur noch fragen, ob denn Hunt seinen Verstand wirklich noch beisammen habe. Offenbar war er es doch gewesen, der in einem Anfalle von Erregung – daran zweifelte ich nicht – in meine Cabine eingedrungen war, wo er mir ins Ohr die Worte geflüstert hatte:
    »Und Pym?… Der arme Pym?«
    Ja, ja… ich träumte damals nicht.
    Kurz, wenn alles, was Hunt gesagt hatte, auf Wahrheit beruhte und er nur der getreue Uebermittler der Geheimnisse war, die Dirk Peters ihm anvertraut hatte, konnte man ihm dann Glauben schenken, wenn er mit gleichzeitig bittender und befehlender Stimme sagte:
    »Pym ist nicht todt!… Pym ist dort!… Der arme Pym darf nicht verlassen werden!«
     

    Ich wies nach dem südlichen Horizonte… (S. 251.)
     
    Als ich mit meiner Befragung Hunt’s zu Ende war, riß sich der tief erregte Kapitän Len Guy endlich aus seinem Nachsinnen los und befahl mit herrischer Stimme.
    »Alle Mann auf Hinterdeck!«
    Als sich die Mannschaft der Goëlette um ihn gesammelt hatte, begann er:
    »Passe jetzt auf, Hunt, und denke an den Ernst der Fragen, die ich Dir noch zu stellen habe!«
    Hunt erhob den Kopf und ließ die Blicke über die Matrosen der »Halbrane« hinschweifen.
    »Du behauptest also, Hunt, alles, was Du uns eben über Arthur Pym mitgetheilt hast, sei völlig wahr?
    – Ja, antwortete Hunt und bekräftigte seine Bestätigung noch durch eine bezeichnende Geste.
    – Du hast Dirk Peters gekannt?
    – Jawohl.
    – Hast mit ihm mehrere Jahre in Illinois verlebt?
    – Neun volle Jahre.
    – Und er hat Dir diese Dinge oft erzählt?
    – Wie ich sagte.
    – Du selbst zweifelst auch nicht daran, daß er die reine Wahrheit gesprochen habe?
    – Nicht im mindesten!
    – Er glaubte, daß William Guy und seine Gefährten alle beim Einsturz der Hügel von Klock-Klock umgekommen wären?
    – Ja… und nach dem, was er mir mitgetheilt hat, glaubte es Arthur Pym ebenfalls.
    – Wo hast Du Dirk Peters zum letzten Mal gesehen?
    – In Vandalia.
    – Ist das schon lange Zeit her?
    – Zwei Jahre.
    – Und wer von Euch beiden – Du oder er – hat Vandalia zuerst verlassen?«
    Hunt schien jetzt mit einer Antwort etwas zu zögern.
    »Wir haben es zusammen verlassen, sagte er schließlich.
    – Und Du, um wohin zu gehen?
    – Nach den Falklands-Inseln.
    – Und er?…
    – Er!« wiederholte

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