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Die Eistoten: Thriller (German Edition)

Die Eistoten: Thriller (German Edition)

Titel: Die Eistoten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Buder
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Hintereck und nicht nach Kempten oder Sonthofen. Wer wusste schon, wo Wittgenstein sonst noch verkehrte. Vielleicht kam er nur nach Hintereck?
    »Sie haben nicht einmal Zeugen befragt!«, sagte Alice und stellte sich vor den Kommissar. Zunächst blieb er wie angewurzelt stehen. Die Flecken in seinem Gesicht schienen sich zu bewegen. Nur Hinterecker selbst durften Hintereck als Scheißkaff bezeichnen. Ein »großkopferter Saupreiß«, wie ihr Großvater all jene nannte, die nördlich der Donau wohnten und vor allem kein Allgäuerisch sprachen, sollten lieber ihren Mund halten.
    »Dabei sollten Sie wissen«, fuhr Alice fort und stellte sich auf die Zehenspitzen, »dass in acht von zehn Fällen der Mörder aus dem nächsten Familienkreis kommt und der Täter sich in fünfzig Prozent der Fälle unter den Zeugen oder Schaulustigen befindet.« Sie wusste nicht, ob dies so war, aber in Hatmans Buch über Ted Bundy hatte sie gelesen, dass Bundy ein Meister im Vorgeben falscher Tatsachen gewesen war. Auch wenn der Kommissar sie nicht ernst nahm, gab es ihm zu denken. Doch das Allerwichtigste war: Er würde nicht das letzte Wort haben.
    »Wer zum Teufel … Die Kleine, die über die Mauer geklettert ist. Du verschwindest jetzt ganz schnell aus der Sperrzone.«
    »Geh nach Hause!«, sagte ihr Vater leise. »Wir treffen uns dann heute Abend.«
    »Hör gefälligst, was dein Vater dir sagt.«
    »Ich bin theoretisch auch schon weg.«
    »Liegt das an den Bergen oder am Wasser«, sagte der Kommissar zu einem Kollegen, der bleich und durchfroren aussah, »oder warum sind die hier so sturköpfig.«
    »Die Gene …«, witzelte Alice.
    »Hau jetzt ab! Saufratz.«
    »Wenn Sie noch einmal meine Tochter beleidigen, dann werden Sie ihr Dienstabzeichen fressen und heute Abend aus dem Klo fischen müssen.«
    »Hast du gehört, Franz? Der Grüne da hat mich beleidigt. Dieser Parkplatzwächter …«
    »Papa, lass die Dumpfbirne.«
    »Wenn du keine Watschen willst, dann verzieh dich schnell«, rief der Kommissar.
    »Ich bin elf«, erwiderte Alice provozierend, »wenn Sie mich schlagen, dann ist es aus mit der Karriere.«
    »Behinderung der Justiz, wie wäre es damit? Dann nehme ich dich erst einmal mit.«
    »Ich bin elf. Sie dürfen mich gar nicht verhaften. Ich darf keine Bücher lesen, die nicht meinem Alter entsprechen, im Kino nur Filme sehen, die unter zwölf sind, und ich brauche die Unterschrift meines Vaters, wenn ich mir etwas kaufe, das über mein Taschengeld hinausgeht. Und da wollen Sie mich verhaften?«
    »Kommissar Engelhardt, gehen wir?«, sagte der andere Zivilbeamte. »Die Kleine hat sie nicht alle … wie die schon aussieht.«
    Alices Vater stand mit offenem Mund da und sah dem BMW des Kommissars nach.
    »Wir haben noch klapprige VW-Passats«, grummelte ihr Vater, »und die Kripo fährt BMW. Egal, meine Beförderung kann ich mir abschminken. Engelhardt lässt mich sicher voll reinlaufen. Dank meiner Tochter.«
    »Irgendjemand muss ihm ja die Meinung sagen. Dieser Angeber.«
    Ihr Vater atmete durch. »Du gehst am besten nach Hause. Wir sehen uns später.«
    Zwei Beamte in Uniform hatten den Tatort mit Absperrband umwickelt. Lange würde es nicht halten. In dieser Nacht hatte sich Lisa angekündigt. Sturmtief mit Schnee. Warum man Stürmen immer Frauennamen gibt? Wozu einem Sturm überhaupteinen Namen geben? Das war zumindest noch sinnloser als Namen für Katzen. Da fiel ihr ein, dass sie die Identität der toten Katze noch nicht geklärt hatte. Wo war der Katzenkadaver geblieben?
    Ohne den Ursprung feststellen zu können, drang ein penetranter Geruch in ihre Nase. Ein fauliger Geruch von Äpfeln, die im Keller verrotten. Dann spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Der Ursprung des Gestanks stand hinter ihr. Ein hässlicher Mund mit gelben Zähnen.
    »Der Gangerl geht um …«

19.
    »Die Eistoten«, sagte Adelheid Grundinger, »kommen wieder … Du solltest nach Hause gehen, Alice, bevor der Gangerl dich sieht. Denn wenn er dich sieht und du ihm gefällst, dann holt er dich.«
    »Ich kann auf mich aufpassen«, antwortete Alice. Die alte Grundinger hatte eine Art, ihren Namen auszusprechen, die ihr sofort eine Gänsehaut bereitete. Alizzzzze. Wenigstens vergaß die Grundinger nicht ihren Namen. Bei ihrem Großvater war sie sich nicht mehr so sicher. Sein Gedächtnis hatte nachgelassen. Besonders am Abend, wenn die Sonne unterging, dann schien auch die Hälfte seines Gedächtnisses zu versinken. Am Abend sah Alice in Großvaters

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