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Die Eistoten: Thriller (German Edition)

Die Eistoten: Thriller (German Edition)

Titel: Die Eistoten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Buder
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passiert?«
    »Eine Tote, in Hintereck.«
    Die Journalistin holte sich eine Cola aus dem Automaten. »Woher weißt du das?«
    »Ich war dabei, als die Polizei sie gefunden hat.«
    »Tod durch Erfrieren?«
    »So sieht es aus. Mehr konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen.«
    »Es ist am 23. Dezember geschehen?«
    »Wahrscheinlich starb sie am 23. Dezember«, sagte Alice, sorgsam darauf achtend, dass sie nicht zu viel ausplauderte. Die Presse war gut, solange sie nicht bei den Ermittlungen störte. Bei den Ermittlungen gegen Bundys hat die Polizei der Presse absichtlich falsche Informationen gegeben, um den Serienmörder zu reizen und aus der Reserve zu locken. Niemand außer Tom wusste, dass sie das tote Mädchen bereits am 23. gefunden hatten. »Gefunden hat man die Tote allerdings gestern.«
    »Weiß man schon, wer die Tote ist?«
    Alice schüttelte den Kopf. »Niemand aus dem Dorf.«
    »Irgendjemand musste das Mädchen doch vermissen? Wir müssen wissen, wer das Opfer ist. Ich melde mich bei dir.«
    »Nein, ich melde mich bei Ihnen. Das ist ein wenig kompliziert.«
    Die Journalistin runzelte die Stirn. Eine Elfjährige mit einer blühenden Phantasie …
    »Kompliziert. Das ist der Fall wirklich. Seit Jakobs Tod hat sich niemand mehr dafür interessiert. Ohne klare Fakten kann ich aber gar nichts machen.«
    »Die bekommen Sie … mehr, als Ihnen lieb sein wird.«

22.
    Der richtige Zeitpunkt ist alles. »Kairos« hieß das bei Aristoteles. Tom nannte es Timing. Und Pech hieß es, wenn man noch bei der letzten Abfahrt von einer Nassschneelawine zerdrückt wurde. Alice, du bist klug … Ja, du bist gleich so klug, dass sie dich in die Klapse stecken wollen. Wach auf, Alice.
    Wenn ihr Vater bereits in der Praxis Schrebers wartete, dann hatte sie verloren. Eine Verrückte, die auf der Flucht war. Kam sie zu früh, dann würde sie die Giftheuschrecke im Vorzimmer löchern. Diesen Mist konnte sie noch weniger gebrauchen als Amalias Geschwafel. Trotz der eisigen Kälte war die Fußgängerzone bevölkert. Die Kaffeehäuser waren voll. Jeder war noch in Weihnachtsstimmung. Der Bürgersteig wurde enger. Alice ruderte durch die entgegenkommenden Mäntel. Jeder versuchte, auf den eisfreien Stellen zu laufen. Zweimal bekam sie einen Ellenbogen gegen den Hinterkopf. Alice hatte nicht einmal Zeit, sich umzudrehen, um den Idioten mit einem Fluch zu belegen. Schon wurde sie weitergespült. Ihr Handy summte in ihrer Jackentasche. Nur nicht ihr Vater! Sie stellte ihn sich vor, wie er vor der Praxis auf und ab lief, neben ihm Schreber, der schon alle Papiere für die Überweisung unterschrieben hatte. Zwangsjackefür Alice. Aufgrund überhöhter Klugheit musste sie vor sich selbst geschützt werden. Sie zog das Handy heraus. Es war Tom. Sie war also noch im Spiel.
    »Hast du den Journalisten gefunden?«, hörte sie ihn. Die Verbindung war schlecht. Der Empfang in Hintereck war nicht besonders.
    »Ja, aber auch nein.«
    »Was heißt ja und nein?«
    »Ich meine, dass deine Adresse stimmte, ich ihn aber nicht angetroffen habe. Wo hast du übrigens die Informationen her? Die Telefonnummer Mulders muss absolut vertraulich gewesen sein. Die haben sich gewundert, wie ich zu der Nummer gekommen bin.«
    »Ich habe ihr Archiv gehackt. Seit ein paar Monaten haben sie alle Mitarbeiterdaten online, in einem einfachen Netzwerk. War einfach, weil sie ein WLAN benutzen mit schlappem WPE-Code. Den hatte ich in ein paar Stunden geknackt. Von da konnte ich an alle Rechner der Redaktion. Von Netzwerksicherheit haben die noch nie etwas gehört.«
    »Tom, halt mal die Luft an, und hör mir zu«, sagte Alice, während sie auf die Eisflächen wechselte, wo weniger Gegenverkehr herrschte.
    »Ja, ja, bin schon da.«
    »Du musst auf dich aufpassen. Wenn jemand ums Haus schleicht, dann geh auf keinen Fall raus. Sperr dich ein.«
    »Alice, ich habe zwei Bücher von Bruce Lee und Wurfsterne. So leicht bekommt mich keiner.« Tom äffte einen Kampfschrei nach, es hörte sich so an, als hätte er mit dem Fuß gegen einen Stuhl getreten.
    »Keine Sorge, ich war nur kurz draußen, weil da jemand durch den Garten geschlichen ist. Das war der Hausmeister. Vom Innenhof sieht er in den Wintergarten der Sauna. Die Nackertenwill er sehen. Der Arme ist ganz verrückt. Ist schon über sechzig und kriegt keine Frau mehr ab. Meine Mutter hasst ihn, weil er muffelt wie ein feuchter Reisekoffer. Doch mein Vater hält ihn für ein technisches Genie, der alles reparieren kann.

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