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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Tragödie«, war Brass Shelian überzeugt. »Wir tun gut daran, uns gefühlsmäßig nicht an eines der kurzlebigen Geschöpfe zu binden. Immer wieder spreche ich beispielsweise mit Elbenkriegern der elbianitischen Kavallerie, die eine zu große innere Nähe zu ihren Pferden zugelassen haben und dann bei deren Tod in einen Zustand der Verzweiflung geraten, der dem berüchtigten Lebensüberdruss, wie er früher grassierte, gefährlich ähnlich werden kann.«
    Magolas lächelte matt, als er begriff, dass es für Brass Shelian wahrscheinlicher war, dass ein Elben-Kavallerist um sein Pferd trauerte, als dass er sich in eine Menschenfrau verliebte – wobei noch zu bedenken war, dass Pferde aus der speziellen Elbenzucht bereits erheblich älter wurden als die wildlebenden oder von den Rhagar benutzten Tiere.
    Brass Shelian fuhr fort: »Aber ich frage mich, ob wir langlebigen Elben tatsächlich besser dran sind. Unser Volk brach von der Küste der alten Heimat Athranor auf, um Bathranor zu finden…«
    »Die Gestade der Erfüllten Hoffnung«, murmelte Magolas.
    »Doch auch nach einer Ewigkeit auf See entdeckten wir Bathranor nicht, was Euren Vater dazu bewog, die Suche aufzugeben und das neue Reich der Elben im Zwischenland zu errichten.«
    »Das ist Teil der Überlieferung geworden…«
    »Aber glaubt Ihr, jener Teil der Elbenheit, der unter der Führung von Fürst Bolandor weitersegelte, um den Traum von Bathranor doch noch verwirklicht zu sehen, hat inzwischen die Gestade gefunden?«
    »Ich habe keine Ahnung«, gab Magolas freimütig zu. »Das sind alles Ereignisse, die vor unserer Geburt geschahen und die ich daher nur aus Erzählungen kenne. Der Traum von Bathranor hat für mich nie eine Rolle gespielt.« Eigenartig, dachte Magolas, er sprach noch immer von unserer Geburt; sein Zwillingsbruder Andir war auf gewisse Weise also immer präsent.
    »Ich glaube, Fürst Bolandor und jener kleine Teil der Elbenheit, der an Bord weniger Schiffe weitersegelte, hat schon damals, bei der Ankunft im Zwischenland, gar keine Vorstellung mehr davon gehabt, wonach sie eigentlich suchten.
    Der Traum von Bathranor wurde während der Seereise zu einem Synonym für eine völlig unrealistische, der Fantasie und nicht der Weisheit der Namenlosen Götter entsprungene Vision, deren Beschwörung schließlich zu einem erstarrten, leblosen Ritual wurde. Ich kann mir daher nicht vorstellen, dass der Fürst und die Seinen Bathranor je gefunden haben –
    weil es nicht existiert.«
    »Kehren wir zum Ausgangspunkt meiner Frage zurück«, forderte Magolas.
    »In dem, was ich sagte, geht es genau um diesen Punkt: Man kann auch ein Leben, das Ewigkeiten währt, verschwenden.
    Die Bathranor-Getreuen der Elbenheit sind dafür ein erschreckend deutliches Beispiel.«
    Magolas atmete tief durch. Er begriff durchaus, worauf Brass Shelian hinauswollte, aber das war es nicht, was den Königssohn interessierte. Andererseits scheute er sich auch davor, offener mit dem Schamanen zu sprechen.
    »Gibt es irgendeine Möglichkeit, die Lebensspanne von kurzlebigen Geschöpfen zu verlängern?«, fragte er zaghaft.
    »Ich habe bereits angefangen, die magische Literatur unseres Volkes daraufhin zu studieren, aber offenbar hat sich mit dieser Frage bisher noch kein Elb befasst.«
    »Es sei denn, er ist Pferdezüchter«, sagte Brass Shelian. »Bei den Pferden aus der Elbenzucht ist es gelungen, die Lebensspanne der Tiere um das Doppelte ihrer natürlichen Länge zu erweitern, sodass Kavalleristen seltener Anlass zur Trauer haben.«
    Davon hatte Magolas gehört. Er selbst hatte jedoch nie eine sonderlich starke innere Verbindung zu Pferden verspürt, sodass es ihm eigentlich gleichgültig war, wie lange sie lebten.
    In der Vergangenheit hatten ihm seine Pflichten als Königssohn ohnehin wenig Gelegenheit zu ausgedehnten Ausritten gegeben, sodass es selten genug vorkam, dass er ein Pferd zweimal ritt.
    »Ich spreche von einer Rhagar-Frau, die ich liebe!«, gestand Magolas schließlich mit glühendem Herzen, ungeachtet der Gefahr, welche Gerüchte bei Hofe er vielleicht damit auslöste.
    Brass Shelians Gesicht wirkte zuerst erschrocken, dann nachdenklich. An manchen der Empfänge für die Gäste aus Aratan hatte er teilgenommen, aber offenbar war ihm am Umgang des Elbenprinzen mit der Rhagar-Prinzessin nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Vielleicht deshalb, weil ihm der Gedanke allein einfach zu absurd erschien.
    »Ich fürchte, ich muss Euch enttäuschen«, antwortete er

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