Die Elben - 02 - Die Könige der Elben
Isidorn neben dem Waffenmeister stehen, und es war nur allzu deutlich zu erkennen, dass sich bei der Erwähnung seines Sohnes das Herz des Herzogs schmerzhaft zusammengezogen hatte. Er verging nahezu aus Sorge um Asagorn. Keandir zog es vor, kein Wort mehr zu diesem Thema zu sagen, und warf Thamandor stattdessen nur einen zornigen Blick zu. Der schaute zur Seite und schwieg ebenfalls.
Eigentlich wäre es für die Elben an der Zeit gewesen, selbst ein Lager aufzuschlagen, aber an diesem Ort des Grauens oder in seiner Nähe wollten vor allem die Zentauren nicht nächtigen; Häuptling Damaxos befürchtete, dass überlebende Trorks möglicherweise zurückkehren würden, um sich zu rächen. »An Euren Eldran-Geistern, wie immer die auch in dieses Land und in diese Sphäre gelangt sein mögen, können sie diese Rache nicht vollziehen, also werden sie sich an Euch halten. Und was uns angeht, so hassen und bekämpfen die Trorks uns schon seit Jahrtausenden!«
Adrasir der Fährtensucher und Bogenschütze hingegen warnte davor, den Weg bei Dunkelheit fortzusetzen, da man die wilderländische Fauna und Flora zu schlecht kannte, aber Keandir gab schließlich dem Drängen der Zentauren nach.
Der Zug überquerte den Bach. Die Elben mit ihrem feinen Gehör achteten inzwischen genau auf das Rascheln der Flügelschlangen im Gras, sodass die Gefahr, die von diesen giftigen Kriechtieren ausging, deutlich reduziert war.
Bis Mitternacht ging es weiter. Bis dahin stand der Mond hell am Himmel, dann schoben sich dunkle Wolken am Himmel zusammen, und es wurde so finster, dass sich selbst die Elben nur noch mit Mühe orientieren konnten. Also wurde bei einer Gruppe uralter knorriger Bäume haltgemacht, und Lagerfeuer wurden entzündet in der Hoffnung, dass die Flammen zumindest den Großteil der wilderländischen Nachträuber auf Abstand halten würden. Für die Flügelschlangen schien das tatsächlich zu gelten, doch ganz in der Nähe hörte man immer wieder die Schreie von Riesenvögeln.
»Ein paar Zentauren, die es schafften, aus dem Wilderland zurückzukehren, behaupten, dass die Vögel nachtblind seien«, erzählte Häuptling Damaxos. »Möglich, dass sie nur am Tag eine Gefahr sind.«
»Nicht solange man sie geistig im Griff hat, so wie es unser König kann«, erwiderte Thamandor.
Der Zentaurenhäuptling lachte daraufhin dröhnend. »Lasst diese Tiere nur mal in Panik geraten, was leicht geschehen kann, dann möchte ich denjenigen sehen, der auch nur noch eine dieser Kreaturen geistig kontrollieren kann!« Damaxos wurde wieder ernst und schaute dem Waffenmeister direkt ins Gesicht. »So erstaunlich manche Fähigkeiten Eures Volkes auch sein mögen, Ihr solltet sie nicht überschätzen.«
»Meine Fähigkeiten beschränken sich im Wesentlichen auf handwerkliche Bereiche«, erwiderte der Waffenmeister und Erfinder. »Und es ist kaum Magie in mir oder Zauberkraft, die ich überschätzen könnte.«
Keandir bekam von alledem kaum etwas mit und lauschte stattdessen angestrengt den Geräuschen des Wilderlands. Ganz weit in der Ferne waren Schritte zu hören, die so gewaltig waren, dass sie nur von den Riesenmammuts stammen konnten. Der Wind frischte auf und bog die Riesenschachtelhalme, und ein Chor von Lauten drang aus der Dunkelheit. Keandir lauschte besonders nach Geräuschen, die sich mit den Trorks in Verbindung bringen ließen, aber auch nach dem so seltsam hallenden Hufschlag eines Eldran-Reiters.
Beides vermochte er in dieser Nacht nicht wahrzunehmen.
Doch da war etwas anderes. Schritte, so leichtfüßig, dass selbst die Schritte eines Elbenkindes dagegen schwerfällig und plump wirkten. Bewegungen, die so geschmeidig und lautlos waren, dass man kaum erahnen konnte, dass da irgendwo zwischen den Büschen und Schachtelhalmen überhaupt etwas war.
Jemand war, korrigierte sich Keandir in Gedanken. Er erhob sich von seinem Platz am Feuer. Die anderen sahen ihm nach und steckten daraufhin die Köpfe zusammen.
Keandir wandte sich an den Fährtensucher Adrasir, der während seiner Zeit in Lirandils Schule eine ganz besondere Übung des Gehörs erfahren hatte, sodass er insbesondere Geräusche in freier Natur noch weitaus besser zu interpretieren vermochte als die meisten anderen Elben.
Keandir brauchte nicht ein einziges Wort zu sagen, denn Adrasir schien zu wissen, weshalb der Elbenherrscher ihn aufsuchte. »Ihr habt es auch gehört, mein König. Und das, ohne je in Lirandils Schule gewesen zu sein.« Die Worte Adrasirs waren
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