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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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gedient gewesen. So hatte ich immer die Hoffnung, dass sie vielleicht doch noch eine Lösung finden…«
    Keandir atmete tief durch. Er trat an die Zinnen des Turms, während ihm der kühle Wind um die spitzen Ohren blies. Er murmelte eine Formel, die ihm etwas mehr Bodenhaftung verlieh und das Risiko minimierte, dass ihn eine tückische Böe einfach fortriss.
    Inzwischen waren Tausende von Fackeln zu sehen, und es wurden noch immer ständig mehr. Der Wind trug das Kriegsgebrüll der Trorks bis an Keandirs Ohren – ein dissonanter Chor rauer Stimmen, die dumpf klingende Laute und lang gezogene Kampfschreie von sich gaben, die sich zu einem schauderhaften Gesamtklang vermischten. Für Elben, deren Gehör an die feinsinnigen Kompositionen eines musikalischen Genies wie Gesinderis dem Gehörlosen gewöhnt war, bedeutete diese Art von klanglicher Barbarei eine Qual.
    Herzog Isidorn stand neben seinem König, und auch er sah die immer zahlreicher werdenden Fackeln. »So viele waren es noch nie«, bekannte er. »Es ist ihre übliche Taktik: Kleinere Trupps dringen in die Stadt ein, indem sie bei schlechtem Wetter die Mauern überklettern und die Wachen niederkämpfen, und dann versuchen sie von innen die Tore zu öffnen.«
    »Ich fürchte, diesmal sind sie so zahlreich, dass weitere Gruppen die Mauer überklettern könnten.« Keandir sah den Herzog erneut direkt an und gebot: »Lasst Waffenmeister Thamandor herrufen!«
    »Nein!«, entfuhr es Isidorn, der sich schon denken konnte, was der König vorhatte. »Ihr wollt die neue Waffe einsetzen, und ich weiß, dass Ihr der König seid und nominell die Befehlsgewalt habt. Aber ich bitte Euch, dies nicht zu tun.
    Waffenmeister Thamandor genießt einen verheerenden Ruf und…«
    »Es muss bald geschehen«, unterbrach Keandir den Herzog von Nordbergen. »Seht Ihr nicht, wie zahlreich die Feinde sind? Wenn sie an weiteren Stellen die Mauern überwinden, wird es kaum noch möglich sein, sie abzuwehren. Ihr könntet nicht einmal flüchten, Herzog Isidorn. Die Schiffe im Hafen könnten bei dem Sturm nicht auslaufen!«
    Isidorn schluckte. Bis zum Horizont waren inzwischen die Fackeln der Trorks zu sehen. Brandpfeile stiegen in den Himmel und erinnerten an Funkenschlag. Der Abwehrzauber der Elben löschte fast alle, die die Stadtmauern überflogen. Die wenigen, die es dennoch brennend über die Mauern schafften, weil es Lücken in den magischen Kraftfeldern gab, verloschen durch den Wind und die Feuchtigkeit. Doch die Trorks versuchten es immer wieder.
    »Ich habe nie geahnt, dass es so viele von ihnen gibt«, murmelte Isidorn schaudernd.
    Hornsignale von mehreren Stellen der Süd- und der Ostseite der Stadtmauern signalisierten, dass es weiteren Gruppen von Trorks gelungen war, die Mauern zu überwinden. Sie nutzten dafür lange Holzstäbe, mit denen sie sich hinauf zu den Brustwehren schwangen.
    Hauptmann Rhiagon hatte unterdessen die Truppe der Armbrustschützen in mehrere Gruppen aufgeteilt. Unter den tausend Kriegern, die an Bord der acht Schiffe den Nur hinaufgesegelt waren, befanden sich etwa hundert Einhandarmbrustschützen, alle sorgfältig ausgebildet und mit den Besonderheiten dieser Waffen auf das Beste vertraut.
    Allerdings trug jeder dieser Schützen lediglich eine Einhandarmbrust; einzig und allein Waffenmeister Thamandor war es vorbehalten, zwei dieser Waffen zu tragen. Es gab einfach noch nicht genug von diesen praktischen und leicht zu handhabenden Waffen. Die Fertigungszeit der Armbrüste ließ sich kaum noch weiter verkürzen. Das galt auch für die Bolzen, die beinahe noch komplizierter herzustellen waren als die Waffen selbst. Wenn jeder Schütze nur eine dieser Armbrüste trug, konnte insgesamt eine größere Zahl von Schützen aufgestellt werden.
    Siranodir mit den zwei Schwertern hingegen führte einen konventionell mit Schwert, Bogen und gewöhnlicher Armbrust ausgerüsteten Trupp von Elbenkriegern an. In der Stadt schien Chaos zu herrschen.
    Während die Truppen an den Stadtmauern wohlkoordiniert vorgingen, herrschte überall sonst eine Mischung aus Panik und blindem Aktionismus, und Siranodir hatte den Eindruck, dass so mancher der lokalen Kommandanten seiner Aufgabe nicht gewachsen war.
    Vielleicht lag es daran, dass die meisten von ihnen lange nach der Schlacht an der Aratanischen Mauer geboren worden waren und – abgesehen von ein paar kleineren Scharmützeln –
    noch nie tatsächlich in den Kampf hatten ziehen müssen. Dazu kam der ermüdende

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