Die Elben - 02 - Die Könige der Elben
Belagerungskrieg, den die Trorks seit geraumer Zeit gegen die Stadt Turandir führten – und das Bewusstsein, dass eine ganze Armee von Kriegern bereits bei dem Versuch ihr Leben verloren hatte, die Stadt zu verlassen und den Belagerungsring zu sprengen.
Zusammen mit seinem Trupp erreichte Siranodir eine der Stellen, an denen es die Trorks geschafft hatten, mit Hilfe recht einfacher Mittel die Mauern von Turandir zu überwinden. Ein durchschnittlicher Trork überragte einen Elben von mittlerem Wuchs um gut ein Drittel. Dazu waren sie breiter und derart mit Muskeln bepackt, dass ihre körperliche Überlegenheit außer Frage stand.
Blasse Geschöpfe waren sie – fellbehangen, ausschließlich mit Waffen aus Stein und Holz ausgerüstet. Das zottelige Haar fiel ihnen oft in die Gesichter. Gesichter, die bei genauerem Hinsehen gar keine Gesichter waren, denn ihnen fehlten jegliche Augen. Die Stirn begann übergangslos über den Wangenknochen, wo sich der Knochenschild des Schädels leicht wölbte. Nur wenige von ihnen waren mit vergleichsweise primitiven Bögen ausgestattet. Die Pfeile hatten – sofern sie nicht als Brandpfeile dienten – Steinspitzen, deren Durchschlagskraft allerdings nicht zu unterschätzen war.
Ein paar von ihnen benutzten Schleudern und schossen damit scharfkantige Steine ab. Ihre wichtigste Waffe aber blieb die Körperkraft, denn mit einem einzigen Hieb einer Streitaxt vermochte ein Trork problemlos den ungeschützten Schädel eines Elben zu spalten.
Siranodir hatte gerade seine Schwerter gezogen, als neben ihm ein elbischer Bogenschütze von einem Stein aus einer Schleuder getroffen wurde. Siranodir stellte sich kämpfend vor ihn, um ihn zu schützen, auch wenn dieser Gefährte – sein Name war Hanadlorn – in seinem Blut am Boden lag. Solange noch Trorks in der Nähe waren, konnte sich kein Heiler um ihn kümmern. Nicht einmal die waghalsigen und eigens für dieses Handwerk ausgebildeten Kriegsheiler, die auf Verwundungen während des Kampfes spezialisiert waren. Siranodir drosch mit seinen zwei Klingen wohlkoordiniert und gut aufeinander abgestimmt auf die trorkischen Gegner ein, die von allen Seiten auf ihn einstürmten. Insgesamt drei Trorks hatten sich auf ihn fixiert. Sie kreisten ihn ein, belauerten ihn und parierten die Schläge und Stiche seiner beiden Schwerter, denen Siranodir die Namen »Hauen« und »Stechen« gegeben hatte.
Ein trorkischer Waffenarm landete mitsamt der gewaltigen Keule aus wilderländischem Dunkelholz auf dem Pflaster Turandirs. Die Klingen »Hauen« und »Stechen« wirbelten so schnell durch die Luft, dass es selbst einem elbischen Auge schwergefallen wäre, ihnen zu folgen. Köpfe rollten über die basalthaltigen dunkelgrauen Pflastersteine. Trorkblut spritzte hoch auf, und die Gegner stießen mit ihren grollenden Stimmen Todesschreie aus.
Ein Speer mit geschliffener Steinspitze streifte Siranodirs Ohr; im letzten Moment war es ihm gelungen, den Kopf zur Seite zu nehmen, sodass der Speer ihn nicht ins Gesicht traf.
Elbenblut lief ihm über den Hals. Er murmelte eine magische Formel, die unter Elben zum allgemein verbreiteten Wissen gehörte, um den Heilungsprozess zu unterstützen. Dass der Effekt nicht sehr groß sein würde, war Siranodir durchaus klar.
Denn erstens konnte Siranodir seinen Versuch nicht mit jenen Kräften unterstützen, deren Beherrschung elbische Heiler in langen Jahren der Ausbildung erlernt hatten, und zweitens befand sich Siranodir nach wie vor mitten im Kampfgeschehen, sodass er nur einen Teil seiner Konzentration dem Heilungszauber widmen konnte.
Er machte einen Ausfallschritt nach vorn und tötete mit einem Stich der Klinge »Hauen« einen trorkischen Gegner, während er gleichzeitig mit »Stechen« den Schlag einer Steinaxt abwehrte, die so gewaltig und monströs war, dass sie selbst von den muskelbepackten Armen eines Trorks beidhändig geführt werden musste. Das Schwert »Stechen«
traf auf den Axtstiel, der aus einem so harten Holz war, dass selbst Elbenstahl es nicht ohne Weiteres zu durchdringen vermochte. Der Axthieb des Trork wurde zur Seite abgelenkt, während Siranodir die Klinge »Hauen« aus dem Leib des anderen Trork zog und in den Körper des Steinaxtkämpfers trieb. Ein gurgelnder Laut kam aus dessen Mund, gefolgt von einem Schwall Trorkbluts, der Siranodirs Brustharnisch besudelte.
Gleichzeitig wurde er von der anderen Seite angegriffen. Der Angreifer war selbst für einen Trork recht groß. Unter den
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