Die Elben - 02 - Die Könige der Elben
Elbenkriegern hatte er mit einer Keule und einer Steinaxt grausam gewütet. Seine langen Arme verliehen seinen Waffen eine Reichweite, die es sehr schwer machte, ihn mit einem Schwert von gewöhnlicher Länge zu erreichen.
Siranodir sah die Keule aus den Augenwinkeln auf sich zusausen. Er ahnte, dass er es nicht schaffen würde, »Hauen«
und »Stechen« schnell genug herumzureißen, um den furchtbaren Schlag abzuwehren.
Doch der riesige Trork blieb plötzlich wie erstarrt stehen.
Seine beiden Waffen – die Keule und die Axt – waren von so immenser Größe, dass sie selbst von einem gewöhnlichen Trork nur beidhändig hätten geführt werden können. Aber für diesen riesenhaften Barbaren schien das nicht zu gelten. Er hatte beide Waffen mit einer Leichtigkeit geschwungen, die bei Elben allenfalls bei der Handhabung der Rapiere zu beobachten war, deren zweischneidige Klingen zur Gewichtsersparnis perforiert waren und die gerade unter jüngeren Elbianitern immer mehr in Mode kamen. Ältere Elben hingegen vertraten zumeist die Ansicht, dass Rapiere gar keine richtigen Waffen seien, und lehnten sie ebenso ab wie Klingen aus besonders leichtem Elbenstahl, aus dem zum Beispiel Waffenmeister Thamandors »Leichter Tod« gefertigt war.
Anstatt nach vorn zu sausen und den Schädel Siranodirs zu treffen, blieb die Riesenkeule zunächst hoch erhoben in der Luft stehen, während die Steinaxt zu Boden fiel. Der Trork brüllte auf. Der Bolzen einer Einhandarmbrust steckte ihm in der augenlosen Stirn. Der Schädelknochen war an dieser Stelle offenbar so widerstandsfähig, dass er selbst dieses Geschoss zumindest aufhalten konnte. Die Wucht des Aufpralls ließ den Trork jedoch einen Schritt zurücktaumeln, während das magische Gift bereits zu wirken begann. Zischend zerfraß es den Kopf des Trork, der sich innerhalb von Augenblicken auflöste. Sein Körper stürzte zu Boden, während sich das magische Gift weiter voranbrannte.
Siranodir wirbelte herum und erblickte Hauptmann Rhiagon, der sogleich daranging, seine Waffe nachzuladen. »Ihr solltet Euch auch an dieser Waffe ausbilden lassen«, schlug der Kommandant der Garde der Armbrustschützen vor. »Ich bin überzeugt, dass die Manufaktur von Waffenmeister Thamandor Euch bevorzugt beliefern wird!«
»Ich danke Euch, werter Rhiagon«, erwiderte Siranodir mit den zwei Schwertern. »Aber ich kämpfe schon seit Ewigkeiten mit ›Hauen‹ und ›Stechen‹ und werde daran auch in den nächsten tausend Jahren nichts ändern. Schließlich haben mich diese Klingen bisher ausreichend verteidigt und mir das Leben erhalten!«
Rhiagon zuckte mit den Schultern, während er die Einhandarmbrust spannte. »Ich wusste nicht, dass selbst seegeborene Elben derart konservativ sein können, dass sie lieber ihren raschen Tod in Kauf nehmen, statt etwas Neues zu akzeptieren. Ehrlich gesagt habe ich so bisher nur von den Athranor-Geborenen unseres Volkes gedacht.«
»Bei allem Dank, den ich Euch schulde, Ihr seid einem alten Kämpfer gegenüber reichlich respektlos!«, entgegnete Siranodir.
»Verzeiht, aber es ist die Sorge um Euch und das Unverständnis für Eure Haltung, die mich das sagen ließ.
Vielleicht überdenkt Ihr Letztere ja noch, sodass Euch ein Leben vergönnt sein mag, dass so lange währt, wie es bei dem legendären Brass Elimbor der Fall war«, erwiderte Rhiagon, dessen Waffe nun wieder einsatzfähig war.
Inzwischen hatte sich ein Kriegsheiler um den Bogenschützen Hanadlorn gekümmert und dessen Blutungen gestillt. Träger eilten herbei, um ihn fortzuschaffen, denn er war nicht in der Lage, selbst zu gehen.
Der Kriegsheiler – sein Name war Eónatorn – wandte sich an Siranodir. »Auch Ihr seid verwundet!«
Siranodir betastete sein Ohr. »Nur ein Kratzer. Ich glaube, es gibt andere, die Eurer Hilfe dringender bedürfen.«
Doch Eónatorn ließ sich nicht davon abhalten, Siranodir das mit einer Heiltinktur bestrichene Blatt einer mittel-elbianitischen Trauereiche auf die Wunde zu legen, was den Heilungsprozess beschleunigen sollte.
Dutzende von erschlagenen Trorks lagen auf dem Pflaster, und ihr Blut rann zwischen den Steinen entlang.
»Es scheint so, als wäre die Angriffswelle erst einmal verebbt«, meinte Hauptmann Rhiagon.
Aber schon ertönten erneut Hornsignale, die von Angriffen an anderer Stelle kündeten.
»Ich glaube, Ihr habt Euch zu früh gefreut«, entgegnete Siranodir mit den zwei Schwertern, der »Hauen« und
»Stechen« inzwischen wieder in die über
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