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Die Elefanten Hannibals

Die Elefanten Hannibals

Titel: Die Elefanten Hannibals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Nemirowski
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Schlachtpläne gehorsam ausführen. Im Leben ist alles anders." 
     
     
Zweikampf
     
    Hannibal machte sich Sorgen. Die Kundschafter, die er ausgesandt hatte, waren mit der Nachricht zurückgekehrt, daß der römische Konsul Publius Scipio auf dem Seeweg aus Marseille mit einer kleinen Truppeneinheit im Hafen von Pisa gelandet wäre. Dort hätte er seine Leute mit den Legionen vereinigt, die an der Nordgrenze von Italien stationiert waren, und wäre mit dem gesamten Heer zur Poebene marschiert. 
    Zur Zeit waren die beiden Heere nur noch drei Tagesmärsche von einander entfernt. Meine Truppen haben sich von dem anstrengenden Alpenübergang noch nicht erholt, sagte sich Hannibal. Und wenn ich gleich die erste Schlacht verlöre, würden die Gallier Reißaus nehmen wie Hasen aus einem zerlöcherten Korb.
    Er beschloß, einen zweiten Appell abzuhalten. Er mußte den Kriegern klarmachen, daß sie in der kommenden Schlacht nicht nur für die Handvoll Silber kämpfen würden, die sie an jedem Neumond erhielten, sondern um ihre eigene Freiheit, um ihr Leben. Sie mußten erkennen, daß es für sie keine Rückkehr in die Heimat gab und jede Gefangennahme gleichbedeutend war mit Sklaverei, Ketten und Leiden. Hannibal wußte, daß die Söldner lange Reden verabscheuten. Am besten verstanden sie die Sprache der Tat. Und er faßte einen Entschluß. 
    „Laß das Heer antreten und stell die Gefangenen, die wir neulich bei Turin gemacht haben, davor auf", sagte er zu Magon. Der Bruder gehorchte.
    „Dukarion", befahl Hannibal seinem Dolmetscher, nachdem das Heer angetreten war, „sage den Gefangenen: Wer seine Freiheit und das hier erhalten will" - er zeigte auf Pferde und Waffen -, „soll vortreten und in Gegenwart des Heeres mit einem Stammesgenossen einen Zweikampf ausfechten."
    Als Dukarion übersetzt hatte, traten fast alle Gefangenen vor.
    „Das sind zuviel", wehrte Hannibal ab. „Zwei genügen. Laß das Los entscheiden."
    Das Los fiel auf zwei junge Männer, die vor Freude strahlten. Die übrigen Gefangenen senkten finster den Kopf.
    Auf einen Befehl Hannibals schlugen die Schmiede den beiden die Fesseln von Armen und Beinen. Dann wurden ihnen Schwerter gegeben.
    Sie wußten, daß sie in Kürze frei sein würden. Der erste würde heimkehren und seine Lieben in die Arme schließen können, den zweiten würde der Tod von jeder Qual erlösen.

    Der Kampf begann. Die Gallier umkreisten sich mit gezückten Schwertern. Ihre Gesichter brannten vor Kampfeswut, als wären sie nicht Stammesbrüder, sondern erbitterte Feinde. Ein Schwerthieb folgte dem anderen, aber am Anfang gelang es beiden Kämpfern, ihnen auszuweichen. Die Erregung der zuschauenden Krieger wuchs. Sie quittierten die Hiebe mit zustimmenden oder empörten Rufen, traten aus dem Glied und schlossen um die Kämpfer einen Kreis. Plötzlich sprang der eine vor, versetzte seinem Gegner einen fürchterlichen Stoß, wurde jedoch gleichzeitig in die Schulter getroffen. Doch das hinderte ihn nicht, sein Schwert auf den Kopf des anderen niedersausen zu lassen. Ein Schrei brach aus tausend Kehlen.
    Der Getroffene hielt sich noch ein paar Augenblicke auf den Beinen. 
    Das Blut strömte ihm über das Gesicht. Dann stürzte er zu Boden. 
    Der Sieger blieb mit gesenktem Schwert vor ihm stehen, wortlos, entsetzt über das, was er getan hatte. Dann blickte er haßerfüllt zu Hannibal hinüber und ging langsam zu seinen Trophäen. 
    Hannibal hob die Hand. Es wurde still.
    „Auch ihr habt diese Wahl!" rief er. „Sklaverei!" Er zeigte auf die Gruppe der Gefangenen. „Tod!" Er wies auf den blutigen Leib des sterbenden Galliers. „Oder Sieg" Und er streckte beide Hände nach dem Sieger aus. 
    Dieser hatte inzwischen den schimmernden Helm aufgesetzt, die Rüstung angelegt und sich aufs Pferd geschwungen.
    Das war die kürzeste Rede, die Hannibal jemals hielt. Und die überzeugendste. Sie machte den Kriegern klar, daß sie in der nächsten Schlacht um ihr Leben kämpfen mußten und jeder Versuch, durch die Flucht ihre Heimat zu erreichen, sinnlos war, weil hinter ihnen todbringende Berge und feindselige Stämme waren.
     
     
Das erste Gefecht mit den Römern
     
    Am Ticino, einem Nebenfluß des Po, ließ Konsul Publius Scipio ein befestigtes Lager bauen und daneben eine Brücke über den Fluß schlagen. Anschließend unternahm er mit einer kleinen Einheit einen Erkundungsritt. Die Kavallerie ging in einer gekrümmten Linie vor - die Mitte vorn, die beiden äußeren Enden

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