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Die Elefanten Hannibals

Die Elefanten Hannibals

Titel: Die Elefanten Hannibals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Nemirowski
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ihnen aufmunternd zu, denn er kannte ihre Leidenschaft für dieses Getränk.
    Die Afrikaner - was für ein trauriger Anblick! Meine Afrikaner! pflegte er sie in Gedanken oder im engsten Freundeskreis zu nennen, weil er sich seiner übergroßen Liebe zu diesen tapferen, treuen Menschen schämte. Aber waren die Männer vor ihm seine Afrikaner? In Lumpen gehüllt, die Füße umwickelt mit Fetzen, durch die das Blut sickerte, Gesichter und Hände mit blauen und schwarzen Flecken bedeckt, als wären sie gebrandmarkte Sklaven. Am liebsten hätte Hannibal die geballten Fäuste gegen den Himmel geschüttelt und den Göttern zugeschrien: Was habt ihr mit meinen Afrikanern gemacht? Gebt mir meine Afrikaner wieder! - Aber er verbarg die geballten Fäuste auf dem Rücken und sagte laut: „Einstmals, es ist schon lange her, kämpften wir Afrikaner gegen die griechische Stadt Kyrene, die nördlich von Karthago liegt, um einen strittigen Landstreifen zwischen unseren Gebieten. Als die Kämpfe unentschieden blieben, ließen sich zwei unserer Brüder lebendig in jenem Landstreifen begraben, auf daß er für immer zu unserer afrikanischen Heimat gehöre." Er musterte die gelichteten Reihen der Afrikaner. „Ihr habt viele Brüder verloren", fuhr er fort. „Sie starben auf dieser fremden Erde, auf daß sie für immer zu unserer afrikanischen Heimat gehöre."
    Die balearischen Schleuderer. Hannibal machte einen Witz in ihrer Sprache, und sie lachten, daß die schwarzen Schnüre auf ihren mageren Leibern hüpften.
    „Was hat er gesagt?" wurde aus anderen Abteilungen gerufen.
    „Das war in unserer Sprache gesprochen und galt nur uns!" war die stolze Antwort.
    Die Numidier. Sechstausend waren noch übrig. Sie hatten die geringsten Verluste erlitten. Es war sinnvoll gewesen, sie so zu hüten. Zwar hatten viele ihre Pferde eingebüßt, aber in diesem Lande würde man genügend neue Pferde für sie finden.
    Die Kampfelefanten. Sie wiegten anklagend die Köpfe, als wollten sie sagen: Was hast du mit uns gemacht, Hannibal? Wir sind nur noch siebzehn. Und wir können uns kaum auf den Beinen halten. 
    „Richad", fragte Hannibal, „werden sie es überleben?" 
    Der Inder verneigte sich tief. „Ja, vorausgesetzt, daß du ihnen mindestens zwei Wochen Ruhe gönnst. Hier ist das Gras hoch und saftig, so daß sie sich satt fressen könnten!"
    Zwei Wochen Ruhe brauchen die Elefanten ebenso wie die Menschen! dachte Hannibal. Zwei Wochen, dann werde ich wieder ein wirkliches Heer besitzen. Doch was würde geschehen, wenn mir die Römer diese zwei Wochen Ruhe streitig machten? Dann wäre alles aus. Dann wären alle Mühen und Opfer umsonst. 

    Hannibal verkürzte sich die Ruhetage mit einem Spiel, das Richad ihm einst in Iberien beigebracht hatte. Der Inder nannte es Tschaturanga, was in der Übersetzung „Vier Waffengattungen" hieß, und es war ein Vorgänger des Schachspiels. Auf einem Holzbrett, das in Quadrate aufgeteilt war wie ein römisches Feldlager, wurden schwarze und weiße Elfenbeinfiguren einander gegenübergestellt - Fußsoldaten, Reiter, Kriegselefanten und quadratische Wandeltürme. Die beiden Heere wurden von je einem König und einer Königin befehligt. Tschaturanga war ein ernstes, kluges Spiel, und Hannibal spielte es so gut, daß er Richad, seinen Gegner, meistens besiegte.
    „Ich kann nicht verstehen", sagte er zu Magon, „warum dir das Tschaturanga nicht gefällt! Was hast du vom Würfelspiel, dem du deine Freizeit widmest? Was lehrt es dich? Daß du dem Zufall ausgeliefert bist, der blind ist wie ein altes Roß in den Silberbergwerken?" 
    „Ich finde Tschaturanga viel zu schwierig und langweilig", widersprach Magon. „Den ganzen Tag über einem Holzbrett zu brüten, als hänge von dem nächsten Zug das Schicksal des Heeres ab, ist nicht nach meinem Geschmack."
    Hannibal machte beim Spiel oft ein so ernstes Gesicht, als hätte er kein Brett vor sich, sondern ein richtiges Schlachtfeld. Wer das Geheimnis von Hannibals Siegen ergründen wollte, brauchte ihn nur bei diesem Spiel zu beobachten. Er war tollkühn und gleichzeitig vorausschauend. Häufig opferte er eine Figur, um für die anderen eine bessere Position zu gewinnen, und immer machte er sich den kleinsten Fehler seines Gegners zunutze.
    „Nein", sagte er zu Magon, „Tschaturanga erinnert nur entfernt an Feldzüge und Schlachten. Hier" - er zeigte auf das Brett - „bin ich sicher, daß meine Krieger ihre Waffen nicht gegen mich kehren und daß sie meine

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