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Die Elefanten Hannibals

Die Elefanten Hannibals

Titel: Die Elefanten Hannibals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Nemirowski
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Waffen zu Haufen aufgetürmt. Es waren so viele, daß sie für das ganze Heer ausgereicht hätten. Aber Hannibal ließ nur den Afrikanern, seinen erfahrensten, treuesten Kriegern, einige davon aushändigen. Die übrigen wurden ins Meer geworfen, um sie für den Feind unbrauchbar zu machen.
    Dann besichtigte er mit seinem Gefolge die in einer Bucht vor Anker liegenden kleinen Schiffe. Er schritt ein Deck ab, prüfte die Takelage und die Ruder und stieg in den engen Laderaum hinab, der höchstens zehn Faß Süßwasser und zwei Dutzend Ledersäcke mit Mehl faßte. Mit einem dieser Schiffe würde Magon nach Karthago segeln. Er sollte dort und auch in Iberien melden, daß sich Hannibal mit dem Heer am Ufer der Adria befände und Verstärkung brauchte. Denn sonst würde er nicht in der Lage sein, den Römern die entscheidende Niederlage beizubringen.
    Ja, sagte sich Hannibal seufzend, ich brauche unbedingt noch mehr numidische Reiter und Pferde. Falls Gula keine mehr hat, wird Syphax sie mir vielleicht zur Verfügung stellen, denn es ist durchaus möglich, daß er nun, nach der Schlacht am Trasimenischen See, seinen Sinn geändert hat und begreift, daß von den Römern nichts mehr zu erwarten ist.
     
     
Begegnung im Theater
     
    Publius nahm wieder einmal Abschied von Rom. In wenigen Tagen würde er in die Legion des Diktators Fabius eintreten. Das hatte der Vater vor seiner Abreise nach Iberien bestimmt. Aber bis dahin streifte Publius noch durch die Stadt.
    Auf einem seiner Streifzüge kam Publius auch ins Theater, wo nach dem Willen des Diktators Wettspiele auf dem Gebiet der Schauspielkunst stattfanden. Es lag am Palatinischen Hügel. Zu dieser Zeit besaß Rom noch kein ständiges Theatergebäude mit Bühne, Orchester und Zuschauerplätzen. Am Fuße des Hügels war nur ein überdachtes Holzpodium errichtet, und auf dem Hang, der sich davor erhob, versammelten sich die Zuschauer - die Senatoren stehend, weil sie ihre schneeweißen Togen nicht beschmutzen wollten, die Plebejer auf Matten sitzend, die sie sich von daheim mitgebracht hatten.
    Es wurde das Stück „Achilles" von Livius Andronicus aufgeführt. Es war eine lateinische Übersetzung der „Ilias" von Homer, jenes unsterblichen Versepos über den trojanischen Krieg, der zwischen den Griechen und Trojanern entbrannte, weil der trojanische Prinz Paris die wunderschöne Helena, die Gemahlin des griechischen Königs Menelaos, geraubt hatte. Dieser Krieg dauerte zehn lange Jahre. Er wurde auf beiden Seiten mit Tapferkeit geführt, aber er brachte beiden Völkern Tod und Jammer und endete mit der vollständigen Zerstörung Trojas. 
    Allerdings war die lateinische Fassung des Werkes so weit vom griechischen Original entfernt wie die Erde vom Himmel. Um den Römern zu schmeicheln, die sich für die Nachkommen der Trojaner hielten, hatte Livius Andronicus im Gegensatz zu Homer den trojanischen Königssohn Hektor mit weit mehr Körperkraft ausgestattet als den griechischen Helden Achilles, und als die beiden ihren berühmten Zweikampf ausfochten, ließ er Achilles - auch im Gegensatz zu Homer - vor Hektor Reißaus nehmen, so daß dieser den edlen Griechen vielleicht sogar umgebracht hätte, wäre nicht eine jugendliche Gestalt vom Holzdach der Bühne herabgeschwebt, die dem trojanischen Helden von oben auf den Kopf schlug. Bei dieser Gestalt handelte es sich um Hera, die Gemahlin des Götterkönigs Zeus, die, wie alle Frauen im römischen Theater, von einem Mann dargestellt wurde. Die Zuschauer bekundeten jedoch keine übermäßig große Achtung vor der Göttin, denn sie bewarfen sie mit den Resten der Äpfel und Fladen, die sie sich vorsorglich mitgebracht hatten, weil die Theatervorstellungen vom frühen Morgen bis zum Sonnenuntergang dauerten.
    Als Publius hinter sich Stimmen hörte, drehte er sich um. Ein etwa vierzigjähriger Mann kam den Hügel herabgehinkt. Er war schmutzig und offenbar seit Wochen nicht mehr rasiert. Fast konnte man annehmen, daß er in Trauer war, weil sich die Römer dann nicht zu rasieren pflegten, aber er machte ein ausgesprochen fröhliches Gesicht. Als er näher kam, sprangen viele Plebejer von ihren Plätzen und grüßten ihn lärmend.
    „Gnaeus Naevius! Sei gegrüßt! Setz dich zu uns!"
    „Ich danke euch, Freunde!" Gnaeus Naevius legte die Hand aufs Herz. „Verzeiht mein Aussehen. Aber im Gefängnis erhält man kein Rasiermesser. Als Schreibstift konnte ich meine Phantasie benutzen und als Papyrusrolle mein Gedächtnis. Aber ein

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