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Die Elefanten Hannibals

Die Elefanten Hannibals

Titel: Die Elefanten Hannibals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Nemirowski
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Wenn man aber mit ihm sprach, erkannte man, daß er es weit bringen würde. Ich freue mich, daß der Senat dich zu mir sandte. Hat dein Vater noch mehr Söhne?"
    „Ich habe einen Bruder, der Lucius heißt", gab Publius sachlich Auskunft. Er ärgerte sich, daß Syphax ihn nach seinem Vater und seinen Verwandten ausfragte, anstatt auf die Bitten des Senats einzugehen. Syphax änderte den Gesprächsgegenstand.
    „Es gibt auf der Welt kein Volk, das tückischer wäre als die Karthager", begann er. „Ich würde Tage benötigen, wenn ich alle Kränkungen und Demütigungen aufzählen wollte, die sie mir zufügten. Seitdem sie den Krieg gegen euch begannen, werden sie allerdings freundlicher. Sie haben sogar Gulas Reich meinem Sohn Wermino versprochen." Er wies auf den Jüngling, der Publius zu ihm geführt hatte. „Aber ich weiß, daß sie es in Wirklichkeit Masinissa geben wollen."
    „Und wer ist Masinissa?" Publius tat, als hörte er diesen Namen zum erstenmal.
    „Die Götter schenkten Gula ein langes Leben, aber nur einen Sohn, der sich obendrein mit seinem Vater überwarf, seinen Palast verließ und sich seitdem im Lande der Schwarzhäutigen umhertreibt. Ich kenne den Wert der karthagischen Versprechungen!" fuhr Syphax zornig fort. „Meine einzige Hoffnung ist, daß ihr Römer es fertigbringt, ihnen den Hals umzudrehen! Dabei will ich euch nach besten Kräften helfen. In genau einer Woche werde ich dir mitteilen können, wie viele Reitet ich euch zur Verfügung stelle. Wir werden uns auch überlegen, wie wir sie mit Schiffen nach Italien schaffen können. In meiner Hauptstadt gibt es keine Truppen. Alle befinden sich an der Grenze zu Gulas Reich."
    Die Unterredung war beendet. Wermino führte Publius in ein Haus, wo ihn gutes Essen und ein Nachtlager erwarteten. Schlafen! Zum erstenmal seit Tagen in dem ruhigen Bewußtsein, daß er nicht auf einem karthagischen Schiff als Gefangener erwachen würde. Publius war über das Ergebnis seiner ersten Unterredung mit König Syphax zufrieden. Anscheinend wußte Syphax nichts von Flaminius' Niederlage, oder sie hatte an seinem Vertrauen auf die Macht Roms nichts geändert.
     
Der König wird umgestimmt
     
    Darüber, daß ausgerechnet Hanno sich erbot, mit Syphax zu verhandeln, wunderte sich nicht nur Magon, der in Hannibals Auftrag nach Karthago gekommen war. Auch viele Stadträte, die zu Hannos Anhängern zählten, konnten nicht begreifen, aus welchem Grunde er zu Syphax reisen und ihn um eine Reitereinheit für Hannibals Heer bitten wollte, obgleich er doch noch vor ganz kurzer Zeit diesem Heer den Untergang und seiner karthagischen Vaterstadt schreckliches Unheil prophezeit hatte! Weshalb wollte er außerdem Magon, den Sohn seines Feindes, in seiner Begleitung haben? Ob die Schlacht am Trasimenischen See auf ihn einen so tiefen Eindruck gemacht hatte? Oder fürchtete er, daß er von dem Beutestrom, der in Kürze aus Italien nach Karthago fließen würde, nichts abbekäme?
    Auf jeden Fall reiste Hanno nun zu Syphax. Begleitet wurde er von seiner Tochter Sophonisbe. Fünf Jahre waren seit jenem Tag vergangen, als sie dem jungen Masinissa vor dem Tempel der Tanit begegnete. Vieles war in diesen Jahren geschehen. Das von Hannibal geführte Heer hatte die eisbedeckten Berge überquert und war in Italien eingedrungen. Auf den Ebenen dieses Landes, das den Römern gehörte, hatten Schlachten stattgefunden, die von der ganzen Welt mit angehaltenem Atem beobachtet wurden. Doch von allen Ereignissen war nur ein schwacher Widerhall durch die Steinmauern von Hannos Palast gedrungen. Dadurch, daß Hanno den jungen Masinissa aus dem Haus gejagt hatte, fühlte sich Sophonisbe ihrem Vater entfremdet. Sie hörte kaum mehr zu, wenn er ihr nach alter Gewohnheit weitschweifig seine Pläne auseinandersetzte. Was ging sie Italien an, von dem er so häufig sprach. Ihr Herz weilte nach wie vor im Lande Masinissas. Und gerade in der Zeit, als sie zu der Überzeugung kam, dieses Land für immer verloren zu haben, teilte der Vater ihr mit, daß er mit ihr nach Numidien reisen würde. 
    Das war also Masinissas Heimat, mit dem kniehohen Gras, den Wildpferden, der bläulichen Gebirgskette am Horizont! Würden die Vögel, die mit ausgebreiteten Flügeln am Himmel schwebten, Sophonisbe ihre Flügel leihen, dann würde sie sicherlich das Zelt finden, in dem Masinissa auf sie wartete, und dann würde sie niemand mehr trennen! An der Grenze zu Syphax' Herrschaftsbereich wurden Hanno und sein Gefolge

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