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Die Elefanten Hannibals

Die Elefanten Hannibals

Titel: Die Elefanten Hannibals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Nemirowski
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von Reitern erwartet. An ihrer Spitze befand sich ein stämmiger, breitschultriger Mann - König Syphax. Er starrte Sophonisbe mit entzückten Blicken an, ohne Hanno zuzuhören, der ihn in wohlgesetzten Worten bat, dem karthagischen Staat eine Kavallerieeinheit zur Verfügung zu stellen. Oh, Vater, dachte Sophonisbe entsetzt, siehst du nicht, begreifst du nicht, daß Menschen, die diesen Ausdruck in den Augen haben, dir mehr als eine Kavallerieeinheit zur Verfügung stellen würden, um ihr Ziel zu erreichen?
    Hanno zwinkerte ihr lächelnd zu. Hab keine Angst, Töchterchen, sollte das heißen, ich würde dich niemals mit einem Numidier verheiraten. Aber warum soll man ihm das auf die Nase binden, bevor man genügend Nutzen aus seiner Verliebtheit gezogen hat? 
    Am selben Tage erschien Wermino bei Publius.
    „Mein Vater läßt dir bestellen, daß er eure Bitte ablehnen muß", sagte er kurz.
    Das kam so überraschend, daß Publius die Kehle zugeschnürt war. „Aber er hat es uns doch schon zugesagt!" stieß er hervor. „Ich muß ihn sofort sprechen!"
    „Das ist unmöglich. Und für dich ist es am besten, Cirta auf dem schnellsten Wege zu verlassen, wenn du nicht gefangengenommen werden willst. Wir erhalten in den nächsten Stunden Besuch aus Karthago." Publius begriff, daß jedes weitere Wort nutzlos sein würde. Offenbar hatte Syphax von Flaminius' Niederlage erfahren oder durch andere Umstände seine Meinung geändert. Jedenfalls mußte Publius so schnell wie möglich den Hafen erreichten, wo ihn Kylon mit dem Schiff erwartete. Als er sich ungefähr eine Meile von Cirta entfernt hatte, hörte er in der Ferne Hufgetrappel.
    Man verfolgt mich! dachte er. Als aber die Staubwolke, die von den Pferdehufen aufgewirbelt wurde, näher kam, stellte er fest, daß es sich um zwei- bis dreitausend Reiter handeln mußte. Und, so sagte er sich, es ist unwahrscheinlich, daß man so viele Krieger aussendet, um einen einzigen Mann zu fangen. Trotzdem verließ er zur Sicherheit die Landstraße und legte sich in eine Grube. Von hier aus konnte er alles beobachten, ohne gesehen zu werden.
    Die Reiter kamen näher. Es waren Numidier, und an ihrer Spitze ritt ein Karthager, der über seiner Rüstung einen roten Umhang trug. Publius kam das Gesicht bekannt vor. War das Hannibal? Genauso hatte er am Ticino ausgesehen, als die Staubwolke verwehte und er den Römern von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand.
    Nein, Hannibal konnte sein Heer nicht verlassen. Er befand sich in Italien. Aber wer war dieser Mann, der ihm zum Verwechseln ähnlich sah? Und auf welche Weise hatte er König Syphax umgestimmt? Und weshalb hatte Syphax sein Versprechen gebrochen? Was war der Grund?

Hannibal vor den Toren
     
     
Feuer in den Bergen
     
    Die Nacht versprach ruhig zu bleiben.
    Die römischen Posten horchten zum Lager der Karthager hinüber. Dort war alles still. Anscheinend hatte Hannibal nicht die Absicht, Kampanien jemals wieder zu verlassen. Es gefiel ihm hier wohl zu gut. Wo würde er auch einen besseren Platz zum Überwintern finden? Allerdings hielt Capua seine Tore noch immer vor ihm verschlossen, aber es war bekannt, daß die capuanischen Bürger nur auf eine gute Gelegenheit warteten, um ihn in die Stadt zu lassen.
    Doch was war das? Lichter leuchteten aus der Dunkelheit. Sie wurden immer größer und zahlreicher. Nein, Lagerfeuer waren es nicht. Sie bewegten sich vorwärts. Ein Lichtermeer. Es überflutete das Tal und näherte sich den Berghängen am Hohlweg, auf denen sich viertausend römische Legionäre verschanzt hatten. Sie sollten dem karthagischen Heer den Hohlweg versperren. Ihr Kommandeur sah das Lichtermeer und glaubte, die Feinde wären dabei, bei Fackellicht die Berghänge von hinten zu besetzen und den Römern in den Rücken zu fallen. Um das zu verhindern, teilte er seine Legionäre in zwei Gruppen auf und befahl ihnen, ihre festen Stellungen zu verlassen und zum Angriff vorzugehen. 
    „Vorwärts! Oder soll ich morgen früh dem Koch befehlen, euch zur Strafe für eure Feigheit Gerstenbrot statt Weizenbrot zu geben?" 
    Die Legionäre versuchten, an den Hängen hochzuklettern. Aber sie rutschten aus, zerschrammten sich an den Dornensträuchern Arme und Beine. Hier am Hohlweg waren die Hänge steiler als auf der Gegenseite, wo die Karthager aufstiegen. Schon waren sie heran. Die Römer zückten die Wurflanzen. Doch da erstarrten sie vor Verblüffung. Was ihnen entgegengerannt kam, waren keine Menschen, sondern Ochsen, die

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