Die Elefanten Hannibals
Besitzer der Gladiatorenschule riskiert bei jedem Kampf, daß er seine Gladiatoren verliert, und ist heilfroh, wenn wenigstens einer am Leben bleibt. Was hätte er davon, wenn er den Sieger freilassen müßte?" Er besann sich. „Andererseits bist du unser Gast, und es ist mir ein Vergnügen, deine Wünsche zu erfüllen." Er winkte einem Bediensteten und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
Kurz darauf wurde der Zweikampf unterbrochen, und der Ausrufer verkündete: „Der unter uns weilende große Feldherr Hannibal äußerte den Wunsch, dem Sieger dieses Zweikampfes die Freiheit zu schenken. Pacuvius wird alle Verluste bezahlen, die dem Besitzer der Gladiatorenschule daraus entstehen."
Der Kampf ging weiter. Der Gallier drang auf den Äthiopier ein. Dieser wehrte sich erbittert, wich aber langsam an die Barriere zurück.
Ebenso wie bei dem Gefecht zwischen den Goldschilden und den Silberschilden teilte sich das Amphitheater in zwei Parteien.
„Jag den Äthiopier!" schrien die einen.
„Laß den Gallier nicht so dicht ran!" brüllten die anderen.
Ja, das war ein Kampf, wie ihn weder die Capuaner noch Hannibal jemals gesehen hatten. Damals, am Fuß der Alpen, hatten zwei halbe Kinder miteinander gefochten, von Hunger und Ketten erschöpft. Hier dagegen schlugen sich Männer, die gleich viel Kampferfahrung und Siegeswillen besaßen. Jeder von beiden trug die Freiheit auf der Spitze seines Schwertes.
Allmählich war zu erkennen, daß der Gallier erlahmte. Sein Gesicht und seine Schultern bedeckten sich mit Schweiß, seine Bewegungen wurden unsicher. Er versuchte, dem Äthiopier so schnell wie möglich den entscheidenden Streich zu versetzen. Sein Gegner kämpfte viel ruhiger und kaltblütiger.
Doch was war das?
Das Schwert krachte gegen den Schild des Äthiopiers. Der rutschte aus. Nein, das war nur eine Finte. Von unten führte er einen kurzen, kraftvollen Schlag. Der Gallier brach zusammen.
Das Amphitheater tobte. Die Zuschauer sprangen von den Plätzen und jubelten dem Sieger zu. Viele warfen ihm Geldstücke und Blumen in die Arena.
Die Vorstellung war beendet.
Der Raub des Feldzeichens
Erst nach seiner Ankunft in Iberien erkannte Magon, daß die karthagischen Ratsherren ihn hereingelegt hatten, als sie ihn beauftragten, in Iberien ein Heer aufzustellen. Denn sie wußten, daß in Iberien keine Krieger aufzutreiben sein würden.
Kurz vor der denkwürdigen Sitzung im Großen Rat, in der Magon die goldenen Ringe auf den Tisch geschüttet hatte, war eine Botschaft von Hasdrubal eingetroffen, in der er einen Aufstand in Nordiberien meldete. Führer dieses Aufstandes war Alorkes, der Mann, den Hannibal seinerzeit als Sendboten in das belagerte Sagunt gesandt hatte. Alorkes hatte die iberischen Stammesfürsten und die Kapitäne der Schiffe, die in der Ebromündung lagen, gegen Karthago aufgewiegelt. Iberien konnte Hannibal demnach keinesfalls Krieger schicken, es brauchte selber Hilfe. Auch Karthago mußte ihm die Verstärkung versagen, denn kurz nach Magons Abreise zog Syphax gegen die Stadt zu Felde, entweder, weil er sein Bündnis mit Rom erneuert hatte, oder auch, um Hanno zu zwingen, ihm seine Tochter Sophonisbe zur Frau zu geben. Auf jeden Fall hatte er sich wieder in einen Feind Karthagos verwandelt.
Die Römer nutzten Karthagos schwierige Lage aus, um ihre Angriffe in Iberien zu verstärken. Zu den Truppen des Gnaeus Scipio, der sich seit Beginn des Krieges in Iberien aufhielt, stießen die Legionen seines Bruders Publius Scipio, des ehemaligen Konsuls. Offenbar hielten die Römer Iberien für kriegsentscheidend, denn sonst hätten sie sich wohl nicht entschlossen, ihren besten Feldherrn nach Iberien zu schicken, obgleich sie in Italien eine Niederlage nach der anderen erlitten.
Die Römer hatten ihr Lager am Ebro aufgeschlagen, die Karthager fünf Meilen davon entfernt. In den ersten Tagen lieferten sich die Feinde nur kleine, vorbereitende Gefechte. Dann aber entschloß sich Hannibals Bruder Hasdrubal, der das karthagische Heer führte, zur Entscheidungsschlacht. Mittags verließ sein Heer das Lager und marschierte auf den Ebro zu.
Es war die erste Schlacht, an der Masinissa teilnahm. Seine numidischen Krieger besaßen je zwei Pferde. Auf dem einen ritten sie, das andere führten sie am Zügel, und während der Schlacht wechselten sie von dem erschöpften Pferd auf das frische über. Nur Masinissa hatte kein Reservepferd bei sich. Er ritt wie immer seinen Merges.
Fürchterlich
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