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Die Elefanten meines Bruders (German Edition)

Die Elefanten meines Bruders (German Edition)

Titel: Die Elefanten meines Bruders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Pöll
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Katzensticks hat sie einem die Arme zerkratzt, wenn sie sauer war.
    Aber das Pistazieneis war eine gemeine Falle der Replikanten. Ich bin nach dem zweiten Löffel völlig lullig geworden und nach dem dritten ist mir der Löffel aus der Hand auf den Boden gefallen. Irgendjemand hat mir das Pistazieneis weggenommen, ich glaube mein Vater und die nette Krankenschwester hat mich mit den Sanitätern doch noch auf eine Bahre geschnallt. Aber da war es mir schon egal und ich habe niemanden mehr geboxt.
    Jetzt, wo ich wehrlos war, gaben sich die Erwachsenen überhaupt keine Mühe mehr, irgendwas zu verschleiern. Sie schoben mich durch eine Schiebetüre, die von selber aufging, in einen Raum, der so hell war, als würde man direkt in die Sonne schauen. Am Ende von diesem Raum stand ein riesiger Reaktor, der aussieht wie auf dem Raumfrachter Nostromo von Officer Ripley in Alien. Ich weiß nicht, ob Weyland-Yutani den Reaktor selber herstellt, aber es könnte gut sein. Der Reaktor hat in der Mitte ein riesiges Loch, durch das man irgendwohin gelangt, vielleicht sogar in eine andere Welt. Und genau dort hinein wurde die Bahre geschoben. Aber ich hatte plötzlich gar keine Angst mehr, als sie mich in die andere Welt schoben. Nicht wegen dem Pistazieneis, sondern weil mir kurz vor dem Einschlafen einfiel, dass ich drüben vielleicht Phillipp wieder sehe.
    Als ich aufwachte, wurde es schon wieder dunkel und neben meinem Bett stand Frau Dr. Müller-Nöllendorf. Völlig außerplanmäßig. Sie hatte wieder ein Asterix als Geschenk dabei. Da wusste ich, dass sie mich aufgegeben hat, die blöde Kuh. Das darf man doch nicht, ein Kind aufgeben. Aber jedenfalls habe ich Miss Marple bei Mona verpasst und ganz bestimmt hat niemand von den total verpeilten Erwachsenen bei Mona angerufen, um ihr Bescheid zu geben, dass ich nicht kommen kann und sie mein Erdbeereis mitessen darf. Deshalb hält mich Mona jetzt für total carlish. Dafür hasse ich die Erwachsenen.
    Ich war den ganzen Tag durch den Reaktor der Nostromo geschoben worden, und die Replikanten der Nexus-6 Serie hatten hunderttausendmal meinen Kopf gescannt, aber keinen Schaltfehler gefunden. Keine kaputte Bewegungsplatine. Nichts. Trotzdem hatte ich den ganzen Tag nichts gegessen und hatte einen Bärenhunger. Wenn ich Hunger habe, werde ich unausstehlich. Ich meine nicht zappelig oder ein wenig aufgedreht, sondern richtig unausstehlich. Monstercarlish. Damit ich Ruhe gebe versprach mir meine Mutter eine Pizza Calzone, aber ohne Sardellen, die mag ich nämlich nicht.
    Im Krankenhaus darf man aber nicht den Pizzaservice anrufen, weil sonst wegen der Handy-Strahlen die ganzen Herzschrittmacher stehen bleiben, und wahrscheinlich sogar der Reaktor von Weyland-Yutani. Deshalb mussten wir vor der Pizza Calzone in ein Büro, wo Frau Dr. Müller-Nöllendorf und drei baugleiche Arzt-Replikanten auf uns warteten und uns noch mal sagten, dass sie im Scanner der Nostromo nichts gefunden hatten.
    „Das heißt aber nichts“, schlaumeierte ein Weibchen aus der Nexus-6 Serie.
    „Am liebsten würden wir ihn zur Beobachtung hier behalten“, meinte Frau Dr. Müller-Nöllendorf.
    „Sie können ihn natürlich mitnehmen, aber das ist ein hohes Risiko, nur auf ihre Verantwortung.“
    Auf solche Sätze reagiert mein Vater, der Berater, total allergisch. Vor allem wenn es kein Ergebnis gegeben hat. Mein Vater möchte immer ein Ergebnis sehen. Das sagt er auch so.
    „Ich möchte ein messbares Ergebnis sehen.“
    Zum Beispiel meine Hausaufgaben. Mein Vater möchte sehen, dass sie fertig sind. Meine Mutter kann man eher austricksen. Sie ist schon zufrieden, wenn ich sage, dass ich mir alles schon überlegt habe und nur noch aufschreiben muss. Mein Vater schimpft dann mit mir und sagt:
    „Hältst Du mich für blöd, Sportsfreund? Ich komme in einer Stunde noch mal und dann hast Du diesen Mist fertig. Kapiert?“
    Da ist dann nichts zu machen. Da hilft kein Zähneknirschen. Jetzt reagierte mein Vater bei Frau Dr. Müller-Nöllendorf genauso. Sie schlaumeierte, hatte aber kein Ergebnis und mein Vater wurde stinkesauer. Er sagte, dass sein Kind Lähmungserscheinungen habe und vermutlich schwer krank sei und sie den ganzen Tag zu fünft an mir rumgepfuscht hätten. Trotzdem kein Ergebnis.
    „Das ist völlig inakzeptabel. Haben Sie mich verstanden? IN-AK-ZEP-TA-BEL.“
    Mein Vater schrie richtig rum. Meiner Mutter ist es völlig peinlich, wenn mein Vater so ausrastet. Sie sagt dann:
    „Die Leute machen doch

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