Die Elefanten meines Bruders (German Edition)
schrie dann, „blablabla, da könnt ihr euch auf den Kopf stellen!“
Ich bin mit Mona am Küchentisch gesessen, mit einem Wal-Puzzle.
„Man kann sich nicht auf den Kopf stellen, weil man sofort umfällt“, habe ich geschlaumeiert.
Eine millionstel Sekunde später kam Monas Mutter zu uns an den Tisch geschossen wie der Flaschengeist bei Ali Baba und die Wunderlampe und ich dachte, jetzt scheuert mir Monas Mutter eine mit ihren Riesenhänden. Aber dann hat sie gelacht und gesagt, dass das nicht wörtlich ist, sondern nur eine Redewendung. Natürlich kann man sich nicht auf den Kopf stellen, aber man sagt es so. Die Erwachsenen sind alle völlig irre, sogar Monas Mutter manchmal.
Mein Schlottern hörte nicht auf, ich war hungrig und wollte endlich meine Pizza Calzone, aber die Mafia- Replikanten wollten erst wissen, ob meine Leber für den Verkauf geeignet war. Deshalb strahlte mir Frau Dr. Müller-Nöllendorf mit ihrer Stablampe voll in die Augen und studierte mich wie einen Gaul. Aber sie fand nichts, wie vorher schon nicht im Reaktor der Nostromo.
Meinem Vater reichte es jetzt, weil es wieder kein Ergebnis gab und weil ich so fror und schlotterte, beschlagnahmte mein Vater die Decke von der Krankenliege, wickelte mich darin ein und trug mich zu unserem Auto. Ich glaube, ich habe hauptsächlich so gefroren, weil ich ausgehungert war, aber ein bisschen auch wegen dem Film, in dem Harrison Ford nicht mitgespielt hat.
17
Meine Mutter war weg. Da fiel mir ein, dass Hr. Eberhardt auch im Krankenhaus arbeitete und dass sie sich vielleicht im Gang begegnet waren und sie spontan abhaut. Aber dann kam sie doch mit einem Waschzettel von den Ärzten. Waschzettel sagt man auch so. Es hat gar nichts mit Waschen zu tun. Es ist einfach ein Zettel, auf dem etwas steht. Das hat mir meine Mutter einmal erklärt. Aber ich habe es nicht verstanden.
„Aber auf allen Zetteln steht doch was“, habe ich geschlaumeiert.
„Warum ist einer ein Waschzettel und ein anderer nicht?“
„Das ist eben so.“
„Zettel sind doch nur da, damit man was drauf schreiben kann. Dann sind also alle Zettel Waschzettel?“
„Nein. Ein Waschzettel ist kurz.“
„Aber alle Zettel sind doch kurz. Sonst ist es eine Rolle.“
„Eine Rolle ist es nur, wenn man es aufwickelt.“
„Aber wenn man eine Rolle abwickelt, bleibt sie doch trotzdem eine Rolle, oder nicht? Was ist der Unterschied zwischen einem längeren Zettel und einer abgewickelten kurzen Rolle? Sind beides Waschzettel?“
Meine Mutter hat ziemlich schlechte Nerven. Ich habe meiner Mutter sogar mal angeboten, dass sie eine von meinen Stunden bei Frau Dr. Müller-Nöllendorf haben kann. Dafür würde ich die Stunde bei Mona Video schauen. Aber da wurde meine Mutter richtig böse.
Jedenfalls hatten sie ihr aufgeschrieben, was sie in einem Notfall mit mir tun muss. Wenn sie drei Sekunden an beiden Ohrläppchen gleichzeitig ziehen, können sie das Gesicht nach vorn herunterklappen. Schalten sie die Kopf-Innenbeleuchtung ein und drücken sie dann auf den großen orangen Knopf, dann startet alles neu. Weiter bin ich nicht gekommen, denn ich bin vor Erschöpfung eingeschlafen und erst wieder aufgewacht, als die Pizza Calzone auf dem Tisch stand.
Meine Mutter hatte aber in der Aufregung vergessen, ohne Sardellen zu bestellen. Ich mag doch keine Sardellen. Aber jetzt schmeckte alles salzig und ich musste mit ihr Pizza tauschen, obwohl sie Sardellen auch nicht mag. Aber sie ist auch nicht den ganzen Tag durch den Reaktor der Nostromo geschoben worden. Deshalb ist das fair.
Trotzdem musste ich noch den Replikantentest an meinen Eltern durchführen. Das hätte ich beinahe vergessen. Meine Eltern waren ganz gespannt, als ich ihnen sagte, dass ich nach dem Essen mit ihnen reden wollte. Ich holte also meinen Zettel aus meinem Zimmer, wo ich schon alles aufgeschrieben hatte. Ich sagte ihnen, ich würde ihnen jetzt eine Frage stellen und sie müssten ganz ehrlich antworten.
„Eine weitere Frage…“
Da unterbrach mich mein Vater schon.
„Du hast doch noch gar keine Frage gestellt. Sei nicht so ungenau!“
„Nein“, sagte ich, „ich kann doch nichts dafür, dass der Dialog so ist.“
„Eine weitere Frage. Sie sehen ein Stück in einem Theater. Ein Bankett findet statt, ich meine ein Festessen. Die Gäste genießen eine Vorspeise aus rohen Austern, der zweite Gang besteht aus gekochtem Hund.“
Dann habe ich blitzschnell meine Eltern angesehen, wie sie reagieren. Das
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