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Die Elefanten meines Bruders (German Edition)

Die Elefanten meines Bruders (German Edition)

Titel: Die Elefanten meines Bruders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Pöll
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ein aufgeschrecktes Huhn.
    Als meine Tante vor Erschöpfung einen Moment den Mund hielt, meinte Monas Mutter, dass sie den Papst für einen ganz bösen alten Mann hält. Sie würde den Vatikan verstaatlichen und dann in ein – ach ich weiß nicht mehr was – verwandeln. Einen Kindergarten oder so für Flüchtlingskinder. Geld für Spielsachen wäre ja genug da. Mein Vater sagte hinterher, dass Monas Eltern Kommunisten sind. Ich weiß nicht genau, was Kommunisten sind, aber jedenfalls nichts, was meine Eltern und Tante Erika gut finden.
    Ich habe gefragt, ob Kommunisten therapiewürdig sind, aber das konnte mir natürlich wieder keiner sagen.
    Von da an galt Monas Familie als schlechter Umgang für mich. Ich glaube meinen Eltern wäre das sogar egal gewesen, aber Tante Erika bestand darauf, dass mir Mona nicht gut tut und irgendwann waren auch meine Eltern so weit. Da ist so gemein. Eines Tages nach der Schule haben mir meine Eltern verboten zu Mona zu gehen. Zuerst haben sie nur versucht mich beschäftigt zu halten. Meine Mutter hat dann beispielsweise am Nachmittag mit mir Quartett gespielt. Oder wir haben mit einer ihrer Freundinnen und deren Kindern einen Radausflug gemacht. Aber immer ohne Mona. Nach einer Woche habe ich Lunte gerochen.
    Meine Mutter wollte sich am Nachmittag wieder mit komischen Leuten die Zeit mit „Mensch ärgere Dich nicht“ oder so einem Käse vertreiben. Dabei kannten wir die Leute kaum. Ich habe sie genau beobachtet und gesagt, dass ich schon mit Mona verabredet bin. Sie hat gar nicht versucht zu schwindeln, sondern erklärte mir, dass Mona ein schlechter Umgang für mich ist und ich nicht mehr hingehen darf.
    „Wie lange nicht?“
    „Gar nicht mehr.“
    Zuerst hielt ich das für einen Scherz. Aber meine Mutter und mein Vater meinten es wirklich so und ließen sich durch nichts erweichen. Ich schrie meinen Rainman-Schrei und fiel während der nächsten drei Tage bestimmt fünfmal vor Überanstrengung in Ohnmacht. Aber es half alles nichts. Meine Eltern blieben so unnachgiebig wie damals, als ich mit dem Todesstern in die Liebesgalaxie eingedrungen war und alle meine Bonuspunkte gelöscht wurden.
    Am Samstag, als meine Mutter mit meinem Vater zum Einkaufen fuhr, rief ich Mona an und erzählte ihr alles brühwarm.
    „Wie gemein ist das denn“, sagte sie, und meinte damit meine Tante.
    Nach dem Telefonat mit Mona hasste ich meine Tante. Ich betete, dass sie zur Strafe beim Einkaufen vom Blitz erschlagen wurde oder dass die Marsianer sie entführten und ganz schlimme Dinge mit ihr machten. Wenn ich mir vorstellte, wie meine Tante von kleinen Männchen schreiend in eine silberne Untertasse geschleppt wurde, musste ich lachen. Meine Tante ist zwar sehr kräftig, aber bei den kleinen Männchen muss man sich das vorstellen wie bei Schimpansen. Ein Schimpanse ist auch so stark wie fünf starke Männer. Und deshalb können zwei kleine grüne Männchen meine wuchtige Tante ohne Probleme in ihre Untertasse schleppen.
    Schließlich hat Monas Mutter die Situation gerettet. Vielleicht hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil wenn sie den Mund gehalten hätte, wäre meiner Tante Erika bald die Luft ausgegangen und sie wäre wieder so schlaff geworden wie ein Luftballon, den man durchs Zimmer hat sausen lassen. Das machen Mona und ich manchmal. Wir haben einmal einen ganzen Nachmittag damit verbracht, in ihrem Zimmer Luftballons aufzublasen und dann die Luft mit möglichst schrecklichen Tönen herauszulassen. Die schrecklichsten Töne hat Mona geschafft, aber dann hat sich Otto vor Empörung orange gefärbt und wir haben aufgehört.

15
    Am gleichen Tag rief Mona abends noch mal an. Meine Mutter war ganz abweisend am Telefon, holte mich aber dann doch, weil Mona angeblich Fragen zu den Schularbeiten hatte. Ich wusste sofort, dass das geschwindelt war, weil es ja immer umgekehrt war, dass ich Fragen zu den Schularbeiten hatte.
    Ihre Mutter war auf die Idee gekommen, zu unserer Rettung Frau Dr. Müller-Nöllendorf einzuspannen. Das verstand ich nicht, bis Mona schimpfte, dass ich nicht so carlish und begriffsstutzig sein sollte. Der Plan von Monas Mutter für mich sah also vor, mich noch bekloppter als sonst zu verhalten, bis mich meine Eltern zu einem außerplanmäßigen Treffen zur Amtstierärztin schleppten. Und dort sollte ich erzählen, dass mir unsere Spielnachmittage fehlen.
    „Am besten machst du ins Bett“, rief Monas Mutter im Hintergrund.
    Ich drehte völlig durch und mein Fuß zuckte,

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