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Die Elefanten meines Bruders (German Edition)

Die Elefanten meines Bruders (German Edition)

Titel: Die Elefanten meines Bruders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Pöll
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keinen Salat esse und meine Eltern Angst hatten, dass ich ansonsten mein System herunterfahre und mit dem Todesstern durch die Wohnung rausche, wenn die Psychologin da ist. Frau Dr. Käfer ist alleine gekommen, also ganz ohne Begleitung. Ich habe sie beim Essen gefragt, ob sie Kinder hat, aber sie hat keine Kinder. Sie war aber verheiratet, mit einem anderen Forscher. Einem, der den ganzen Tag vor dem Mikroskop sitzt und kleine Viecher sucht, die ganze Galaxien auslöschen können, wenn sie aus Versehen aus dem Reagenzglas abhauen.
    Das finde ich total gruselig. Mona auch. Weil man ja die kleinen Viecher nicht sieht. Und plötzlich bekommt man dann Schaum vor dem Mund. Oder man sieht gerade fern und merkt, dass sich die eigenen Innereien total auflösen und in Gelee verwandeln. Mona meinte, das ist dann alles wie Apfelmus, was einem aus allen Öffnungen einfach rausläuft. Dann fällt man um und ist tot. Und wenn man nicht vorher alle Kerzen auspustet, dann brennt noch das ganze Haus ab. Monas Mutter hat uns zusammengestaucht, weil wir uns immer in so perverse Geschichten hineinsteigern und wir gerade beim Abendbrot gesessen sind. Monas Vater ist sogar der Appetit vergangen, als Mona lang und breit erklärt hat, wie das Apfelmus aus einem rausläuft.
    Frau Dr. Käfer hat eine Katze. Deshalb hat sie auch bald mal gefragt, ob ich eine Katzenallergie habe. Habe ich aber nicht. Glaube ich. Ich muss nämlich nicht niesen, wenn Katzen an mir hochklettern. Jedenfalls war das bei Molly so, wenn sie mir auf den Rücken gesprungen ist. Aber wenn ich bei Molly keine Katzenallergie gehabt habe, dann habe ich sie bestimmt auch bei allen anderen Katzen nicht. Deshalb hat Frau Dr. Käfer nämlich auch gefragt. Weil ich nämlich keine Katzenallergie habe, kann sie ihre Katze jetzt mit in die Praxis nehmen und muss sie nicht alleine zu Hause lassen. Seit der Forscher sich vom Acker gemacht hat, hat Frau Dr. Käfer niemanden mehr, der auf sie aufpasst.
    Die Katze ist ein Perserkater und heißt Mr. Tinkles, wie in dem Film, wo die Katzen die Weltherrschaft wollen. Mr. Tinkles sieht nicht so aus, als ob er die Weltherrschaft will. Er liegt immer in seiner Katzenkiste im Regal und schläft. Manchmal lässt er den Kopf über die Kante oder einen Fuß raushängen. Ab und zu hebt er auch den Kopf und blinzelt oder gähnt. Mehr macht Mr. Tinkles nicht.
    In der zweiten Sitzung ist er aber aus dem Regal und zu mir auf die Liege gehopst. Dann hat er sich auf meinen Bauch gelegt und gebrummt und ich bin eingeschlafen. Frau Dr. Käfer hat mich erst wieder am Ende der Stunde aufgeweckt und dann Mr. Tinkles von meinem Bauch gehoben, weil er freiwillig nicht gehen wollte. Freiwillig macht er gar nichts. Er wehrt sich aber auch nicht, wenn man ihn dann weghebt. Das ist ihm wahrscheinlich zu anstrengend.
    Ich habe Frau Dr. Käfer gefragt, ob sie meint, dass Mr. Tinkles die Weltherrschaft für die Katzen anstrebt.
    Sie sagte:
    „Ja, das tut er. Aber er wird es nicht schaffen, weil er viel zu faul ist.“
    Genau in dem Moment hat Mr. Tinkles dann gegähnt.
    „Siehst Du?“
    Katzen sind nach Elefanten meine zweitliebsten Tiere. Oder sagen wir die drittliebsten. Weil zwischen Elefanten und den Katzen noch die Delphine sind. Mona sieht es auch so. Ich weiß gar nicht, ob sie das wirklich genau so sieht wie ich. Wahrscheinlich hat sie noch gar nie darüber nachgedacht, aber fand den Vorschlag ganz gut. Im ersten Moment hatte sie ein schlechtes Gewissen wegen Otto. Er saß nämlich dabei, als wir darüber geredet haben.
    Bei Mona kommt Otto bestimmt an vierter Stelle nach den Elefanten, den Delphinen und den Katzen. Vielleicht ist das auch ein bisschen gemein, weil Chamäleons ja nichts dafür können, dass man so wenig mit ihnen anfangen kann. Mit Katzen kann man eigentlich auch nichts anfangen. Ich meine so wie mit Hunden. Man kann nicht mit ihnen spazieren gehen oder sie Stöckchen bringen lassen. Das tun Katzen einfach nicht. Nicht einmal Molly, obwohl sie völlig unkatzisch war. Meine Mutter sagte, dass es das Wort „unkatzisch“ nicht gibt. Es ist ihr aber auch kein besseres Wort eingefallen. Deshalb bleiben Mona und ich dabei.
    So für jeden Tag sind Elefanten und Delphine auch nicht so praktisch wie Katzen. Außer man lebt wirklich auf einer Farm oder am Meer. Mona und ich glauben, dass man Elefanten dazu abrichten könnte, dass sie Stöckchen bringen. Aber bestimmt wären sie nicht mit einem kleinen Stück Hundekuchen als Belohnung zufrieden. Im

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