Die Elefanten meines Bruders (German Edition)
mörderstolz, dass wir beim Organisationsteam waren und später mit auf der Bühne.
Dann kam die Aufführung. Die Direktorin ging auf die Bühne und erzählte den versammelten Eltern und Gästen in der Aula, dass die Kinder jetzt ein Stück von William Shakespeare aufführen würden. Und die Jugendlichen. Denn wenn man ein paar Jahre älter ist als Mona und ich, dann ist man kein Kind mehr, sondern ein Jugendlicher. Phillipp wäre also jetzt schon ein Jugendlicher. Die Gäste haben geklatscht wie verrückt. Scheinbar kannten einige Shakespeare. Ich dachte schon, das ist wieder so jemand, den kein Schwein kennt. Immerhin ist er ja doch schon lange tot. Aber so war es nicht. Die Erwachsenen kennen Shakespeare, so wie sie Napoleon kennen. Also gar nicht eigentlich. Aber den Namen haben schon viele gehört.
Mona und ich haben mit einem Schwung anderer Kinder hinter der Bühne gewartet, bis wir an der Reihe waren. Wir konnten seitlich auf die Bühne sehen und wenn ich mich auf die Zehenspitzen stellte, dann erkannte ich ganz hinten meine Eltern. Monas Mutter stand auch daneben. Sie hatte sich für die Aufführung von ihrem Limonade-Platz fortgeschlichen. Ich war so aufgeregt, dass ich unbedingt noch mal Pipi machen musste, aber unsere Theaterlehrerin sagte:
„Nichts da, Hoffmann, ihr seid jetzt gleich dran.“
Dann ging alles drunter und drüber. Bevor ich überhaupt sagen konnte, dass ich dann vielleicht auf die Bühne mache, schrie irgendjemand „Raus mit Euch“ und die anderen Kinder haben mich nach vorne geschoben. Mona war direkt neben mir und wir haben angefangen herum zu hopsen. Genauso wie wir es geübt haben.
Die älteren Kinder haben weiter vorne ihren Text aufgesagt. Dann tobte plötzlich der Applaus, der Vorhang ging zu und ich konnte Pipi gehen. Wir mussten dann noch dreimal hinaus, weil die Zuschauer wie irre geklatscht haben. Ich war nur zweimal draußen, weil ich ja noch auf dem Klo war. Deshalb hat mich meine Theaterlehrerin auch voll zusammengefaltet, als ich zurückgeschlurft kam und mich sofort auf die Bühne geschubst.
Ich kann da auch gar nichts dafür. Ich war noch nie bei einer Theateraufführung. Deshalb weiß ich auch nicht, dass man hinterher noch 25-mal raus muss und der Vorhang dauernd auf und zu geht. Monas Mutter sagte, dass das auch nicht immer so ist. Nur wenn es den Leuten gefallen hat. Oder wenn es von Shakespeare ist.
Monas Mutter hat gesagt, dass manchmal die Zuschauer wirklich gar nicht klatschen, sondern „Buh“ rufen. Das ist wenn das Stück langweilig ist oder die Schauspieler nuscheln oder mittendrin den Text vergessen. Aber so ein Stück habe ich noch nicht gesehen, weil ich ja vorher noch nie im Theater war.
Nach dem Applaus haben wir uns schnell umgezogen und sind in die Aula zu meinen Eltern gerannt und dann zu Monas Mutter an den Limonade-Stand. Wir waren total stolz und Monas Mutter hat uns eine Ingwer-Limonade geschenkt. Sie war auch ganz aus dem Häuschen, dass wir bei Shakespeare mitgespielt haben, auch wenn wir noch gar keinen Text gesagt haben.
Dann gab es aber Ärger, weil plötzlich die Wolter-Brüder aufgekreuzt sind und Mona und mich geschubst haben. Einfach so. Monas Mutter schrie hinter ihrem Stand rüber, dass sie eine saftige Ohrfeige bekommen, wenn sie das nicht lassen, da haben sie aufgehört uns zu schubsen, aber dafür weiter beschimpft.
Alex und Peter Wolter sind fast fünfzehn und totale Unsympathen. Ich meine so richtig gemeine Arschnasen, die einen nie in Ruhe lassen. Sie meinen, dass sie so die Chefs der Theatergruppe sind, gleich nach der Theaterlehrerin und alle nach ihrer Pfeife tanzen müssten. Sie wollten von Anfang an nicht, dass Mona und ich mitspielen. Und jetzt keiften sie rum, dass wir total schlecht gewesen sind und scheiße getanzt haben. Aber das stimmt überhaupt nicht. Wir haben so viel geübt und haben uns wirklich total angestrengt. Mona hat fast zu weinen angefangen. Dann hat Peter noch zu Mona gesagt:
„Du tanzt ja wie ein Walross“, und die beiden haben sich weggeworfen vor Lachen.
Plötzlich stand Serrano bei uns, als sei er plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht und legte Mona den Arm um die Schulter. Ich weiß nicht, warum er bei unserem Schulfest da war, aber unsere Direktorin hat mal so einen Verein gegründet, wo Eltern von uns Schülern oder einfach Leute, die viel Zeit haben, ehrenamtlich in der Schule helfen können. Und Serrano hat doch bestimmt viel Zeit, oder?
Man merkte, dass er richtig sauer war, aber
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