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Die Elefanten meines Bruders (German Edition)

Die Elefanten meines Bruders (German Edition)

Titel: Die Elefanten meines Bruders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Pöll
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lösen können. Deshalb ist mein Mathelehrer immer total unzufrieden, außer als ich die Geschichte mit der U-Bahn erzählt habe. Da hat er sich gefreut. Aber vielleicht hat Mona ganz recht, dass ein Jedi-Mathelehrer noch viel unzufriedener mit uns wäre. Vielleicht wäre ich dann gar nicht besser in Mathe, sondern noch viel schlechter. Das ist doof, weil sich doch unsere Direktorin so für die Aufenthaltsgenehmigung für die Jedis einsetzt. Aber jetzt kann ich ihr auch nicht mehr sagen, dass sie alles sein lassen soll. Da wäre sie bestimmt enttäuscht und würde dann vielleicht den Kummerkasten ganz abschaffen.
    In der zweiten Woche musste ich dann wieder zu Frau Dr. Käfer. Mona hat gemeint, dass sie mich bestimmt als Allererstes dorthin schleifen. Frau Dr. Käfer war völlig angepisst, als wir gekommen sind. Aber nicht wegen mir, sondern weil ihre Geschirrspülmaschine schon wieder kaputt ist und sie jetzt den Napf von Mr. Tinkles mit der Hand ausspülen muss. Mr. Tinkles hat sich total gefreut, als er mich wiedergesehen hat. Ich meine nicht so wie ein Hund, der gleich herumjault und herumhopst vor Freude. Das tun Katzen nicht. Aber er hat ein Auge aufgemacht und ist dann gleich aus seinem Regal gehopst und zu mir gekommen und hat sich auf meinen Bauch gelegt.
    Frau Dr. Käfer war drei Wochen in Urlaub, deswegen waren wir also so lange nicht bei ihr. Sie war in Korsika.
    „Wie war es?“, habe ich sie gefragt.
    Frau Dr. Müller-Nöllendorf hätte jetzt eine Stunde über Korsika rumgeschwallt. Napoleon kommt auch aus Korsika. Das hätte Frau Dr. Müller-Nöllendorf bestimmt auch erzählt. Und wo man gut essen kann und dass die Scheiben im Hotelzimmer nicht sauber geputzt waren. Frau Dr. Käfer hat sich zu mir runtergebeugt, mir zugezwinkert und gesagt:
    „Scheiße. Richtig scheiße war`s.“
    Dann haben wir beide ganz laut gelacht, weil man Scheiße nicht sagen darf. Aber meine Mutter war draußen und hat es durch die dicke Türe nicht gehört. Außer sie hat gelauscht. Aber das tut meine Mutter nicht.
    Ich mag gar nicht, wenn sich Frau Dr. Käfer hinter dem Ohr kratzt, weil es dann schwierig wird. Sie rückt mir dann richtig auf die Pelle und ich habe Angst, dass ich ihr dann Sachen verrate, die eigentlich gar keiner wissen soll. Und diesmal hat sie sich ganz lange hinter dem Ohr gekratzt. Dann ist sie aufgestanden und in die Küche geschlurft und mit einem Erdbeerkuchen wiedergekommen. Weil ihre Spülmaschine kaputt ist, musste ich sie fragen, ob sie die Gabel sauber gespült hat.
    „Dreimal gespült und desinfiziert“.
    Ich weiß nicht, ob Frau Dr. Käfer mich anschwindelt, wenn sie sowas sagt, aber es beruhigt mich auf jeden Fall und ich kann den Erdbeerkuchen ohne Panik essen.
    „Jetzt erzähl mir, wie das mit der U-Bahn war“.
    Frau Dr. Käfer erzähle ich gerne Sachen, weil sie einen kaum unterbricht und auch alle Fragen beantwortet. Sie findet meine Fragen nie doof. Also wenn ich sie frage, wie viele Decken in der Mannschaftsunterkunft eines imperialen Schlachtkreuzers pro Besatzungsmitglied da sein sollten, dann sagt Frau Dr. Käfer wie aus der Pistole geschossen: „Drei“.
    Mona meinte mal, dass das nur ein Trick von Frau Dr. Käfer ist, damit das Thema abgehakt ist und ich Ruhe gebe. Mona meinte sogar, die Zahl der Decken in imperialen Schlachtkreuzern interessiert Frau Dr. Käfer eigentlich gar nicht. Sie sagt einfach irgendeine Zahl, von der sie meint, dass ich damit zufrieden bin. Aber das glaube ich nicht.
    Dann hat sie gesagt, dass Leute, die imperiale Schlachtkreuzer bauen, manchmal vorher U-Bahnen gebaut haben oder so. Oder nicht ganz. Dass die Technik weitergeht und so. Und dass das, was momentan so ganz kompliziert ist, die Steuerung von U-Bahnen ist, damit keine mit einer anderen zusammenkracht zum Beispiel. Ich habe ihr bestimmt eine halbe Stunde lang alles erzählt, was ich von U-Bahnen wusste und dann natürlich von der Zentrale, die wir mit Serrano besucht haben und unserem Geschichtslehrer, der mit der Blondine in ein Taxi gestiegen ist.
    Sie hat mich irgendwie immer weitergeschubst und ich war ganz froh, dass ich ihr alles noch mal ganz ausführlich erzählen konnte. Dann habe ich ihr Phillipp in der U-Bahn beschrieben, wie er jetzt aussieht und dass er gewunken hat und alles eben. Sie fand das gar nicht komisch. Sie sagte also keine so blöden Sachen wie:
    „Dein Bruder ist doch tot, das kann er gar nicht gewesen sein“.
    Ich habe ihr auch von dem Abend erzählt, wo Phillipp

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