Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Elefanten meines Bruders (German Edition)

Die Elefanten meines Bruders (German Edition)

Titel: Die Elefanten meines Bruders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Pöll
Vom Netzwerk:
rutschen, aber diesmal nicht. Ich habe gemerkt, dass ich wütend werde und zum ersten Mal wusste ich, dass Erwachsene Idioten sind. Mona und ich lästern natürlich ganz oft über Erwachsene ab. So wie bei der Iguanodondame oder so. Aber eigentlich haben wir einen Heidenrespekt vor den Erwachsenen. Weil sie Raumschiffe fliegen können und solche Sachen oder sich hinstellen wie mein Vater und mit der Faust auf den Tisch hauen, wenn seine Geschäftspartner arschig sind oder in einem Restaurant irgendwas ist.
    Aber mein Geschichtslehrer war ein richtiger Blödian. Ein Kinderquäler. In einem Märchen würde ihn am Schluss einer von den Guten davonjagen, damit die Kinder in Frieden leben können. Ich habe gesagt, dass die U-Bahn Verspätung gehabt hat und Mona hat geschrien, dass das stimmt. Sie war ja mit mir zu spät in das Klassenzimmer gelatscht. Aber mein Geschichtslehrer hat nur auf die Uhr gesehen und gesagt, dass wir dann eben eine U-Bahn früher fahren müssen. Dann hat er wieder von irgendwelchen Schlachten gelabert, die Napoleon gewonnen hat. Vielleicht war es auch gar nicht Napoleon, sondern ein anderer Heini.
    Früher gab es ja dauernd irgendwelche Schlachten. Also fast ständig. Irgendwo sind irgendwelche Napoleons rum und haben Länder erobert und dann wieder verloren. Das liegt bestimmt daran, dass es damals noch kein Fernsehen gegeben hat und zum Beispiel Miss Marple Filme, die man stattdessen anschauen konnte. Ich habe das auch einmal meinem Geschichtslehrer so gesagt, weil ich dachte, da bekomme ich bestimmt eine gute Note. Aber mein Geschichtslehrer sagte damals, dass das ein ziemlicher Blödsinn ist.
    „Das ist ein unglaublicher Blödsinn, Hoffmann.“
    Eine bessere Erklärung hatte er aber auch nicht.
    Mona und ich sind an dem Tag zu spät gekommen, weil nach den Schulferien auf einmal der U-Bahn-Plan umgestellt war. Irgendwo war eine neue Linie aufgemacht worden. Irgendwo hatte bestimmt ein Riesencomputer eine Woche lang herumgerechnet. Und nach einer Woche hat der Computer dann zu Marlies gesagt: „Marlies, Du musst die Linie 7 um zehn Minuten später fahren lassen. Das ist besser wegen soundso.“
    Dann hat er ihr einen zwei Kilometer langen Papierstreifen ausgedruckt. Aber Marlies hat gar nicht so viel Zeit, die zwei Kilometer lange Papierrolle durchzuschauen, deshalb hat sie einfach gesagt:
    „OK Computer, stell einfach um.“
    Und deshalb sind Mona und ich nach den Schulferien zu spät gekommen.
    So kann es natürlich auch Phillipp gegangen sein, als er in die U-Bahn gestiegen ist. Die U-Bahn hat vielleicht an unserer Station gar nicht gehalten, weil der Computer sie umgeleitet hat. Aber sicher bin ich mir nicht. Ich habe meinen Vater gefragt, ob das sein kann, dass Phillipp in die falsche U-Bahn gestiegen ist und wo er jetzt sein könnte, aber mein Vater meinte nur, dass er das nicht sagen kann und dass er gerne von was anderem reden will. Meine Mutter hätte gerne darüber geredet, aber dann hat es geklingelt und Tante Gisela ist reingeplatzt und hat eine Stunde lang erzählt, dass die Schuhpreise schon wieder gestiegen sind und dass sie jetzt nicht weiß, was sie den Sommer über tragen soll.

27
    Irgendwann musste ich natürlich auch wieder in die Schule und dann zu Frau Dr. Käfer. Ich war bestimmt zwei Wochen krankgeschrieben oder so. Unser Hausarzt ist ein ganz alter Mann, der immer Kaffeeflecken auf seinem weißen Kittel hat. Eeeeeck. Ackckackckackckackckackackackackack.
    Er nimmt immer einen Spatel und will einem dann im Mund herumspateln. Egal was man hat. Man kann also auch mit dem Kopf unter dem Arm zu ihm kommen und er fragt trotzdem, was einem fehlt und spatelt dann zuerst im Mund rum. Ich will mir aber nicht im Mund rumspateln lassen von jemandem, der Kaffeeflecken auf dem Kittel hat. Weil er bestimmt auch auf seine Spatel nicht aufpasst und so verpeilt ist, dass er bei verschiedenen Leuten aus Versehen zweimal denselben nimmt. Ich mag nicht den Spatel von einem Leprakranken im Mund haben. Aber er nimmt keine frischen. Also er geht nicht zu so einem Kasten, wo die Sachen einzeln abgepackt sind so wie neue Zahnbürsten. Er hat einfach so ein Einweckglas mit Spateln auf seinem Tisch stehen und nimmt dann immer irgendeinen raus ohne hinzusehen.
    Ich habe aber meinen Mund nicht aufgemacht, weil mir mein Traum mit den blauen Windpocken-Flecken eingefallen ist. Er hat zuerst gemeint, dass ich ihn nicht verstanden habe und hat es deshalb dreimal wiederholt.
    „So jetzt schauen wir

Weitere Kostenlose Bücher