Die Elementare von Calderon
wölbte sich gewaltig auf. Gefrorene Erde und Steine flogen durch die Luft. Isana wich auf tieferen Schnee und dickeres Eis aus, wobei sie inständig betete, sie möge nicht ausrutschen und sich ein Bein brechen. Diese Schicht aus erstarrtem Wasser bot ihr einen gewissen Schutz vor dem Zorn von Kords Erdelementar.
»Ich bring euch um!«, schrie Kord in die Dunkelheit. »Ich bringe euch um! Findet sie, findet sie und tötet sie! Holt die Hunde!«
Das Herz schlug ihr bis zum Hals, vor Aufregung und Angst, als sie in die Nacht floh. Während sie ihre Mitgefangene an der Hand führte, hörte sie, wie hinter ihnen die Verfolgung aufgenommen wurde.
31
»Nicht erwischt? Was soll das heißen?«, fauchte Fidelias. Er knirschte mit den Zähnen, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich in der Sänfte zurück. Die Ritter Aeris an den Stangen trugen sie durch niedrige Wolken und Schneegestöber, und die Kälte schien ihm langsam die Ohren vom Kopf zu fressen.
»Du kannst Fliegen nicht leiden, oder?«, meinte Aldrick.
»Beantworte mir nur meine Frage.«
»Laut Marcus’ Bericht konnten sie nicht verhindern, dass die Kursorin Graf Graem erreicht. Die Luftmannschaft sah allerdings eine günstige Gelegenheit und ergriff sie beim Schopf. Leider wurden sie jedoch entdeckt, ehe sie angreifen konnten. Wieder die Kursorin. Die beiden Männer, die Marcus begleiteten, sind gefallen, dem Bericht zufolge wurde Graf Graem jedoch verwundet, möglicherweise tödlich.«
»Es war schlicht Stümperei. Wenn sie nicht schon gewarnt waren, dann sind sie es spätestens jetzt.«
Aldrick zuckte mit den Schultern. »Vielleicht auch nicht. Marcus sagt, die Kursorin und der Wehrhöfer wurden anschließend verhaftet und in Ketten abgeführt.«
Fidelias legte den Kopf schief und blickte Aldrick stirnrunzelnd an. Dann begann er langsam zu lächeln. »Na, da fühle ich mich doch gleich viel besser. Graem hätte keinen seiner Wehrhöfer eingesperrt, ohne sich seine Geschichte anzuhören. Offensichtlich hat der Wahrheitssucher jetzt das Sagen.«
Aldrick nickte. »Genau das meint auch Marcus. Und unseren Quellen zufolge hat der Wahrheitssucher zwar einen Gönner, aber keine Begabung. Haus Pluvus. Er ist jung und unerfahren
und verfügt kaum über genug Kräfte, um seine Arbeit zu erledigen - und eine Bedrohung ist er schon gar nicht.«
Fidelias nickte. »Hm.«
»Glücklicher Zufall, scheint mir. Eigentlich sollte ein Veteran kommen, mit zwei Kohorten Tertius , aber es gab ein Missverständnis, und deshalb haben sie einen Haufen Rekruten geschickt.«
»Bei den Krähen, das war ganz und gar kein Zufall«, murmelte Fidelias. »Ich habe fast eine Woche gebraucht, um das einzufädeln.«
Aldrick starrte ihn an. »Ich bin beeindruckt.«
Fidelias zuckte mit den Schultern. »Ich wollte nur die Verteidigungsfähigkeit von Kaserna herabsetzen. Habe nicht geahnt, wie sehr es sich bezahlt machen würde.« Er wischte sich gereizt eine Schneeflocke von der Wange. »Scheinbar habe ich es richtig angestellt.«
»Mach dir keine allzu großen Hoffnungen«, erwiderte der Schwertkämpfer. »Wenn die Marat kein Rückgrat haben, war alles umsonst.«
»Deshalb werden wir sie ja besuchen«, meinte Fidelias. »Du brauchst mir einfach nur zu folgen.« Er beugte sich vor und fragte einen der Ritter Aeris: »Wie lange dauert es noch?«
Der Mann schaute blinzelnd in die Ferne und rief dann zurück: »Wir verlassen jetzt den Schutz der Wolken, Herr. Gleich sollten wir ihre Feuer sehen können... dort.«
Die Sänfte sank unter die Wolken, und als Fidelias plötzlich tief unter sich die Landschaft liegen sah, wurde ihm flau im Magen.
Auf der Hochebene jenseits der Berge, die das Calderon-Tal begrenzten, brannten Lagerfeuer.
»Hui«, knurrte Aldrick. Er schaute hinab zu den Feuern und den Schemen, die darum erkennbar wurden, während sie über sie hinwegschwebten. Dann wandte er sich Fidelias zu. »Ich bin nicht sicher, ob ich mit so vielen fertig werde.«
Fidelias spürte, wie seine Mundwinkel zuckten. »Vielleicht sollten wir uns einen Ausweichplan zurechtlegen.«
Die Sänfte landete am Fuß eines Hügels, der aus der sanft gewellten Ebene aufragte. Auf seiner Kuppe befand sich ein Ring aus riesigen Steinen um einen kleinen Tümpel, der eigenartigerweise nicht mit Eis überzogen war. Fackeln standen zwischen den Steinen, und deren smaragdgrüne Flammen erzeugten starken Rauch. Sie tauchten den Ort in ein seltsames Licht, und man konnte die hellen, fast
Weitere Kostenlose Bücher