Die Elementare von Calderon
nackten Marat sehen, welche die Sänfte neugierig beobachteten.
Fidelias stieg aus und fragte den Ritter, mit dem er zuvor gesprochen hatte: »Wo ist Atsurak?«
Der Ritter wies mit dem Kinn zum Hang. »Oben auf dem Hügel. Sie nennen das ein Horto .«
Fidelias setzte den Fuß vorsichtig auf und verzog das Gesicht vor Schmerz. »Warum sind wir dann nicht oben gelandet?«
Der Ritter zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Sie haben uns gesagt, das sollten wir nicht, Herr.«
»Gut«, gab Fidelias knapp zurück. Er warf Aldrick einen Blick zu und begann mit dem Aufstieg. Der Schwertkämpfer folgte einen Schritt hinter ihm. Fidelias schmerzten die Füße, und einmal musste er anhalten und verschnaufen.
Aldrick fragte: »Die Füße?«
»Ja.«
»Wenn wir sie morgen verbinden, ist Odiana vielleicht wieder bei uns. Sie kann solche Dinge sehr gut heilen.«
Fidelias legte die Stirn in Falten. Er traute der Wasserhexe nicht. Aldrick hatte sie anscheinend unter Kontrolle, doch für seinen Geschmack war sie zu schlau. »Gut«, meinte er. Und kurz darauf fragte er: »Warum, Aldrick?«
Der Schwertkämpfer starrte gelangweilt in die Nacht, die sie umgab. »Warum was?«
»Du wirst schon wie lange gesucht? Seit zwanzig Jahren?«
»Achtzehn.«
»Und die ganze Zeit warst du ein Rebell. Hast dich immer wieder Gruppen angeschlossen, die den Umsturz herbeiführen wollten.«
»Freiheitskämpfer«, sagte Aldrick.
»Wie auch immer«, erwiderte Fidelias. »Aber du hast Gaius wie ein Stachel im Fleisch gesessen, seit du das Knabenalter hinter dir gelassen hast.«
Aldrick zuckte mit den Schultern.
Fidelias musterte ihn. »Warum?«
»Weshalb willst du das wissen?«
»Weil ich gern die Beweggründe der Menschen kenne, mit denen ich zu tun habe. Die Hexe läuft dir nach. Sie ist regelrecht besessen von dir, und ich bin sicher, dass sie für dich töten würde, wenn du sie darum bittest.«
Abermals zuckte Aldrick mit den Schultern.
»Trotzdem weiß ich nicht, warum du das machst. Warum Aquitanius dir vertraut. Also, warum?«
»Das hast du noch nicht herausgefunden? Ich dachte, du bist der große Spion der Krone. Bist du wirklich nicht dahintergekommen? Du hättest doch meine Narben begutachten oder meine Tagebücher durchstöbern können, wie?«
Fidelias lächelte schwach. »Du bist ehrlich. Du bist ein Mörder, ein Söldner, ein Verschwörer - aber ein ehrlicher. Deshalb frage ich.«
Aldrick starrte kurz zur Hügelkuppe hinauf. Tonlos antwortete er: »Ich hatte eine Familie. Eine Mutter und einen Vater. Einen älteren Bruder und zwei jüngere Schwestern. Gaius Sextus hat sie vernichtet.« Aldrick tippte mit dem Finger auf das Heft seines Schwertes. »Ich werde ihn töten. Und deshalb muss ich ihn vom Thron stoßen. Aus diesem Grund habe ich mich Aquitanius angeschlossen.«
»Und mehr ist nicht dran?«, wollte Fidelias wissen.
»Nein.« Aldrick fügte nichts mehr hinzu. Nachdem er einen Augenblick geschwiegen hatte, erkundigte er sich: »Was ist mit deinen Füßen?«
»Gehen wir weiter«, schlug Fidelias vor. Er setzte sich wieder in Bewegung, obwohl er bei jedem Schritt vor Schmerzen zusammenzuckte.
Als sie die Hügelkuppe fast erreicht hatten, erhoben sich zwei Maratkrieger, ein Mann und eine Frau, aus dem Schatten der großen Steine. Sie kamen ihnen durch den Schnee entgegen. Der Mann trug eine Axt aus aleranischer Herstellung, die Frau einen Steindolch.
Fidelias blieb stehen und zeigte ihnen die leeren Hände. »Frieden. Ich bin hier, um mit Atsurak zu sprechen.«
Der Mann trat vor ihn und kniff die Augen zusammen. Er hatte die dunklen, schweren Federn eines Herdentöters im hellen Haar, das zu einem Zopf geflochten war. »Ich werde dir nicht erlauben, mit Atsurak zu sprechen, Außenstehender, solange er im Horto ist. Du wartest, bis -«
Fidelias verlor die Geduld, und verärgert griff er in die Erde, lieh sich Kraft von Vamma und versetzte dem Marat einen Hieb, der ihn bewusstlos zu Boden streckte.
Ohne zu zögern stieg Fidelias über die reglose Gestalt des Marat. Er humpelte zu der schlanken Frau und sagte im selben Tonfall: »Frieden. Ich bin hier, um mit Atsurak zu sprechen.«
Die Marat musterte Fidelias mit ihren bernsteinfarbenen Augen von oben bis unten. Sie zeigte die hundeartigen Reißzähne und antwortete: »Ich bringe dich zu Atsurak.«
Fidelias folgte ihr den Rest des Hügels hinauf bis zu den gro ßen Steinen. Der Rauch der Fackeln wallte schwer und dunkel über den Boden und verströmte einen
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