Die Elementare von Calderon
Scharren an der Felswand und drehte sich gerade um, als Kitai das letzte Stück Abstieg mit einem Sprung hinter sich brachte und lautlos aufsetzte, indem er den Aufprall auf allen vieren abfederte. Der Marat hockte einen Augenblick mit seinen bleichen Haaren und den vielfarbigen Augen im grünlichen Licht des Kroatsch. Er schaute sich wachsam um, lauschte und starrte in den leuchtenden Wald.
Tavi konnte seine Wut, die Angst und den Schmerz nicht mehr im Zaum halten, und plötzlich wollte er Rache nehmen, um jeden Preis. Er pirschte sich an Kitai heran, tippte ihm auf die Schulter, und als der Junge sich umdrehte, rammte er ihm mit aller Kraft die Faust vor die Rippen.
Kitai zuckte zusammen, war jedoch nicht schnell genug, um dem Schlag noch auszuweichen. Tavi nutzte seinen Vorteil, riss den Arm des Marat zurück und schlug ein zweites Mal auf die gleiche Stelle. Kitai suchte nach seinem Messer, Tavi versetzte ihm einen Stoß und warf ihn zu Boden auf die schimmernde Oberfläche des Kroatsch .
Kitai richtete die schillernden Augen auf Tavi und drückte sich auf die Ellbogen hoch. »Aleraner«, fauchte er, »mein Erzeuger hat seine Großzügigkeit dir gegenüber verschwendet. Wenn du ein Bluturteil möchtest, dann -«
Kitai verstummte und riss die Augen auf.
Tavi, der sich gerade darauf gefasst machte, sich verteidigen zu müssen, bemerkte die Veränderung, die bei dem Marat vor sich ging. Eine Gänsehaut kroch ihm über die Arme. Still folgte er dem Blick des Marat zu seinen eigenen Füßen.
Etwas von dem grünen Licht des Kroatsch schien auf Tavis Stiefel gespritzt zu sein. Er runzelte die Stirn und sah es sich genauer an. Nein. Als er gelandet war, musste eine seiner Hacken sich in das Kroatsch gedrückt und die Oberfläche wie getrockneten Schlamm durchbrochen haben. Dieser leuchtende Schleim befand sich in dem Wachs, und ein paar Tropfen waren auf das Leder gekommen. Sie strahlten einen bleichen, grünen Lichtschein aus.
Tavi schüttelte sie ab. Als er aufblickte, starrte Kitai ihn immer noch an, mit großen Augen und offenem Mund.
»Was denn?«, fragte Tavi. »Was ist nun schon wieder?«
»Törichter Aleraner«, zischte Kitai. »Du hast das Kroatsch aufgebrochen. Die Hüter werden kommen.«
Tavi rann ein Schauer über den Rücken. »Na ja, ich wäre nicht gefallen, wenn nicht jemand mein Seil durchgeschnitten hätte.«
»So dumm bin ich auch wieder nicht«, gab Kitai zurück. Er schaute nervös in die Bäume. »Das Kroatsch unter den Seilen ist sehr dick. Deshalb haben wir diese Stelle ausgesucht. Ich habe einmal jemanden aus viel größerer Höhe abstürzen sehen, ohne dass es beschädigt wurde.«
Tavi biss sich auf die Unterlippe. »Oh«, sagte er. Er betrachtete den leuchtenden Boden des Waldes. »Warum bin ich dann eingebrochen?«
Kitai ging zu der Stelle, wo Tavi aufgekommen war, und hockte sich hin. Er berührte die glühende Flüssigkeit mit den Fingerspitzen. »Hier ist es dünner. Das verstehe ich nicht. So war das früher nicht.«
»Vielleicht erwarten sie Gesellschaft«, meinte Tavi.
Kitai drehte sich, plötzlich sehr angespannt, zu ihm um. »Sie
wussten, wo wir ankommen. Und jetzt wissen sie, dass wir hier sind.« Wieder schaute sich der Marat um, bewegte sich auf Tavi zu und hielt den Rücken der Felswand zugekehrt.
Tavi wich ebenfalls zur Wand zurück, ahmte Kitai nach und wäre beinahe über einen Klumpen im glatten Untergrund des Kroatsch gestolpert. Er bückte sich und betrachtete die Stelle eingehend.
Es war kein großer Brocken, vielleicht so groß wie ein junges Huhn. Wie eine Halbkugel stach er aus dem ansonsten ebenen Boden hervor, und in dem grünlichen Licht gab es einen dunklen Kern. Tavi beugte sich weiter vor.
»Das«, keuchte er, »ist eine Krähe. Hier drin ist eine Krähe. Sie lebt.«
»Ja, Aleraner«, sagte Kitai, der seine Ungeduld kaum verhehlen konnte. »Die Krähen sind manchmal leichtsinnig. Sie kommen herunter und picken am Kroatsch , und dann fangen die Hüter sie ein.« Kitai warf einen Blick zur Seite, wo es noch mehrere andere, ein wenig größere Haufen gab, kaum ein Dutzend Schritte von den Seilen entfernt. »Manchmal leben sie noch tagelang weiter. Während das Kroatsch sie auffrisst.«
Tavi lief es kalt den Rücken hinunter, als würde in seinem Nacken ein Schneeball schmelzen. »Du meinst, wenn diese Hüter einen von uns erwischen...«
»Ein Marat kann noch Wochen leben, wenn er im Kroatsch begraben ist, Aleraner.«
»Rettet ihr ihn dann
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