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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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beschwören.
    Die Frauen von Bernardhof hatten sich zum Mittagessen in die warme Küche zurückgezogen und dort eilig eine Gemüsesuppe mit Brot von gestern verspeist, und im Anschluss daran waren sie in den Hof zurückgegangen, um dort ein wenig Käse zu essen. Die schwache Herbstsonne sandte ihre Strahlen herab, und der Steinboden wärmte sich im Schutz der hohen Steinmauern auf. Isana gesellte sich nicht zu ihnen. Die gespannte Atmosphäre draußen hätte ihr zu sehr zugesetzt, und sie wollte ihre Kräfte so lange wie möglich schonen, für den Fall, dass später ein Eingreifen unausweichlich würde.
    Daher beachtete sie ihren knurrenden Magen nicht, beschäftigte sich mit ihrer Arbeit und schenkte nebenbei den Wahrnehmungen ihres Elementars ein wenig Aufmerksamkeit.
    »Willst du denn gar nichts essen, Herrin?« Beritte schaute auf, während sie weiterhin sorglos Knollen schälte und die fertigen in ein Wasserbecken warf. Das Mädchen hatte die Wangen mit zartem Rot und die hübschen Augen mit Kajal geschminkt. Isana hatte die Mutter der heranwachsenden Frau gewarnt, dass Beritte eigentlich noch zu jung für solchen Unfug war, aber da stand die
Kleine aufgedonnert mit Honigglöckchen im Haar. Dazu hatte sie das Mieder so geschickt geschnürt, dass ihre Brüste besonders gut zur Geltung kamen. Anstatt tüchtig bei den Vorbereitungen für das Bankett am Abend zu helfen, nutzte sie jede spiegelnde Oberfläche, um sich darin zu bewundern. Isana hatte Aufgaben für sie ausgesucht, bei denen sie den anderen fernblieb. Beritte genoss es sehr, wenn sich junge Männer um ihre Gunst stritten, und wenn sie dieses Mieder sahen und die Honigglöckchen in ihrem Haar rochen, würden sie sich gegenseitig für sie umbringen - und Isana hatte genug zu tun und wollte sich nicht auch noch um solche Torheiten kümmern müssen.
    Sie blickte Beritte an, musterte sie von oben bis unten, griff nach dem Schürhaken und stocherte im Ofen herum, wo ein oder zwei der winzigen Feuerelementare, die für die richtige Temperatur im Ofen sorgten, ihre Arbeit nicht ordentlich erledigten. Sie scheuchte sie mit dem Schürhaken auf, und nachdem die verschlafenen Elementare sich zu regen begonnen hatten, tanzten und flackerten die Flammen wieder. »Sobald ich einen Augenblick Zeit habe«, antwortete sie dem Mädchen.
    »Oh«, sagte Beritte versonnen. »Bestimmt sind wir bald fertig.«
    »Schäl du einfach nur, Beritte.« Isana wandte sich wieder ihrer Schale zu. Das Wasser darin bewegte sich, stieg zitternd auf und formte sich zu einem Gesicht - ihrem eigenen, nur viel jünger. Isana lächelte den Elementar fröhlich an. Bächlein hatte sich gemerkt, wie Isana an dem Tag ausgesehen hatte, an dem sie zueinander gefunden hatten. Deshalb sah er immer so aus wie damals, als Isana noch ein schlaksiges Mädchen und jünger als Beritte gewesen war und in jenen ruhigen Tümpel geblickt hatte.
    »Bächlein«, sagte sie und berührte die Oberfläche des Wassers. Die Flüssigkeit in der Schale kroch über ihren Finger und wirbelte dann zur Antwort herum. »Bächlein«, wiederholte Isana. »Suche Bernhard.« Sie schickte dem Elementar durch die Berührung
mit dem Finger ein Bild aus ihrem Kopf: die sicheren Schritte ihres Bruders, seine ruhige Stimme und seine breiten Hände. »Suche Bernard«, sagte sie noch einmal.
    Der Elementar zitterte und ließ das Wasser wirbeln, ehe er die Schale verließ, wie eine stille Welle durch die Luft zog, die Isana als Kribbeln auf der Haut spürte, und in der Erde verschwand.
    Isana hob den Kopf und warf Beritte einen scharfen Blick zu. »Also«, sagte sie, »was ist los, Beritte?«
    »Wie bitte?«, fragte das Mädchen. Sie errötete, widmete sich verbissen ihrer Arbeit und zog mit blitzendem Messer die Haut von den hellen Knollen. »Ich weiß nicht, was du meinst, Herrin.«
    Isana stemmte die Hände in die Hüften. »Oh doch, das weißt du sehr wohl«, erwiderte sie streng. »Entweder erzählst du mir gleich, von wem du die Blumen hast, oder du wartest, bis ich es selbst herausgefunden habe.«
    Die Furcht in der Stimme des Mädchens entging Isana nicht. »Ehrlich, Herrin, die lagen einfach vor meiner Tür. Ich weiß nicht, wer -«
    »Oh, doch«, entgegnete Isana. »Honigglöckchen tauchen nicht einfach auf wundersame Weise aus dem Nichts auf. Wenn du mich zwingst, es selbst herauszufinden, dann werde ich für eine angemessene Strafe sorgen, das verspreche ich dir bei den großen Elementargeistern.«
    Beritte schüttelte den

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