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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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vielleicht wie dreißig aussehen, älter aber bestimmt nicht. Ihr Gesicht
zeigte keine Falten, nur in ihrem kastanienbraunen Haar fand sich ein Hauch von Grau.
    Isana richtete sich auf und betrachtete die Frau, die das Wasser reflektierte. Groß. Dünn. Zu dünn für ihr Alter, kaum eine Andeutung von Busen oder Hüfte. Man hätte sie mit einem schlaksigen Kind verwechseln können. Gewiss, ihre Haltung verriet eindeutig mehr Selbstbewusstsein und mehr innere Kraft, als man bei einem Kind finden mochte, und das zarte Grau in ihrem Haar wies auf ein Alter und eine Würde hin, die ihre sonstige Erscheinung nicht ahnen ließ. Außerdem kannten alle Bewohner des Tals von Calderon sie zumindest dem Namen nach und wussten, dass sie die eindrucksvollste Elementarbeschwörerin der Umgebung war. Trotzdem änderte es eben an einer einfachen und grausamen Tatsache nichts: Sie sah aus wie ein Junge in einem Kleid. Wie ein Wesen, das kein Mann jemals heiraten würde.
    Gequält schloss sie die Augen. Siebenunddreißig Jahre war sie alt und stand allein da. Sie hatte nicht einmal einen Verehrer. In ihrem Leben gab es keine Blumengirlanden und Tanzfeste und Liebeleien. Obwohl ihr die Wasserkräfte scheinbar Jugend schenkten, lag das alles lange hinter ihr. Und diese Jugendhaftigkeit baute eine gewisse Distanz zu anderen Frauen ihres Alters auf - Frauen mit Ehemännern und Familien.
    Sie öffnete die Augen und bat das vergossene Wasser, sich nützlich zu machen und den Boden zu reinigen. Die Pfütze floss gehorsam hin und her und sammelte Schmutz und Staub ein. Isana ging zur Tür und öffnete sie. Kälte strömte in die dampfige Küche. Also holte Isana tief Luft und wappnete sich.
    Sie musste es sich eingestehen. Berittes Worte hatten sie getroffen, nicht nur, weil sie zu viele Gefühle der Heranwachsenden mitempfinden musste, sondern weil sie durchaus der Wahrheit nahe kamen. Beritte betörte mit ihren üppigen Rundungen alle Männer im Tal, und im Augenblick gab es wieder ein halbes Dutzend, die nach ihrer Pfeife tanzten, darunter Tavi, selbst wenn der
Junge es zu leugnen versuchte. Beritte. Prall und reif und bereit, starke Kinder in die Welt zu setzen.
    Was Isana bisher niemand zugetraut hatte.
    Sie presste die Lippen zusammen. Genug. Im Moment hatte sie zu viel zu tun, um sich mit diesem alten Schmerz zu befassen. Durch das Tal grollte Donner, und Isana trat an eins der Fenster, öffnete es und schaute hinaus zum Gipfel im Norden. Garados thronte düster über dem Tal, von seinen Schultern rutschte bereits der erste Schnee in Richtung Tal und warnte vor dem Winter. Dunkle Wolken sammelten sich um seinen Kopf, und während sie zusah, zuckte ein dunkelgrüner Blitz zur Erde und schickte das nächste Grollen durch das Tal. Lilvia, Garados’ Gattin, Elementargeist der Stürme, schob Wolken zusammen, um damit das Volk im Tal zu überfallen. Sie würde den ganzen Tag warten und die Wärme der Sonne in ihre Wolkenherde aufnehmen, die sie dann mit Donner und Wind und vielleicht, was zu dieser Jahreszeit nicht ungewöhnlich war, mit Graupel oder Hagel durchs Tal treiben würde.
    Isana rümpfte die Nase. Unerträglich. Wenn sich nur ein halbwegs begabter Windwirker im Tal niederlassen würde, könnten sie die schlimmste Wucht von Tharas Stürmen mildern, bis diese die Wehrhöfe erreichten; allerdings würde wohl jeder Windwirker mit derartigen Kräften den Dienst als Ritter oder Kursor bevorzugen.
    Sie ging zum Wassertrog und berührte den Hahn, um die Elementare im Inneren wissen zu lassen, dass sie Wasser aus dem Brunnen wünschte. Sofort begann es zu laufen, kalt und klar, und sie füllte zwei Pfannen, ehe sie befahl, den Strom zu beenden. Nun kehrte sie in die Küche zurück und goss in die Töpfe nach, die übergekocht waren. Daraufhin holte sie die Brote aus dem Ofen, stellte sie in ihren Formen ab und schob die nächsten hinein. Abermals blickte sie sich in der Küche um und vergewisserte sich, dass alles seine Ordnung hatte. Die Pfütze hatte den Boden
gewischt, also scheuchte sie das Wasser hinaus, damit es draußen neben der Tür im Boden versickern konnte.
    »Bächlein?«, rief Isana. »Warum dauert das so lange?«
    Das Wasser in ihrer Wahrsageschale, die sie im Übrigen auch häufig zum Mischen benutzte, blubberte, und drei kleine Spritzer verkündeten Bächleins Gegenwart. Isana ging zu der Schale, warf ihren Zopf über die Schulter und betrachtete die Oberfläche des Wassers aufmerksam, während es sich beruhigte.
    Der

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