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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Wasserhexe hätte sie beinahe getötet; Amara hatte Glück
gehabt. Sie hatte überlebt, andererseits hockte sie jetzt hier, hilflos am Ufer des Flusses.
    Einen Moment lang schloss sie die Augen und versuchte, das Lachen dieser Frau aus ihrem Kopf zu verbannen. Die Männer, die sie verfolgt hatten, bereiteten ihr nicht halb so viele Sorgen. Wenn die sie erwischt hätten, wäre sie vielleicht misshandelt worden und dann durch blitzblanken Stahl gestorben. Darauf war sie gefasst gewesen.
    Sie erinnerte sich an Odianas Lächeln. Ihr Wasserelementar hätte Amara beinahe erstickt, und sie wäre fast auf trockenem Land ertrunken. In den Augen der Frau hatte eine beinahe kindliche Freude gefunkelt.
    Amara schauderte. Darauf war sie nicht gefasst gewesen.
    Dennoch musste sie sich dieser Angst stellen, sie musste dagegen ankämpfen. Die Pflicht verlangte es von ihr.
    Sie stieß die Hände in das kalte Wasser des Flusses.
    Die junge Kursorin wusch sich das Gesicht und unternahm den aussichtslosen Versuch, sich das goldbraune Haar mit den Fingern zu kämmen. Obwohl sie es ein wenig kürzer trug als andere Frauen, kaum bis auf die Schulter, und obwohl es zudem glatt und fein war, hatte es sich nach mehreren Stunden im Wind zu Knoten verfilzt, so dass es eher aussah wie das Fell eines zotteligen Mischlingshunds.
    Sie betrachtete ihr Spiegelbild. Harte Züge, dachte sie, wenngleich diese mit ein wenig Schminke vielleicht zu einem ernsten Ausdruck hätten abgemildert werden können. Mattes Haar wie Spinnfäden. Ihr Gesicht und ihre Arme waren unter dem Schmutz so dunkel gebräunt wie ihr Haar, und ihr Konterfei im Wasser sah aus wie eine einfarbige Statue, die aus hellem Holz geschnitzt und nachgedunkelt war. Ihre einfache Kleidung war zerrissen und nach den Stunden in der Luft an den Säumen ausgefranst, dazu gesellten sich Schlammspritzer und dunkelbraune Blutflecken von dem Schnitt am Arm, der immer noch dumpf schmerzte.

    Das Wasser regte sich, und eine von einem Elementar hervorgerufene Gestalt erhob sich - doch statt des Ersten Fürsten erschien eine Frau. Gaius Caria, Gemahlin von Gaius Sextus, dem Ersten Fürsten von Alera, wirkte jung, wenig älter nur als Amara selbst. Sie trug ein prachtvolles tailliertes Kleid, und das Haar war atemberaubend frisiert zu mehreren Zöpfen und kunstvollen Strähnen, die ihr Gesicht lieblich umrahmten. Diese Frau verkörperte nicht nur Schönheit, sondern auch Heiterkeit, Entschlossenheit, Anmut - und Macht.
    Unwillkürlich überkam Amara das Gefühl, plump wie eine Kuh zu sein. Sie vollführte einen Knicks, so gut sie konnte, legte die Hände an die schmutzigen Röcke und hielt sie fest. »Hoheit.«
    »Akadem«, murmelte die Frau. »Keine zwanzig Tage sind vergangen, seit mein Gemahl dir diese Münze übergeben hat, und schon störst du ihn beim Abendessen. Ich glaube, das ist ein neuer Rekord. Fidelias, so wurde mir berichtet, hat immerhin gewartet, bis der erste Monat verstrichen war.«
    Amara spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. »Ja, Hoheit. Ich muss mich entschuldigen, aber es gibt einen ernsten Anlass.«
    Die Erste Fürstin musterte die schmutzige Kursorin von oben bis unten. Amara wurde noch röter und war entsetzlich verlegen. »Eine Entschuldigung ist nicht notwendig«, sagte Fürstin Caria. »Doch vielleicht könntest du dir in Zukunft einen günstigeren Zeitpunkt aussuchen.«
    »Gewiss, Herrin. Bitte, Hoheit, ich muss mit dem Ersten Fürsten sprechen.«
    Fürstin Caria schüttelte den Kopf. »Unmöglich«, sagte sie entschieden. »Ich fürchte, du kannst erst später mit ihm reden. Vielleicht erst morgen.«
    »Aber, Herrin -«
    »Er ist beschäftigt, sehr beschäftigt«, sagte die Erste Fürstin und betonte jede Silbe. »Wenn die Sache so wichtig ist, Akadem,
kannst du mir eine Nachricht für ihn anvertrauen, und ich werde sie ihm mitteilen, sobald sich eine Gelegenheit ergibt.«
    »Bitte verzeih mir, Herrin, aber mir wurde gesagt, wenn ich diese Münze je benutze, so darf die Nachricht allein für ihn bestimmt sein.«
    »Hüte deine Zunge, Akadem«, erwiderte Caria mit hochgezogenen Augenbrauen. »Vergiss nicht, mit wem du sprichst.«
    »Ich habe den Befehl vom Ersten Fürsten persönlich, Hoheit. Ich bemühe mich nur zu gehorchen.«
    »Ausgezeichnet. Nur leider ist der Erste Fürst nicht dein Lieblingsprofessor, den du besuchen kannst, wann immer dir der Sinn danach steht, Akadem.« Sie betonte das letzte Wort. »Wichtige Staatsangelegenheiten bedürfen seiner

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