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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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ist der Junge von Harald dem Jüngeren auf dem Eis des Mühlteichs eingebrochen. Er war fast dreißig Minuten unter Wasser, und wir konnten sein Leben trotzdem retten.«
    »Leben!«, spuckte Biette aus. »Er saß nur noch auf einem Stuhl, der Speichel rann ihm aus dem Mund, und er hat nie wieder ein Wort gesprochen, bis das Fieber ihn umgebracht hat. Wollt ihr das Bernard vielleicht auch antun?«
    Roth verzog das Gesicht und legte Otto eine seiner gebrechlichen Hände auf die Schulter. »Sie hat Recht. Selbst wenn wir seinen Körper zurückholen können, wird sein Verstand nicht mitkommen.«
    Isana stand da und starrte die beiden Männer an. »Ich brauche ihn«, sagte sie. »Tavi irrt draußen im Sturm herum. Ich habe keine Zeit, die Sache lange zu besprechen. Gerade wart ihr noch bereit, mir zu helfen. Entweder tut ihr das jetzt, oder ihr steht mir wenigstens nicht im Weg.«
    »Wir helfen«, bot Otto sofort an.
    Roth seufzte widerwillig. »Gut«, stimmte er zu. »Wenn die Elementare wollen, wird der Versuch dich nicht umbringen.«

    »Deine Begeisterung ist wirklich rührend.« Isana schritt entschlossen zu der Kupferwanne. Mehrere Männer des Hofes hoben Bernards reglosen Leib unter Biettes Anweisung hinein. Das Blut aus der Beinwunde bildete rosa Schlieren im Wasser. »Macht den Verband ab«, verlangte sie. »Jetzt spielt es keine Rolle mehr, so oder so.«
    Sie kniete am Kopfende der Wanne und legte Bernard die Finger auf die Schläfen. »Bächlein«, flüsterte sie und griff mit einer Hand kurz ins Wasser. »Bächlein, ich brauche dich.« Sie spürte, wie sich das Wasser regte, als Bächlein in die Wanne eindrang. Die Widerwilligkeit des Elementars entging ihr nicht bei seinen unsicheren Bewegungen - nein, es war gar nicht Bächleins Widerwille, sondern ihre eigene Erschöpfung. So müde, wie sie war, konnte Bächlein sie nicht deutlich verstehen und nicht so auf sie reagieren wie gewöhnlich. Aber bald schon wäre das nicht mehr wichtig.
    »Immi«, flüsterte Otto. Isana spürte die Hand des stattlichen Wehrhöfers auf ihrer Schulter, die warmen Finger übten leichten Druck aus. Unter ihren eigenen Fingern bewegte sich das Wasser erneut, als sich der zweite Elementar hineinbegab, der zwar kleiner, aber tatkräftiger war als Bächlein.
    Roth legte ihr die Hand auf die andere Schulter. »Almia.« Wieder wurde das Wasser aufgewühlt, stärker jetzt und zuversichtlicher, da der Elementar des alten Wehrhöfers zusätzliche flüssige Kraft mitbrachte.
    Isana holte tief Luft und konzentrierte sich trotz Erschöpfung und Furcht und Wut. Sie verscheuchte die Sorgen um Tavi aus ihren Gedanken, auch ihre Unsicherheit, ob sie ihrem Bruder wirklich helfen konnte. So nahm sie am Ende durch Bächlein nur noch das Wasser in der Wanne und den Körper darin wahr.
    Ein Leib im Wasser löst ein bestimmtes Gefühl aus, eine zarte Vibration, die von der Haut ausgeht. Isana brachte Bächlein dazu, Bernard einzuhüllen, damit sie die schwache Energie um ihn
herum erkunden konnte, dieses Zittern des Lebens. Einen schrecklichen Augenblick lang verharrte das Wasser still, und sie nahm nichts wahr.
    Dann schauderte Bächlein und reagierte auf den letzten Hauch des Lebens in dem Verwundeten. Isanas Herz schlug vor Erleichterung höher, und sie murmelte: »Er ist noch da. Aber wir müssen rasch handeln.«
    »Du darfst das Risiko nicht eingehen, Isana«, warnte Roth. »Er ist schon zu weit entfernt.«
    »Er ist mein Bruder«, entgegnete Isana. Sie legte Bernard die Hände flach an den kräftigen Hals. »Du kannst mit Otto die Wunde schließen. Ich übernehme den Rest.«
    Ottos Hand packte ihre Schulter fester. Roth seufzte resigniert.
    »Wenn du in ihn eindringst, wirst du vielleicht nicht wieder herausfinden. Selbst wenn du ihn tatsächlich wiederbeleben kannst.«
    »Ich weiß.« Isana schloss die Augen, beugte sich vor und drückte ihrem Bruder sanft einen Kuss auf den Kopf. »Also gut. Fangen wir an.«
    Isana atmete langsam aus und lenkte ihre Gedanken und ihren Willen in das Wasser. Der dumpfe Schmerz in ihren Gliedern ließ nach. Die Anspannung in ihrem Rücken löste sich. Sie nahm ihren ganzen Körper, von der zu kühlen Haut zwischen den Fingern bis hin zu Knien und Zehen auf dem glatten Stein, nicht mehr wahr. Nur noch das Wasser spürte sie, die schwindende Energie um Bernard und die verwischte Präsenz der Elementare.
    Bächlein drängte sich an sie, und eine Art Sorge erreichte Isanas Bewusstsein. Sie berührte Bächlein mit ihren

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