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Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung

Titel: Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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allem die aus den Bergen. Wenn sie von einem Hinterhalt gesprochen hätten oder einem Streit, hätte ich ihnen aufs Wort geglaubt, aber diese Diebstahlgeschichte, ganz ehrlich! Den König unter dem Schwarzen Berg umzubringen, um ihm ein Kettenhemd zu stehlen, selbst eines aus Silber ... Das ist zu lächerlich. Das wäre ein solcher Wahnsinn!«
    »Woran denkst du?«, fragte Lliane. 
    Llandon sah sie lange an, dann streichelte er ihre Wange und entspannte sich für die Dauer eines Lächelns.
    »Man kann nie wissen mit den Zwergen. Vielleicht ist das Ganze nur irgendein Missgeschick im Zusammenhang mit einem ihrer verdammten Nachfolgekriege, und wer weiß, ob nicht irgendeiner ihrer vor Ehrgeiz platzenden Prinzen Troins Ermordung arrangiert hat, mit Hilfe Gaels oder indem er sich seiner bedient hat ... Vielleicht ist es auch noch ernster. Wenn Gael es wirklich geschafft hat, in Ghâzar-Run einzudringen, wenn er Troin wirklich ermordet und bestohlen hat, dann geht es ganz gewiss um einen sehr viel größeren Schatz ... Du wirst all das bedenken müssen ... und dich vor den Zwergen in Acht nehmen.«
    Lliane stimmte mit einem Lidschlag zu, aber ihr beschwichtigendes Lächeln vermochte den König nicht zu beruhigen.
    »Da ist noch etwas«, sagte er und zog eine zweifelnde Grimasse. »Du wirst dich auch vor Till in Acht nehmen müssen, fürchte ich ... Ich weiß, dass er Gael nicht vor den Rat bringen wird, und wenn er dazu alle Menschen und alle Zwerge der Truppe umbringen müsste. Aber dir wird er gehorchen ... Er wird dir gehorchen, so wie wir alle.«
    Er näherte sich der Königin, nahm sanft ihr Gesicht zwischen seine Hände und blickte sie eindringlich an. Sie lächelte und küsste ihm die Hände, erst die eine, dann die andere. »Ich weiß das alles, mein König. Aber sei unbesorgt. Ich werde auf der Hut sein ...«
    Llandon senkte den Kopf. Dieser Kloß in seinem Hals, dieses beklemmende Gefühl in seinem Herzen ... Hatte er zu lange in Kontakt mit den Menschen gestanden, dass er dieses den Elfen unbekannte Gefühl verspürte, das jene Liebe nannten? Er betrachtete Lliane, die sich auszuziehen begann und dieses Lächeln in den Augen hatte, das ihm so gefiel. War es möglich, dass er sie liebte, oder war es nur die Aussicht auf ihre Abwesenheit, die ihn so leiden ließ?
    Das lange Moirekleid der Königin fiel zu Boden. Sie war nackt, sie trug nur noch ihre silbernen Armreifen, sie wiegte sich langsam wie ein Schilfrohr im Wind, und Llandons aufkeimende Begierde vertrieb seine Melancholie.
    Der Ritter Miolnir, im Morgengrauen von einem Pagen König Baldwins geweckt, hatte seine prunkvollen Samtgewänder abgelegt und stattdessen gröbere Reisekleidung angezogen, über der er einen glanzlosen Kettenpanzer trug, der ihm bis auf die Knie reichte. Der Zwerg war barhäuptig, aber sein Helm hing am Gürtel und schlug gegen die Axt mit der breiten Klinge.
    Der Page war nicht sehr gesprächig gewesen, er hatte lediglich den Befehl des Königs weitergegeben: sich reisefertig machen und ihn so schnell wie möglich aufsuchen. Doch Gerüchte verbreiteten sich unter den Zwergen in Windeseile, und Miolnir war bereits auf dem Laufenden über die Reise, die da vorbereitet wurde. Er gehörte seit fünfzig Jahren zur Garde des alten Königs und hielt sich für einen seiner besten Ritter. Nicht weiter erstaunlich also, dass er ausgewählt worden war! (Eigentlich sogar selbstverständlich. Wer denn sonst. Ha!) Mit der Zeit hatte er gelernt zu gehorchen, ohne Fragen zu stellen, auch wenn ein Zwerg sein Samtwams und sein Federkissen nie ohne Bedauern zurücklässt, selbst wenn er ein Krieger ist.
    Als er an einem Fenster vorbeikam, warf Miolnir einen kurzen Blick auf den anbrechenden Morgen. Der Himmel war grau und hing voller Wolken. Ein weiterer kalter Regentag stand zu erwarten ...
    Die Korridore des Schlosses lagen im Halbdunkel, nur hier und da von an Kandelabern befestigten Fackeln aufgehellt, und der Zwerg fühlte sich von dieser Düsternis zuversichtlich gestimmt, die ihn an seine geliebten Stollen in den Bergen erinnerte.
    Er bog um eine Ecke und kam in Sichtweite der Gemächer des Königs, wo zwei mit Lanzen bewaffnete Zwergenwächter aufsprangen, als sie ihn herankommen sahen.
    »Stehen bleiben!«, rief der eine. »Wer kommt da?«
    »Miolnir«, antwortete der Ritter. »Kündige mich an, der König erwartet mich.«
     
    Der Posten klopfte dreimal an die kleine Eichentür, die er bewachte. Der Architekt des Palasts hatte aus

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