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Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung

Titel: Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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fürchteten, diese Mondanbeter, die gewiss auch alle Hexen und schwarze Magier waren.
    Mürrisch und düster, die Kapuzen in die Stirn gezogen, trotteten die beiden Zwerge Tsimmi und Miolnir hinter ihr her, und die Jubelrufe, mit denen die Königin empfangen worden war, stimmten sie nur noch düsterer. Im Morgennebel sahen sie auf ihren kräftigen Ponys wie Fässer aus, ebenso breit wie hoch, und in Miolnirs Fall noch dazu gespickt mit einem beunruhigend glitzernden Waffenarsenal. Roderik und Frehir bildeten den Abschluss der Prozession und plauderten, von diesem unvorhergesehenen Interesse von Seiten des Volkes angenehm überrascht, angeregt miteinander.
     
    Die Füße des blonden Kriegers berührten beinahe den Boden, und seine Mähre drohte unter seinem Gewicht zusammenzubrechen; dieser Anblick amüsierte die Städter (umso mehr, als sie sich im Schutz der Stadtmauern wussten und kein großes Risiko eingingen, wenn sie ihm einige Spottworte nachriefen), aber Frehir hörte sie gar nicht. Es war das erste Mal, dass er mit jemandem reden konnte, seit er sein Dorf verlassen hatte, auch wenn es in der gemeinsamen Sprache geschehen musste, die er nur schlecht beherrschte, und er ging Roderik schon jetzt mit seinen endlosen Erzählungen auf die Nerven.
    Die Nachhut bildeten drei auf Maultieren sitzende Pagen, die die kleine Gruppe der Packpferde mit Waffen, Proviant und Gepäck hinter sich herzogen. Der Zwergenpage, der in seiner roten Tunika sofort auffiel, wirkte ebenso groß wie jener der Menschen, aber jedermann sagte sich, dass das wohl eine optische Täuschung sein müsse.
    Seit Tagesanbruch waren in Loth die wildesten Gerüchte über den Sinn dieser ungewöhnlichen Expedition im Umlauf. Manch einer glaubte, die Vereinigung der drei freien Völker in einem gemeinsamen Tross könne nur eines bedeuten: einen neuen Krieg gegen Den-der-keinen-Namen-haben-darf. Und war denn nicht auch der Barbar, der mit ihnen ritt, der Beweis, dass sie in die Marken unterwegs waren? Andere redeten von einer Drachenjagd (aber wer in Loth glaubte noch an Drachen, außer den Kindern?) und von einer verkohlten Leiche, die westlich der Stadt am Seeufer gefunden worden war. All das war jedenfalls Grund genug für die Städter, sich an den Wehrmauern zu drängen ...
    Als der letzte Maulesel das Stadttor passierte, erhob sich von den Zinnen ein Beifallssturm, man applaudierte der davonziehenden Gruppe, und dann zerstreuten die Städter sich wieder, nicht ohne wild durcheinander zu reden und lautstark ihre einander widersprechenden Kommentare zu äußern. Neue Menschen starrten ihnen in der Vorstadt nach, Arbeiter, die hier waren, um die Kraft ihrer Arme anzubieten, Bettler und Hausierer, die am Zollhaus zurückgeschickt worden waren, Händler und Reisende, die ihre Gebühren zahlten, um die Stadt betreten zu dürfen. Dann folgten die Bauern, Knechte und Leibeigenen der umliegenden Dörfer, schließlich die demütigen Hirten, die aus Lehm- und Strohhütten heraustraten, um mit offenen Mündern das Vorbeiziehen des seltsamen Trupps zu beobachten. Sie kreuzten auch einige Elfen, die sich ehrerbietig vor der Königin verneigten, hektische Gnome mit hochrotem Kopf, die mit allen möglichen Waren bepackt, die Straße entlanghasteten, Zwergenfamilien, die in gesetztem Tempo und übertrieben würdevoll auf ihren Karren reisten. Und schließlich wurden die Begegnungen immer seltener.
    Der Morgennebel war einem feinen Regen gewichen, es war nur ein leichter Nieselregen, aber er hatte genügt, den Hohlweg, durch den sie ritten, aufzuweichen, so dass der Boden unter den Schritten der Pferde glitschig wurde.
    Die Königin stieg ab und streichelte zärtlich die lange Mähne ihrer Stute. Plötzlich verzerrte sich ihr Gesicht vor Schreck. Sie blieb stehen, und gepackt von einer unerklärlichen Furcht, fasste sie sich an die Kehle.
    Und da sah sie ihn.
    Der Kindmann im blauen Gewand war da, er saß oben auf der Böschung neben einer Gruppe von Birken, deren Rinde abblätterte, und lächelte wie immer, schwieg wie immer. Und er blickte sie an. »Drachenherz, ich werde auf dich warten.«
    Sie stolperte zurück und stieß gegen ihr Pferd.
    »Kannst du ihn sehen?«, fragte sie und deutete auf die Erscheinung. Ilra, die Fuchsstute, wandte den Kopf, spitzte beunruhigt die Ohren, schüttelte sich dann und ging weiter.
    »Da ist nichts ...«
    Lliane ließ die Zügel der Stute los, kletterte mit wenigen Schritten die matschige Böschung hinauf und tauchte am Fuße der

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