Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung
bevor ...«
Daran hatte Uther noch gar nicht gedacht. Während des gesamten Rückwegs waren seine Gedanken ausschließlich um sein Bett oder die Schramme an seinem Arm gekreist, der stechend schmerzte, und er war so gerädert vor Müdigkeit, dass er keinen klaren Gedanken hatte fassen können. (Allerdings war Tsimmi auch wegen seines schmerzenden Knies von Frehir auf dem Rücken getragen worden ... Der Zwerg hatte also mehr Ruhe gehabt, über den morgigen Tag nachzudenken.)
»Morgen«, erklärte der Zwerg und stieg einige Stufen hinauf, um auf derselben Höhe zu sein wie die beiden Männer, »morgen werden wir Kontakt zur Gilde der Diebe aufnehmen müssen. Wenn Tarot uns die Wahrheit gesagt hat, ist das unsere einzige Spur, oder nicht?«
Er wandte sich an den Barbaren und legte ihm die Hand auf die Schulter, es gefiel ihm durchaus, einmal größer zu sein als er.
»Du, der du diese Stadt kennst, glaubst du, du kannst uns einen Hehler finden, der reich genug ist, ein Kettenhemd aus Silber zu kaufen?«
»Ja, doch!«, sagte Frehir breit grinsend. »Der Beste von allen ist Dame Mahault!«
»Eine Frau?«, rief Uther erstaunt.
»Die Beste! Die Allerbeste! Ich habe mich oft an sie gewandt!«
Tsimmi kicherte in seinen Bart, wünschte seinen beiden Freunden eine gute Nacht und stieg hinkend die Treppe hinauf.
»Wendest du dich so oft an Hehler, Frehir?«, fragte Uther, während er Tsimmi folgte.
»Äh ... manchmal, nicht sehr oft ... Weißt du, manchmal nach einer Schlacht liest man etwas auf ...«
»Ich will lieber nichts davon hören, Frehir. Wirklich nicht.«
Oben auf dem Treppenabsatz blieb Frehir abrupt stehen, und Uther schreckte trotz der Düsternis auf, als er einen lang gestreckten Körper quer im Korridor liegen sah, der zu den Zimmern führte. Der Mann hatte sein ganzes Blut verloren, und eine dunkle Blutspur, die schon halb getrocknet war, führte bis zu einer Tür. Der Tür der Königin Lliane. Am anderen Ende des Korridors diskutierte Tsimmi aufgeregt mit Miolnir. Er drehte sich zu dem Ritter um und rief ihm mit seiner kräftigen Stimme zu: »Sie sind angegriffen worden!«
Uther riss die Tür der Königin auf. Mit laut schlagendem Fierzen blieb er einen Augenblick auf der Schwelle stehen, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Der schwarze Schatten der Blutspur reichte bis zur Zimmermitte, wo ein noch nasser Fleck im Mondlicht leuchtete.
»Uther?«
Die Königin hatte sich auf einen Ellbogen aufgerichtet. Wie schon der Mörder vor ihm, konnte auch der Ritter nur die schmale, blau schimmernde Kontur ihrer Schulter und ihres Halses sehen. »Meine Königin? Ihr seid nicht verletzt?«
Ohne es selbst zu bemerken, war er vor ihrem Bett auf die Knie gefallen und hielt die kühle Hand der Elfe.
»Aber nein«, sagte Lliane, und Uther konnte sehen, dass sie lächelte. »Ein paar Männer haben uns angegriffen, aber wir haben sie gebührend empfangen. Es ist überstanden.«
Uther schielte auf die Blutlache und sah die Leiche draußen auf dem Korridor vor sich.
»Habt Ihr ihn ...«
Er unterbrach sich.
»Ob ich ihn getötet habe?«, beendete Lliane seine Frage. »Natürlich ... Und ich hab ihn auch nach draußen geschleppt. Ich hatte keine große Lust, die Nacht mit ihm zu verbringen.«
Sie lächelte immer noch, aber Uther war mit einem Mal erstarrt. Das Leinenlaken war von Llianes Busen gerutscht und der Mondschein zeichnete jetzt die Kurve ihrer Brüste nach. Die ruhige Atmung der Königin bewegte sie sachte auf und ab und hob von Zeit zu Zeit ihre dunklen Höfe in einen der Mondstrahlen. Es waren nur noch ihrer beider leiser Atem und das dumpfe Echo der Geräusche von der Straße und dem Schankraum zu hören. Uther wagte nicht, seinen Blick abzuwenden, noch seine Hand wegzuziehen, noch irgendeine andere Bewegung zu machen. Sein Arm tat ihm weh, seine Stirn war schweißnass, er fühlt sich schmutzig und hatte den Eindruck zu stinken. Die Königin dagegen roch wie frisch gemähtes Gras. Ein Duft wie Morgentau.
Sie befreite sich behutsam aus dem Griff des Ritters und streckte sich unter ihren Leintüchern aus.
»Ich bin jetzt nicht mehr in Gefahr«, sagte sie. »Ihr müsst schlafen, Herr Ritter.«
Uther nickte und erhob sich mit einem Ruck, wobei seine Rüstung laut schepperte. Er ging aus dem Zimmer, schloss die Tür hinter sich, ohne sich noch einmal umzudrehen und lehnte sich neben der Leiche an die Wand.
Sie hatte ihn umgebracht, dann seelenruhig hier herausgeschleppt und war
Weitere Kostenlose Bücher