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Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung

Titel: Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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Seneschall zu.
    »Tot? Schon?«
    Gorlois bestätigte mit einem Lidschlag seines einzigen Auges.
    »Und Uther?«
    »Lässt Euch ausrichten, dass er weiterhin auf dem Weg nach Kab-Bag ist.«
    »Natürlich ... Wer hat ihn getötet?«
    Gorlois antwortete nicht. Auf dem Kampfplatz hatte der Ritter die Quintane korrekt getroffen und die Puppe mit ohrenbetäubendem Krachen von ihrer Stange gerissen.
    »Er ist gar nicht so schlecht«, murmelte er und kratzte sich mit dem Daumen die lange Narbe, die über sein Gesicht lief. »Ihr solltet ein Auge auf ihn haben.«
    »Wer hat Roderik umgebracht, Gorlois?«, wiederholte der König. »Ist es dein Mann gewesen?«
    »Was weiß ich denn? Möglich ist es ... Oder irgendwelche Räuber, eine umherziehende Bande.«
    Pellehun schlug mit der flachen Hand auf die hölzerne Balustrade. »Das gefällt mir nicht! Das gefällt mir überhaupt nicht!«
    »Mir auch nicht. Aber es war eben das Risiko ... Deswegen haben wir doch zwei Neulinge ausgesucht.«
    Er deutete mit einer nachlässigen Bewegung auf die Grup pe der Recken, die ohne Helme dastanden, miteinander scherzten oder den Ritter im Sattel anfeuerten.
    »Andernfalls hätten wir Ulfin schicken sollen, oder Rodo- mond ... Aber die wären in der Lage gewesen, die Sache durchzuziehen und uns den Elf hierher zu bringen. Könnt Ihr Euch das vorstellen?«
    »Allerdings ...«
    »Im Übrigen«, beharrte der Seneschall, »erinnere ich Euch daran, dass Ihr es wart, der mir gesagt hat, ich solle Roderik und Uther auswählen ... Vor allem Uther, wegen der Königin Igraine und weil ...«
    »Ja, schon gut!«
    Der König stand nervös auf und verließ den Kampfplatz.
    »Mir ist kalt und ich stinke nach Schweiß. Ich brauche ein Bad ... Komm nachher rüber ins Badehaus.«
    Zwei Recken in Rüstung beeilten sich, ihm das Tor des Kampfplatzes zu öffnen und ihn mit gezücktem Schwert zu begleiten, aber er machte noch einmal kehrt, ging zurück und beugte sich zum Ohr des Seneschalls.
    »Ich will Meldung von deinem Mann. Und zwar schnell!«
    »Er wird uns Meldung machen, so schnell es geht. Er weiß, was er riskiert, wenn er scheitert.«
    Pellehun atmete tief aus und richtete sich wieder auf. Er lächelte und grüßte mit einer Handbewegung den Ritter, der sich zu einem dritten Angriff bereitmachte.
    »Gut so!«, brüllte er streng. »Stich kräftig zu, und ins Herz!«
    Der Mann griff wie ein wütender Stier an. Zu überstürzt. Und ohne sein Pferd kurz zu halten, das, von der Puppe erschreckt, scheute. Er wollte trotzdem zustechen, aber die Lanze klemmte sich unter dem Dämonenschild fest und brach ab. Diesmal kreiselte die Eisenkugel pfeifend und traf ihn am Kopf. Er sank zu Boden wie ein nasser Sack und bewegte sich nicht mehr.
    »Siehst du, ich hatte Recht«, sagte Pellehun kopfschüttelnd. »Er taugt nichts. Schick ihn zum Fußvolk. Soll er eine Schwadron befehligen, das ist gut genug für ihn ...«
     
    Der alte König seufzte von neuem und blieb eine ganze Weile schweigend ans Gatter gelehnt stehen. »Und der Page? Der mit Roderiks Leiche zurückgekommen ist?«, fragte er schließlich, ohne Gorlois dabei anzusehen. »Er darf nicht reden ...«
    Der Seneschall nickte mit einem freudlosen Lächeln. »Ich habe ihn erdrosseln lassen.«

Mahault von Scâth

    Im tiefsten Inneren von Kab-Bag lag Scâth - die Schatten- stadt - und schien Tag und Nacht ins selbe Dämmerlicht ge- taucht, so weit weg war der Himmel hier, und so wenig kam
    die Sonne hier gegen die Funzeln, Fettkerzen, Fackeln und Öllampen an. Im Winter strömte Scâth einen gewittrigen, schweren, feuchten Schweißgeruch aus, im Sommer waren die Viertel der Unterstadt ein wahrer Backofen. Scâth bestand nur aus einer Handvoll Straßen (wenn man das unübersichtliche Gewirr von Strohlehmhütten, Brettern und Tuchbahnen so nennen will, das von einem Tag zum ändern hochgezogen wur- de und wieder verschwand), aber alle Einwohner von Kab-Bag kannten und respektierten die Grenzen des Viertels, insbeson- dere die Gnomenwehr.
    Scâth war das Territorium der Gilde, ein Refugium, das von hundert unsichtbaren Mördern bewacht wurde, einer ganzen Armee von Halsabschneidern, die nicht lange zögerten, die Kehle jedes Eindringlings durchzuschneiden, der verrückt genug war, ohne Eskorte in dieses Labyrinth einzudringen. Die meisten Städte des Königreiches hatten solch ein übel beleumundetes Viertel, aber die Schattenstadt war auf Grund des Sittenverfalls der Gnomenmetropole mit Abstand das verrückteste von

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