Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung
der Barbar.
»Wie, nur einen?«, fragte Tsimmi. »Sie will, dass nur ein Einziger von uns hingeht, meinst du das?«
»Und ich natürlich!«, sagte Frehir noch immer grinsend.
»Warum?«, begann Uther wieder. »Traut sie uns etwa nicht?«
Frehir fing schallend zu lachen an.
»Natürlich traut sie euch nicht! Sie ist eine Hehlerin!«
Uther merkte, wie die anderen schmunzelten. Warum musste er auch immer zu viel reden?
»Schön«, sagte er. »Wer geht?«
»Ihr.«
Der Ritter musterte die Königin. Sie warf ihm ein kurzes Lächeln zu und wandte sich dann an die Zwerge.
»Oder?«
Miolnir und Rogor suchten mit ihren Blicken Tsimmis Einverständnis, aber der nickte, ohne sie anzusehen. Uther, der Braune, war der Einzige, zu dem sowohl die Elfe wie auch die Zwerge Vertrauen haben konnten. Er zwinkerte dem Ritter zu und setzte sich dann wieder, die Pfeife im Mund. Miolnir zuckte die Achseln und faltete dann die knotigen Arme über seiner im Gürtel steckenden Axt. Warten; wenn man im Dienst des Königs Baldwin stand, gab es gar nichts anderes. Er war es also gewohnt.
Lliane setzte sich neben Tsimmi, der seine Pfeife ausklopfte und den Kopf mit dem Daumennagel auskratzte, um sie sodann sorgsam in einer seiner zahlreichen Umhängetaschen zu verstauen. »Darf ich Euch etwas fragen, Königin Lliane?«, sagte der Zwerg mit einer schüchternen Stimme, ohne sie anzusehen.
»Natürlich ...«
Der Zwerg zögerte und strich sich nachdenklich über seinen langen braunen Bart.
»Diesen Trick mit der Münze ... Könntet Ihr ihn mir noch einmal vormachen?«
Lliane lächelte ihn verblüfft an. Angesichts seiner ernsthaften Miene nahm auch sie einen würdevollen Ausdruck an und hielt ihm ihre offene Hand hin.
»Gebt mir einen Silberdukaten.«
Ein paar Meter weiter schüttelte Rogor wütend den Kopf. Manchmal konnte man wirklich meinen, der alte Tsimmi sei ein kleines Kind ... Er entfernte sich mit einem angewiderten Seufzer und konzentrierte sich auf die beiden Männer, die ins Gedränge der Gassen von Scâth eintauchten, ohne auf die halb nackten Huren zu achten, die sich bei ihnen einhängen wollten oder von ihren Baikonen aus, in deren Holz obszöne Figuren geschnitzt waren, zu ihnen herabriefen. Er blieb bei dem Grenzpfosten stehen, lehnte sich dagegen und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihnen besser nachsehen zu können.
»Nicht mehr lange«, murmelte er und berührte das eiserne Blatt seiner Axt unter der Tunika. »Nicht mehr lange ...«
Schon in jungen Jahren musste Mahault hässlich gewesen sein und das hatte sich mit der Zeit nicht gebessert. Die Hitze und Feuchtigkeit der Unterstadt, dazu der Mangel an Sonne, Bewegung, sauberem Wasser oder frischem Gemüse, hatten ihr das Aussehen einer Kröte verliehen. Sie war aufgequollen, schlaff und bleich, mit hervortretenden Augen und steckte in einem königlichen Gewand aus gestreifter Seide, mit Aufschlägen aus Zobelpelz am Kragen und den Ärmeln, die so schwarz glänzten wie die Nacht. Ihre Glatze bedeckte sie mit einer wollenen Haube, unter der einige strohige Haarsträhnen heraushingen.
Die Hehlerin hielt Uther eine Hand hin, die beladen war mit Unmengen Ringen und Armbändern, und der Ritter verbeugte sich und schielte dabei auf den dicksten Smaragd, den er je gesehen hatte. Dass sie am Ringfinger auch den Ring der Gilde trug, entging ihm.
Mahault bewohnte einen Turm, einen der wenigen Stein- bauten von Scâth, der die wackligen Hütten des Viertels der Diebe um ein ganzes Geschoss überragte. Dennoch war die Luft in ihrem Schlupfwinkel nicht weniger verpestet als woanders. Die alte Frau fror ständig und hatte daher das ganze Jahr über Kohlenbecken um sich, in die sie Weihrauch warf. Die Hitze und der Duft waren so stark, dass die Mauern schwitzten und auf den Wandbehängen riesige Schimmelflecken wuchsen.
Uther richtete sich wieder auf und trat respektvoll einen Schritt zurück. Er schwitzte und spürte unter dem verwünschten Plattenharnisch Bäche von Schweiß seinen Rücken hinunterlaufen.
»Danke, dass Ihr uns empfangt, gnädige Dame.«
»Dame?«
Mahault prustete los, es war ein asthmatisch pfeifendes Lachen. Wie alt mochte sie wohl sein? Ihr Fett, das die Falten füllte, ließ sie zwar jünger wirken, aber sie sah trotz allem noch unendlich alt aus!
»Ich bin keine Dame, mein Süßer«, sagte sie und wedelte mit ihrer beringten Hand vor dem Gesicht herum, als wolle sie einen derart grotesken Gedanken ab wehren.
Uther schielte zu Frehir
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