Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung
hinüber. Der Barbar, dessen Oberkörper im Schein der Becken leuchtete, hatte sich hinter ihm aufgestellt, unbeweglich wie ein Denkmal, riesengroß und höchst beruhigend. Dann warf er einen Blick auf die anderen Anwesenden. Es waren rund zehn Männer und Frauen, dazu noch ein Haufen Kinder, die beinahe nackt zu Füßen von Mahaults Thron saßen, ausgezehrt und mit gesenktem Blick, gleichgültig und resigniert. Sklaven.
»Frehir hat mir gesagt, was du willst, und ich habe mich entschlossen, dir zu helfen«, sagte sie. »Doch, doch ...«
Wieder diese abwinkende Handbewegung.
»Ich hab die Elfen ohnehin nie leiden können ... Zu mager. Und außerdem«, sie schauderte, »machen sie mir Angst.«
Das Bild der Königin erschien kurz vor Uthers innerem Auge.
»Gael hat mich aufgesucht, das ist wahr«, begann Mahault wieder. »Und es war nicht das erste Mal...«
»Hat er dir etwas zum Kauf angeboten?«, fragte Uther.
»Natürlich! Alle, die zu mir kommen, haben etwas zu verkaufen ... Zu verkaufen oder zu kaufen. Das ist dasselbe ... Gold, Schmuck, Schätze, so viel, dass es einem zu den Ohren rauskommt. Und dann, Vorsicht! So was hätte ich noch nie gesehen! Das Allerschönste dies, das Allerunglaublichste jenes ... Ja, was glauben die eigentlich, diese ganzen jungen Bengel? Weißt du, ich habe so viel gesehen, so viel. Und jedes Mal ist es mindestens dies und das wert, nein, sogar das Doppelte, ein Einzelstück, es hat mich fast das Leben gekostet! Ja und, was interessiert mich das, hm?«
Sie rutschte auf ihrem Thron herum und streckte die Hand hinter sich aus. Ein junger Mann mit bloßem Oberkörper, der ein Stofftuch um die Taille geschlungen hatte, übergab der Hehlerin mit einem Lächeln und einer Miene, die absolut widerwärtig waren, ein großes Tablett mit Dragees. Sie griff sich eine Handvoll und legte sie zwischen ihre Schenkel in eine Falte des Seidenkleides. Dann überlegte sie hin und her, bevor sie sich schließlich für ein goldglänzendes Dragee entschied und es mit ekstatischem Genuss zu lutschen begann.
»Hm, was interessiert mich das?«
Uther nickte ein wenig verwirrt. Seine Schläfen pochten, er war halb betäubt von den Weihrauchschwaden und hatte den Faden verloren.
»Ein Kettenhemd«, sagte sie.
»Was?«
»Aber Vorsicht, ein silbernes Kettenhemd. Ein Harnisch, der von den Zwergen unter dem Berg gewirkt worden ist. Hast du so etwas schon mal gesehen, mein Süßer?«
Uther schüttelte den Kopf.
»Warte. Gleich wirst du’s sehen ...«
Sie drehte sich in die andere Richtung und schnippte mit den Fingern. Ein grau gekleideter Mann mit dunkel loderndem Blick trat auf Uther zu, hielt ihm ein rotes Seidentuch hin und faltete es sorgfältig auf wie eine Blüte, bis auf seinem Grund etwas Glitzerndes sichtbar wurde, das im ersten Augenblick aussah wie ein Stück Stoff. Uther berührte es mit den Fingerspitzen. Das geflochtene Silber war leicht wie Wolle, wirkte aber so hart wie Eisen.
»So was kriegt man nicht alle Tage zu sehen, weißt du«, sagte Mahault mit gierigem Blick. »Selbst ich nicht... Und dabei hat man hier wirklich schon alles gesehen! Alles, alles, wirklich alles ... Nun gut, ich hab also eingewilligt!«
Uther konzentrierte sich erneut auf die Alte. Er hatte Kopfschmerzen, seine Augen brannten, ihm stand der Schweiß auf der Stirn, und er hatte das Gefühl, in seiner Rüstung zu kochen, die so heiß war, als habe man sie in den Kohlebecken ausgeglüht. Sie plapperte noch immer mit ihrer kehligen Stimme, die in manchen Momenten wie eine unheimliche Karikatur der hochgestochenen Sprechweise des Hofes wirkte, dann wieder ein Ekel erregendes Geblubber war, und sie berauschte sich an ihren eigenen Worten.
Uther begriff, dass sie wahnsinnig war, vermutlich schon seit langer Zeit, eine erbarmungswürdige, eingekerkerte Königin, die über die paar Klafter ihres überheizten Turmes herrschte und mit ihren Sklaven und Lustknaben, ihren Dragees und ihrem Weihrauch dick und fett auf einem Berg Gold saß. Sterbensöde.
»Habt Ihr Gael das silberne Kettenhemd abgekauft?«, forschte er.
»Neeeein ... Viel zu teuer! Dieser verfluchte Bastard hat mir nur diesen erbärmlichen Fetzen dagelassen, damit mir das Wasser im Mund zusammenläuft! Aber jetzt, nicht wahr mein Süßer, jetzt sieht die Sache ja ganz anders aus!«
»Ja ... nein ... Ich weiß nicht. Warum?«
Die Alte lachte ihr heiseres und pfeifendes Lachen.
»Weil du es mir abkaufen wirst!«
Der grau gekleidete Mann nahm Uther
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