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Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung

Titel: Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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allen. Dorthin kamen Räuber, Piraten und Gauner aus sämtlichen Ecken der Welt, um, protegiert vom Gesetz der Gilde, ihr Gold in jenen erbärmlichen Hütten zu verstecken, die schwankend auf ihren Fundamenten standen, aber wie Paläste geschmückt waren und von Samt und Fehwerk, von wertvollen Waffen und Truhen voller Perlen überquollen.
    Wein und Bier flossen hier in Strömen und es wurde üppig getafelt; es gab so viele Huren, wie das Herz begehrte, vorausgesetzt, man zahlte den entsprechenden Preis: Hoch gewachsene Küstenelfen, die ihre nackten Beine um den Hals ihrer Freier schlangen, laszive Mädchen aus dem Süden mit schwarzem Haar, Blondinen mit fast durchsichtiger Haut und breiten Hüften, Zwerginnen, deren Brüste hart waren wie Holz, und bunt geschminkte, groteske Gnominnen ... Kurtisanen, die einem Prinzen angestanden hätten, gaben sich in seidenen Palästen hin und berauschten ihre reichen Liebhaber mit seltenen Düften und teuren Weinen, alte Bettlerinnen krochen um ein Glas Met auf der Erde herum, geschminkte Eunuchen massierten fiebernde und verschämte Bürger ausdauernd in den Hinterzimmern der Badehäuser im Schutz langer leinener Stoffbahnen ... Nirgendwo sonst konnte man eine derartige Bandbreite verschiedenster Vergnügungen finden.
    Hier riskierten die Besitzer des Rings mit der Rune von Beorn nichts. Denn die Gilde bestrafte jeden Diebstahl oder Mord an einem Mitglied ihrer Brüderschaft mit einem abscheulichen Tod. Und so fühlte sich jeder wohl. Trotz des Gestanks, trotz der feuchten Hitze, die aus diesem Erdloch auf- stieg, das in der Regenzeit schlammig war und den Sommer über in Staubwolken erstickte, trotz der Menschenmenge, die sich hier ohne Unterlass drängte, kamen die Mörder mit den blutigen Händen und die Diebe mit Taschen voller Beute hierher, um den größten aller Schätze zu genießen: den Frieden einer traumlosen Nacht.
    Die Gesandten des Großen Rats hatten am Eingang des Viertels Halt gemacht, oder zumindest an der Stelle, die Frehir ihnen als den Eingang ausgewiesen hatte: ein simpler, in die Erde gerammter Balken, mit tauschierten Motiven geschmückt, die einen dreiarmigen Baum darstellten, die Rune von Beorn, das Zeichen der Gilde. Frehir war allein losgegan gen, einen Führer aufzutreiben, der sie zu Mahault, der Hehlerin, bringen würde. Die Truppe hatte die Herberge sehr früh verlassen, und keiner hatte viel geschlafen (mit Ausnahme Rogors, der im Stall allen nächtlichen Dramen entgangen war und friedlich geschnarcht hatte). Schon verbreitete sich das Gerücht, die Gnomenwehr suche sie, um sie auszuweisen, und sie hatten nicht die geringste Lust nachzuprüfen, ob an dieser Information etwas dran war ...
    Sie hatten die Pferde unter einem Zelt versteckt und sich an den Rand der Gasse zurückgezogen, abseits vom Strom der Passanten. Tsimmi, dessen Beine noch immer schmerzten, hatte sich auf die Erde gesetzt und rauchte mit angeekelter Miene eine Mixtur, die rund um ihn einen pestartigen Gestank verbreitete, von der er jedoch behauptete, sie könne Knochenschmerzen lindern. Selbst Rogor und Miolnir, die etwas abseits standen und die nächtlichen Ereignisse kommentierten, während sie ein Auge auf die Pferde hatten, fanden den Geruch unerträglich.
    Die Königin Lliane hatte die Augen geschlossen und schien, kerzengerade und in ihr Moirecape gehüllt, im Stehen zu schlafen. Natürlich konnte Uther seine Augen nicht von ihr wenden. Sie hatte ihren Zopf gelöst, und ihr schwarzes Haar umrahmte ungebändigt ihr Gesicht und hob die Blässe der bläulichen Haut noch hervor. Ihre Ruhe, ihre Bewegungslosigkeit und die Blässe verliehen ihr etwas von einer Toten, und der Ritter musste an sich halten, um sie nicht zu schütteln.
    »Sie gefällt dir, die hübsche Königin?«
    Uther zuckte zusammen und stieß sich dabei den Kopf am niedrigen Querbalken eines Ladens.
    »Frehir! Weißt du, du bist wirklich ...«
    Er beendete seinen Satz nicht, einmal, um den Barbaren nicht zu kränken, der in seiner gewohnt dämlichen Art losprustete und sehr zufrieden mit seinem kleinen Scherz war, vor allem aber, weil die Königin die Augen geöffnet hatte und ihn mit diesem feinen Lächeln anblickte, das er noch immer nicht einordnen konnte.
     
    »Was ist denn nun?«, sagte er grob. »Wir warten seit Stunden auf dich! Hast du sie getroffen, deine Mahault?«
    Frehir nickte und grinste die anderen, die sich um ihn scharten, stolz an.
    »Sie will euch gerne empfangen, aber nur einen«, sagte

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