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Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung

Titel: Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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Rüstung, ich muss sie ausziehen!« Durch den Nebel drang Oisins Stimme zu ihm herüber.
    »Lasst das bleiben, Herr! In weniger als einer Stunde werden wir im Sumpf der Stechmücken sein!«
    »Was?«, schrie Uther, aber der Gnom antwortete nicht.
    Der Ritter wandte sich seinen Gefährten zu, entdeckte in ihren Blicken aber nur die Leere und Müdigkeit, die auch in seinem eigenen liegen musste. Das Seil, das sie mit dem ersten Floß verband, spannte sich plötzlich an, und nun ertönte Fre- hirs Stimme: »Stakt! Ihr bremst uns ab!«
    Uther zuckte unwillkürlich zusammen und machte sich wieder an die Arbeit. Blade tat es ihm gleich. Sie waren jetzt seit mehr als zwei Stunden unterwegs und hatten eigentlich gedacht, bald am Ziel zu sein. Was hatte es also mit diesem Stechmückensumpf auf sich, von dem der Gnom da redete? Wie lange sollte die Überfahrt denn noch dauern?
     
    Die Königin Lliane erhob sich, griff eine Stange und gesellte sich zu dem Recken. Durch die Feuchtigkeit klebten ihre langen, schwarzen Haare an der Stirn, und ihre Moiretunika, die durchnässt und schlammbespritzt war, haftete an den Maschen ihres silbernen Kettenpanzers, was ihre anmutigen Formen unterstrich. Sie hatte den Bogen und Kevins Pfeile in der Mitte des Floßes abgelegt, ebenso ihren Gürtel mit dem langen Dolch. Breitbeinig stand sie da, und die geschlitzte Tunika gab ihre langen Beine bis hoch zu den Schenkeln hinauf frei. Feucht schimmernd wie sie alle in diesem Nebel sah sie aus wie aus Silber gemacht...
    Uther bemerkte eine obszöne Begierde in Blades Blick, von der ihm übel wurde.
    »Stake!«, bellte er ihn an.
    Der Dieb verzog erstaunt den Mund und legte sich dann, leise kichernd, auf seine Stange, was den Ritter nur umso ärgerlicher machte.
    »Oisin!«, brüllte er und trat an den Bug des Floßes vor. »Wie lange sollen wir denn noch in diesem verwünschten Sumpf bleiben?«
    »Jahrelang, wenn ihr nicht stakt!«, brummte Frehir, der das Gefühl hatte, er sei der Einzige, der alle drei Flöße ziehen müsse.
    »... Jedenfalls nicht weniger als drei Tage, meine Herren!«, fügte der Fährmann glucksend vor Heiterkeit hinzu.
    Alle, Menschen, Zwerge, Elfen, hoben wie vor den Kopf geschlagen und von dieser Auskunft zerschmettert, die Augen. Selbst Blade, der seit ihrer Abfahrt so tat, als könne ihn nichts erstaunen, da er diese Überfahrt früher bereits gemacht hatte, verzog unwillkürlich das Gesicht.
    Drei Tage in diesem stinkenden Moor. Drei Tage in diesem feuchtkalten Nebel. Drei Tage lang sich die Seele aus dem Leib schwitzen, um die Flöße bei jedem Stoß ein paar Fuß vorwärts zu wuchten. Drei Tage lang aufeinander hängen, auf schlammfeuchten Holzbohlen schlafen, um wenigstens ein klein wenig Wärme zu spüren ... 
    Er blickte zur Königin hinüber und betrachtete schamlos ihre langen Beine, nackt bis zu den Hüften hinauf. Jedenfalls wüsste er schon, wo er sie finden könnte, die Wärme ...
    Oisin lächelte seinen Floßkameraden zu.
    »Der Sumpf ist eine Welt für sich. Eine Welt ohne Sonne, ohne festen Boden, ohne Leben. Nichts als Schlamm, Würmer und Mücken ...«
    Er ballte seine Hand zur Faust und ließ sie einige Momente vor seinen Augen herumtanzen. Weder Tsimmi noch Miolnir fragten ihn, ob er mit dieser Geste versuchte, die Größe der Insekten anzudeuten, aber dieser entsetzliche Gedanke ließ sie vor Ekel erzittern.
    »Ich habe die Sümpfe schon früher durchquert«, murmelte der Riese hinter ihnen. »Zweimal ... Die Schwarzen Lande wirken beinahe schön, wenn man hier rauskommt. Die Stechmücken, die einen zum Wahnsinn treiben, die Dinger unter Wasser, die Kälte ...«
    Niemand antwortete und Frehirs Sätze verloren sich in der lastenden Stille.
    »Was für Dinger unter Wasser?«, fragte Miolnir eine ganze Weile später in einem Ton, der beiläufig klingen sollte.
    »Das weiß keiner, Sire«, erwiderte der Gnom. »Aber kaum jemand, der ins Wasser fällt, überlebt.«
    Der Zwerg nickte und wechselte einen langen Blick mit Tsimmi.
    »Das hier sind nur die Marken, Miolnir«, murmelte der Meister der Steine in seinen Bart. »In den Wüsten Landen werden uns sicher noch ganz andere Unannehmlichkeiten erwarten ... Komm, lös mich mal ab.«
    Er hielt seine Stange dem Zwergenritter hin, der sich bei der Erwähnung der »Dinger unter Wasser« seinen Helm aufgesetzt hatte. Tsimmi stützte die Hände ins Kreuz, dehnte sich und stöhnte, dann ging er ans Heck, formte mit den Händen einen Trichter und rief der Königin

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