Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung
aus ihren unergründlichen grünen Augen an. Unwillkürlich verspürte die Königin ein Glücksgefühl, dass er wieder zu ihr sprach und sie »teuerste Königin« nannte ...
»Man kann ein freies Pferd nicht zwingen, dahin zu gehen, wohin es nicht möchte, mein lieber Ritter. Und eure Rösser würden zu viel Lärm machen. Da, wo wir hin wollen, ist es schon unklug, zu Fuß zu gehen. Und in den Sümpfen kommt man ohnehin nur zu Fuß voran. Das einzige, was wir davon hätten, quer durch die Schwarzen Lande zu galoppieren, wäre, dass man uns noch schneller bemerkt!«
Uther nickte und suchte nach Worten, aber Frehirs laute, schleppende Stimme unterbrach seinen Gedankenfluss.
»Kommt. Sie haben sich geeinigt.«
Die Elfe ließ den Ritter vorausgehen, zum Rest des Trupps am Ufer des Moors, und gesellte sich dann zu Till, der neben Ilra stand und ihr sanft den Hals streichelte.
»Auf bald«, sagte die Fuchsstute schnaubend. »Wir werden jeden Tag zu diesem Ufer kommen und euch erwarten!«
»Auf bald, Ilra«, murmelte Lliane. »Aber warte nicht auf uns. Geh nach Hause ... Und wenn du König Llandon und die unseren siehst..., sag ihnen, dass ... Sag ihnen, dass wir bald zurückkommen werden.«
Till sah sie aus den Augenwinkeln an und respektierte dann ihr Schweigen, bis die großen Pferde außer Sichtweite waren.
Die Königin fühlte sich traurig, und als sie ihnen nach blickte, traten ihr Tränen in die Augen. Sie galoppierten zu Llandon, zu ihren Brüdern, weit weg von diesen eiskalten, feindseligen Sümpfen, in denen doch auch Elfen lebten.
»Na komm«, sagte sie mit einem erbarmungswürdigen Lächeln. »Wir müssen mithelfen, die Flöße zu beladen ...«
»Meine Königin?«, fragte Till und hielt sie zurück. »Dieser Blade, was sollen wir mit ihm machen?«
Von der ersten Sekunde an, da der Meisterdieb sich zu ihrem Trupp gesellt hatte, hatte der Spurensucher ihn wiedererkannt. Er war es, dessen Präsenz er seit ihrer Abreise von Loth gespürt hatte, er war es, der Roderik getötet hatte, dem sein Falke bis ins Herz von Kab-Bag gefolgt war, der tief in der Unterstadt von neuem gemordet hatte. Till kannte seine Beweggründe nicht, aber er wusste, dass der Dieb sich ihnen nicht zufällig angeschlossen hatte. Er hatte die Königin sofort gewarnt, doch Lliane hatte sich entschieden, den anderen nichts zu sagen.
»All das ändert nichts«, meinte sie mit dem singenden, eifischen Ton in ihrer Stimme. »Vielleicht lockt dieser Mann uns in eine Falle, aber warum sollte er dann solche Umstände machen? In Kab-Bag hätte er uns hundertmal töten können ... Ich glaube, er weiß tatsächlich, wo Gael sich befindet und kann uns zu ihm führen. Und das ist das Einzige, was zählt. Vorerst.«
Bleierne Stille lag über den Sümpfen, gegen die auch das Schmatzen der aus dem Schlamm gezogenen Flößerstangen nichts vermochte. Der Trupp hatte sich auf drei große Flöße verteilt. Auf dem ersten befanden sich die Zwerge, deren kleiner Wuchs den Fährmann ein wenig beruhigte, sowie Frehir, der die Sümpfe bereits früher einmal überquert hatte, zu Zeiten, als die Menschen gewagt hatten, den Krieg in die Schwarzen Lande auszudehnen. Auf dem zweiten hatten die Königin, Uther und der Dieb Platz genommen, während sich die Packpferde unter der Obhut des Zwergenpagen und Tills, des Spurensuchers, auf dem letzten Floß drängten.
Nach kürzester Zeit schon war der Nebel so dick geworden, dass sie gezwungen waren, Fackeln anzuzünden, um sich von Floß zu Floß noch sehen zu können. Sie kamen nur extrem langsam voran, und alle hatten sich Decken oder Pelze umgelegt, so eisig war der Nebel. Selbst die Elfen schienen zu frieren.
»Nicht genug Wasser, um zu rudern, zu viel Schlamm, um zu staken!«, knurrte Frehir über seine Stange gebeugt.
Er war bereits schweißüberströmt und warf wütende Blicke auf Oisin, der trotz seines kleinen Wuchses seine Stange auf der anderen Seite des Floßes mit verblüffender Leichtigkeit bewegte.
Auch Uther und Blade auf dem nächsten Floß rann vor Anstrengung der Schweiß in Bächen über den Körper. Bei jedem Stoß versanken die Stangen so tief im Schlamm, dass sie unter schmerzhaftem Reißen wieder herausgezogen werden mussten, was ihnen in die Muskeln fuhr und sie mit schwarzem, stinkendem Schlick bespritzte, der von winzigen weißen Würmern wimmelte.
»Ich kann nicht mehr!«, stieß Uther plötzlich, um Atem ringend hervor und drehte sich zur Königin um. »Ich ersticke unter dieser
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