Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung
unwillkürlich zusammen. Er brauchte einige Sekunden, um zu begreifen, dass sein Arm und seine Flanke nackt waren und der Dieb ihn von einer Wolke von Stechmücken befreite, indem er die Flamme über seine Haut streichen ließ. Erst dann verlor er das Bewusstsein.
Die Stirn auf den groben Bohlen des Floßes, das Haar im Brackwasser der Zwischenräume treibend, war die Königin Lliane in einen tiefen Schlaf gesunken, trotz des ohrenbetäubenden Gesurrs der Stechmücken im Sumpf, trotz des Mangels an frischer Luft und der drückenden Hitze, die unter dem behelfsmäßigen Zelt herrschte, das sie aufgebaut hatten. Sie hatte die ganze Nacht und ein Gutteil des Tages über Uther gewacht, bis ihre Kräfte sie verließen, und ihm die Melodie zur Besänftigung der Seele ins Ohr gesungen.
Anmod deore haeleth
Sar colian
Feothan
Feothan
Breost frofur
Hael Hlystan.
Und der Kopf des Ritters ruhte noch immer auf ihrer Brust.
Blade, schweißnass und mit schmerzenden Gliedern, konnte nur phasenweise schlafen. Als das treibende Floß ruckte, wachte er auf und verlor einen Moment vor Entsetzen die Beherrschung. Sein Gesicht klebte an der nassen Plane, das Gesirr von Tausenden von Flügeln hallte ihm in den Ohren wider, und die Stechmücken prasselten ohne Unterlass wie ein Platzregen auf den Stoff ... Schließlich hatte er sich wieder in der Gewalt.
Er versetzte der Plane einen wütenden Faustschlag und draußen schwoll das metallische Sirren noch heftiger an.
Die Stange, die als zentraler Stützmast ihres Zeltes gedient hatte, war beim Geschaukel auf dem Wasser weggerutscht, und die Plane bedeckte sie jetzt wie ein Leichentuch. Der Dieb tastete umher, fand die Stange und richtete sie wieder auf, und auf der Stelle war ein wenig frische Luft da und ein matter Lichtschein drang durch die Poren des Stoffs. War es nun der zweite oder schon der dritte Tag? Wie lange sollten sie noch in diesem Alptraum gefangen bleiben? Blade setzte sich hin, streckte die Beine von sich und rieb sich den Nacken.
Auf der anderen Seite des Floßes lag regungslos Uther, seine Brauen waren halb verbrannt, sein Gesicht geschwollen, nässend und von entsetzlicher grüngrauer Farbe (wozu auch die dürftige Beleuchtung beitrug). Blade fragte sich, ob er tot sei, aber bei genauerem Hinsehen schien es ihm, als ob die blauweiße, in den Farben des Königs Pellehun gestreifte Tunika, die seine Brust bedeckte, sich noch schwach im Rhythmus der Atmung hob und senkte.
Dann wandte er seine Aufmerksamkeit der Königin zu.
Ihre schwarzen Haare, die wie Algen zwischen den Planken trieben, verhüllten ihr Gesicht. Wie konnte sie so schlafen, direkt auf den mehr oder weniger unbehauenen Baumstämmen des Floßes, am ganzen Körper nass von diesem schlammigen, ekelhaften Wasser, das durch alle Ritzen drang? Ihre lange Moiretunika klebte an ihrem Körper, und Blade betrachtete wieder lange die endlosen Schenkel der Elfe.
Er richtete sich auf, kroch auf die schlafende Gestalt zu, hielt inne und beugte sich über sie. Seine Augen hatten sich an das fahle Dämmerlicht gewöhnt und er konnte sie jetzt besser sehen. Unter der Fülle ihres Haars war der Blauschimmer ihrer Wange wahrzunehmen und der etwas dunklere ihrer halb offenen Lippen. Eine gelockte Strähne war bis auf ihren Mund geglitten, und Blade streckte die Finger aus, um sie behutsam beiseite zu schieben. Mit ihren geschlossenen Augen und den entspannten Zügen war sie von einer Schönheit, die den Meisterdieb anrührte. Er hatte Elfen gekannt, aber das waren Nutten von den Küsten, exotische Erfahrungen in den Bordellen der Vergnügungsviertel, aber sie waren zu mager und zu lang gewesen und außerdem von einer Kälte, die die Kunden nicht gerade anzog ... Diese hier war anders. Er hockte neben ihr und ließ seinen Blick - aber nur seinen Blick - über den schlafenden Körper Llianes streichen, von der Rundung der nackten Schultern bis zu den Wildlederstiefeln über ihren Knien. Dann fiel ihm auf, dass die gekreuzten Bänder, die ihre Tunika an den Oberschenkeln zusammenhielten, sich gelöst hatten und noch ein paar weitere Zentimeter Haut, bis fast zur Hüfte hinauf, bloßgelegt hatten. Als er die Hand ausstreckte, um sie wieder zu schließen, knarzte eine der Bohlen.
Lliane hörte in der Tiefe ihres Schlafs das Holz ächzen. Die Bäume, die dazu gedient hatten, das Fahrzeug herzustellen, waren zwar schon lange tot, und sprachen kaum mehr, auch nicht zu den Ohren einer Elfe, die in die Sprache der
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