Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung
nur noch scheuer.«
»Du sprichst also mit den Pferden?«
»Mit den Pferden, den Pflanzen, mit allem, was lebt!«
Till unterbrach sich unvermittelt. Er hatte bemerkt, dass er geschrien hatte, so laut war das Surren der Stechmücken unterdessen geworden. Am Bug des Floßes sträubte sein Falke nervös das Gefieder und steckte dann den Kopf unter einen Flügel.
»Das ist nicht möglich«, brummelte Rogor leise.
Durch den grauen Nebelschleier wurde jetzt eine flirrende Wolke sichtbar, das diffuse Surren wandelte sich rasch zu einer ganzen Tonskala von Gesirr. Rogor hatte sogar das Gefühl, das exakte Geräusch Tausender aneinanderschlagender Flügel hören zu können.
Auf dem ersten Floß hatte Oisin damit begonnen, einen Mast aufzustellen.
»Unnötig weiterzustaken!«, rief er. »Von hier ab gibt es eine leichte Strömung bis zu den Marken. Schützt euch und viel Glück!«
Kaum hatte er geendet, bedeckte er das gesamte Floß mit einem riesigen schwarzen Wachstuch von der gleichen Farbe wie das Wasser.
Uther zögerte einen Augenblick. Neben ihm falteten Blade und die Königin fieberhaft eine Plane auf. Obwohl er vor Angst zitterte, schien es ihm eines Ritters des Großen Rats unwürdig, sich tagelang unter einem provisorischen Zelt zu verstecken und übers Wasser treiben zu lassen, und all das wegen banaler Mücken.
Er blickte nach hinten und konnte den hellen Fleck von Tills Fackeln ausmachen. Der schützte sich auch nicht, offenbar ... Irgendetwas wimmelte ihm im Haar, und instinktiv schüttelte er sich, wobei seine Zöpfe gegen die vor Feuchtigkeit glänzende Rüstung schlugen. Im selben Moment empfand er einen heftigen, stechenden Schmerz auf der Wange, dann einen zweiten auf der Stirn. Er rieb sich heftig übers Gesicht und drehte sich wieder nach vom. Die ganze Luft war voll flüchtiger, flirrender Silhouetten, und vor seinen Augen schwirrten unaufhörlich schwarze Punkte. Wieder stach ihn etwas, diesmal in die rechte Hand. Er senkte den Blick auf die unförmigen Umrisse seiner verdeckten Kameraden und musste einen Schreckensschauder unterdrücken: Ihre Plane war lückenlos von einer glänzenden Masse von Insekten bedeckt, die wirkten, als wollten sie sie auffressen. Zwei weitere Stiche entlockten ihm einen Schmerzensschrei. Er schüttelte sich und sah auf seine eigene Rüstung. Auch sie war von einer Schicht schwarzer und glitzernder Punkte bedeckt, die wimmelte wie ein lebendiges Kettenhemd.
Panik ergriff Uther, er schrie auf und schlug wie irrsinnig um sich, er leerte den Inhalt seiner Tasche über das ganze Floß aus, um sein langes Cape zu finden, unter das er sich dann warf, wobei er einige Hundert Stechmücken mitnahm ... Sein ganzer Körper brannte wie Feuer. Dutzende Insekten waren unter seine Rüstung gekrochen und zerstachen ihm die Arme, den Rücken, den Nacken, zwangen ihn, sich unter seinem schwachen Schutzdach hilflos und ungeschickt zu winden und zu strampeln, alles sinnlose Versuche der Verteidigung gegen einen derart erbarmungslosen Gegner.
Plötzlich spürte er einen Rempler, und sein Cape wurde ihm fortgerissen. Er sah, wie in Blitzesschnelle eine Plane über ihm aufgespannt wurde und blickte in die angespannten Gesichter Llianes und Blades. Uther wollte etwas sagen, da verbrannte die Flamme einer Fackel ihm das Gesicht. Er brüllte vor Schmerz. Die Behandlung war so plötzlich zu Ende, wie sie begonnen hatte. Er hechelte, sein Gesicht und sein Körper brannten, und er fühlte sich, als habe man ihn in einen Kessel kochenden Öls getaucht. Uther wehrte sich nicht mehr und sank auf die Stämme des Floßes zurück. Sein Blick begegnete dem der Königin, seine Lippen versuchten, eine Frage zu formen.
»Sprecht jetzt nicht, Ritter«, sagte Lliane und legte ihm sanft die Finger auf den Mund. »Wir haben den Großteil der Mücken verbrannt, die Euch bedeckt hatten. Jetzt sollten wir besser die Rüstung ausziehen, um die Sache zu Ende zu bringen ... Wehrt Euch nicht.«
Uther nickte kraftlos. Ohne Unterlass stachen die Mücken auf ihn ein, als spicke man ihn am ganzen Körper mit Nadeln, aber der Schmerz kam in seinem Hirn nur noch als verzerrter, seltsamer Eindruck an. Er spürte, wie man ihn hochhob und ihm seine Schulterstücke und eisernen Handschuhe abnahm. Verschwommen erkannte er Blade, dessen Gesicht schweiß- überströmt war, und der sich über ihn beugte, sein Gesicht von der Flamme seiner Fackel erhellt. Ihn durchzuckte ein brennender Schmerz und er krümmte sich
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