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Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung

Titel: Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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Griff.
    »Haben Sie Gael gefunden?«
    »Nein, noch nicht ... Aber sie haben den Beweis seiner Schuld. Ich fürchte, die Zwerge haben die Wahrheit gesagt, Sire. Gael ist zweifellos der Mörder König Troi'ns.«
    »Verflucht!«
    Der Graue Elf trat wütend gegen einen schneebedeckten Busch und eine weiße Wolke stob auf. Dann fluchte er ausgiebig in seiner Sprache, einem eifischen Dialekt der Sümpfe, den Gorlois nicht verstand. Er warf einen Blick nach hinten auf Assan, der nervös war wie ein Hengst in seiner Box und den die Wut seines Herrn beunruhigte. Gorlois unterdrückte ein Grinsen und fragte sich, welcher Art wohl die Beziehung war, die Rassul und seinen Vasall verband. Es hieß, dass es bei den Elfen mit dem Geschlecht nicht so genau genommen wurde ... Dann setzte er wieder eine angemessene Miene auf und konzentrierte sich von neuem auf den Herrn der Sümpfe.
    »Ich höre jetzt schon Baldwin und seinen Hofstaat!«, schimpfte Rassul. »Keiner von denen wird glauben, dass Gael aus eigenem Antrieb gehandelt hat oder im Auftrag irgendeines Dritten. Nein, ich bin der Verantwortliche, wird es heißen! Ich bin derjenige, der befohlen hat, Troin zu morden! Immer und immer wieder sind an allem die Grauen Elfen schuld!«
    Und grau war Rassul tatsächlich, und zwar vollständig. Sein langes, nicht zu Zöpfen geflochtenes Haar bildete eine graue Mähne, die seinen Rücken herabhing wie ein vereister Wasserfall und sich kaum vom verwaschenen Blau seiner Haut abhob. Eine eingefallene Brust, ein magerer Körper mit langen Gliedern, dazu hatte Rassul ein hartes, spitzes Gesicht, dessen Augenbrauen und Wangenknochen besonders ausgeprägt waren. Manchmal mochte er, wie alle Elfen, schön erscheinen, aber in diesem Moment verliehen ihm seine Magerkeit und sein Zorn eher ein erschreckendes Aussehen.
    »Sire, wir wollen vor allem vermeiden, dass es zu einem Konflikt kommt«, begann Gorlois wieder in schmeichelndem Ton. »Und wir befürchten, dass Eure Anwesenheit vor dem Großen Rat Feindseligkeiten von Seiten der Zwerge provozieren wird.«
    Er hielt einen Moment lang inne, als suche er nach den passenden Worten.
    »Und das ist der Grund, Sire, warum ich Euch rate, die Flucht zu ergreifen ...«
    »Was?«
    Mit weit aufgerissenen Augen und bleichen Lippen starrte Rassul ihn an, ihm stockte der Atem.
    »Vor den Zwergen die Flucht ergreifen ...«
    »Ihr habt den alten Baldwin das letzte Mal selbst erlebt... Es sah ganz so aus, als sei er drauf und dran, einen Krieg vom Zaun zu brechen.«
    »Soll er doch!«, brüllte Rassul. »Dieser Steinbeißer! Dieser lächerliche Knirps! Diesmal werden wir uns nichts gefallen lassen! Die Zeiten sind vorbei, wo die Elfen sich im Schlamm verkrochen haben, aus lauter Angst vor ihren Attacken!«
    »Sire, ich flehe Euch an, überlasst das dem Rat...«
    »Niemals! Damit ist Schluss! Diese ganze Geschichte stinkt nach einem Komplott. Das ist typisch für die Zwerge, immer irgendwelche Pläne schmieden, immer dabei, einander abzumurksen für ihre verwünschten Berge. Aber jetzt reicht es! Uns werden sie nicht benützen!«
    »Aber Sire, die Grauen Elfen wären nie in der Lage, dem Zorn der Zwerge standzuhalten! Das wäre Euer Ende!«
    »So, meinst du!«
    Rassul packte den alten Seneschall an seinem Samtcape und riss ihn mit einer solchen Gewalt an sich, dass Gorlois merkte, wie er den Boden unter den Füßen verlor und beinahe aus dem Gleichgewicht kam.
     
    »Was mich betrifft«, zischte der Elf mit einem irren, mörderischen Blick, »so möchte ich das gern einmal sehen ...«
    Die Wachen der Eskorte, die bei den Pferden standen, reagierten auf der Stelle. Einige hatten bereits die Schwerter gezogen und waren bereit, zum Angriff überzugehen, aber da ließ der große Elf Gorlois los, schrie seinem Begleiter irgendetwas in jenem unmöglichen Kauderwelsch zu, das sie sprachen, und dann verschwanden beide in großen Sprüngen, ebenso schnell wie galoppierende Pferde.
    Der Hauptmann der Wachmannschaft stürzte auf den Seneschall zu, der auf den Knien in den Schnee gesackt war. Er streckte die Hände aus, um ihm aufzuhelfen, hielt aber dann plötzlich völlig verwirrt mitten in der Bewegung inne.
    Gorlois bog sich im Schnee vornüber und sein ganzer Körper wurde von einem unbezähmbaren Lachkrampf geschüttelt.
    Als Tsimmi wieder zu Bewusstsein kam, war die Luft noch immer voller Flugasche, der Himmel verdunkelt, und es war unmöglich, Atem zu schöpfen. Halb verschüttet von der fürchterlichen Erdwoge, die

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