Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen
schafft.«
Sie mussten Frehir zurückhalten, als er begriff, dass die Rede von ihm war.
»Lasst mich ziehen«, fuhr le Fol fort. »Ich kehre nicht nach Kab-Bag zurück, ihr geht keinerlei Gefahr ein ... In der Zeit, die ich brauche, um aus diesem unterirdischen Stollen und der Schlucht herauszukommen, werdet ihr erledigt haben, was ihr zu erledigen habt.«
Lliane musterte ihn durchdringend, und jeder konnte die Verwirrung des Mörders sehen, der fasziniert war vom Funkeln ihrer grünen Augen. Ganz leise begannen die Lippen der Königin einige Worte zu formen.
»Seon rethe nith ...«
Guerri machte buchstäblich einen Satz nach hinten und schlug die Hände vors Gesicht.
»Versuch bloß nicht, mir mit einem deiner Zauberkunststückchen zu kommen, du Hexe!«
Diesmal waren es Kevin und Till, die reagierten. Einzig eine Handbewegung der Königin hielt sie davon ab, den Schmähungen und dem Feilschen des Mörders ein für alle Mal ein Ende zu setzen. Sein Leben hatte in Llianes Augen keinerlei Bedeutung. Er verkörperte all das, was sie an den Menschen so hasste, eine Mischung aus Arroganz, Brutalität und Niederträchtigkeit, doch der Tod schlich immer noch um sie herum, und sie wollte ihn nicht anlocken.
»Du wirst deiner Wege gehen«, erklärte sie. »Doch ich werde so lange bei dir bleiben, bis Till uns seinen Falken schickt. Auf diese Weise werde ich erfahren, ob ihnen nichts zugestoßen ist.«
Le Fol blinzelte verunsichert, denn er hörte sehr wohl die unterschwellige Drohung aus den Worten der Königin heraus. Aber er war ein Mann, und er hielt sich für stark genug, um nichts befürchten zu müssen von einer Frau, und sei sie auch eine Elfenkönigin.
»Also, wo geht es jetzt wirklich lang? Links oder rechts?«
Sie starrten sich eine ganze Weile an, er mit seinem von Fausthieben verunzierten Gesicht, hässlich und schweißglänzend, sie weihevoll erhaben und kalt, mit dem reinsten Antlitz, das ihm je zu sehen vergönnt war allerdings war es von einer unerbittlichen Härte. Schließlich schlug Guerri die Augen nieder.
»Links«, sagte er. »Der linke Tunnel...«
Lliane lächelte und bestätigte die Richtung mit einer Bewegung des Kinns. Kurz darauf waren sie alleine, während die Schritte der Gruppe immer leiser wurden.
»Du hast gewusst, dass wir dir keinerlei Vertrauen entgegenbringen, nicht wahr?«, sagte sie, ohne ihn anzublicken.
»Nun ...«
»Indem du uns den linken Durchgang gewiesen hast, wolltest du uns dazu bewegen, den rechten entlangzugehen ... Und was ist dort, auf der rechten Seite?«
Guerri stieß erneut sein verächtliches Lachen aus.
»Geh doch und schau nach, du Hexe ...«
Lliane sah flüchtig zu ihm hinüber und wandte sich umgehend wieder ab. Er bot wahrhaftig ein zu schreckliches Bild, wie er da vom rötlichen Schein seiner Fackel angeleuchtet wurde, welcher die dunklen Flecken und Beulen auf seinem zerschundenen Gesicht scharf hervortreten ließ. Doch das Abscheulichste war seine innere Hässlichkeit, die in seinem Lächeln und in seinem Blick zum Vorschein kam. Sie gab Ilra leicht die Sporen und ritt einige Schritte auf den rechten Stollen zu. Dort straffte sie den Oberkörper, und ihre länglichen Ohren stellten sich zu dem Dunkel des Tunnels hin auf. Ein Schnaufen war darin zu vernehmen, so langsam und tief wie das Gebläse eines Schmiedes, und daneben ein Schauder erregendes Gurgeln. Welches auch immer das Grauen sein mochte, das ihrer da harrte sie verspürte nicht die geringste Lust, es näher in Erfahrung zu bringen.
Als sie ihr Pferd herumlenkte, entlockte ihr eine plötzlich vor ihren Augen auftauchende, geisterhafte weiße Erscheinung einen Entsetzensschrei. Einen Moment lang meinte sie den Tod selbst zu sehen, der sich da auf sie stürzte, doch es war nur Tills Jagdfalke.
»Ich habe dir einen Schrecken eingejagt«, rief der Falke. »Verzeih mir ...«
»Ich bin diejenige, die sich bei dir entschuldigen muss«, zwit scherte Lliane (und Guerri betrachtete sie mit weit aufgerissenen Augen). »Habt ihr den Durchgang gefunden?«
»Ja«, erwiderte der Vogel. »Er ist ganz nah, nur wenige Flügelschläge von hier entfernt. Wir sind in einer Art Pferdestall. Es ist keine Menschenseele darin ...«
»flieg voraus, ich komme nach.«
Lliane hob die Faust, und der Falke flatterte davon. Sie sah ihm hinterher und schob damit zugleich eine Entscheidung auf, die ihr widerstrebte. Guerri freizulassen hieß, auf dem Rückweg das Risiko eines Hinterhaltes in Kauf zu nehmen
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