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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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voll wäre. Er sollte sich nicht zu sehr an Wunder gewöhnen! Morgen würde er ihn Fische fangen schicken. Was
wird denn deine erste Heldentat? Wirst du einen tyrannischen Grafen stürzen? Eine berüchtigte Räuberbande gefangen nehmen oder eine entführte Jungfrau befreien?
    »Das mit der Jungfrau trifft es fast. Ich werde ein Mädchen retten. Mein Mädchen!«
    Du hast ein Mädchen?
    »Naja, nicht so richtig?«
    Nicht so richtig? Wie hat man denn ein Mädchen richtig oder falsch? Ich bin nur ein Pferd. Ich kenn mich da nicht aus. Entweder habe ich eine Stute besprungen oder nicht. Nicht so richtig gibt es bei uns nicht.
    Adrien wurde rot. »Also …« Er räusperte sich. »Besprungen habe ich sie nicht…«
    Also war da das, was ihr Küssen nennt. »Nei
n, auch nicht.«
    Jules schnaubte. Aber
sie ist dein Mädchen? Wie heißt sie denn? I
hm schwante Übles. »Das weiß ich nicht.« Er schüttelte den Kopf. Also
habt ihr nur ein bisschen geredet.
    »Nein, auch nicht.« Adrien war jetzt sehr kleinlaut. »Aber ich werde sie retten. Ich habe es meinem Lehrer nie gesagt, aber ich habe es mir schon ganz zu Anfang ge schworen. Sobald ich ein Ritter bin, werde ich nach Nan-tour reiten und das Blumenmädchen vom Heumarkt retten.«
    Was gibt es bei einem Blumenmädchen denn zu retten? Jules
war froh, dass er dieses Ärgernis schon vor Jahren aus der Welt geschafft hatte. Er hatte es von Anfang an geahnt, dass Adrien diese Elodia noch im Kopf herumspukte. Wahrscheinlich war sie schon längst verreckt.
    »Also, sie ist…«, druckste der Junge herum und wurde noch röter. »Sie muss sich manchmal verkaufen, weil das Geld, das sie mit dem Blumenverkaufen verdient, nicht zum Leben genügt.«
    Ich verstehe das richtig? Du bist ein junger Ritter, der im Namen Tjureds große Heldentaten
    vollbringen will. Und das Erste, was du tust, ist, eine Hure zu retten?
    »Sie ist keine Hure!«
    Aber du sagtest doch, sie verkauft…
    »Sie ist keine Hure! Wage es nie wieder, sie so zu nennen. Es ist nicht ihre Schuld, dass sie in Not ist und keinen anderen Weg sieht. Ich werde sie retten. Ich habe Gold. Es wird ihr nie wieder an etwas fehlen. Ich werde sie finden!«
Wann hast du sie denn zum letzten Mal gesehen?
»Vor sieben Jahren«, sagte er kleinlaut.
    Und du glaubst, du findest sie noch auf dem Heumarkt von Nantour. Sieben Jahre ist eine lange Zeit für ein Mädchen, das…
    »Ich werde sie finden, ganz gleich, wo sie ist. Ich bin ein Ritter! Ich lasse mich von Schwierigkeiten nicht abschrecken. Ich werde sie finden, du wirst es sehen!«

VON BLUTIGEN ADLERSCHWINGEN UND EINER UNMORALISCHEN HELDIN
    Cabezan war schlecht gelaunt. Die Lage an der Grenze zu Drusna geriet mehr und mehr aus dem Ruder. Dieses barbarische Königreich, von dem es nicht einmal vernünftige Landkarten gab, war in etliche Fürstentümer zerfallen, und jeder dieser Fürsten tat, was ihm gefiel. Es gab zwar einen König, doch von dem ließen sich die Fürsten nichts sagen.
    Fürst Arsi war ins nördliche Fargon eingefallen und hatte zwei kleine Städte und etliche Dörfer ausgeplündert. Sein König hatte ihm das verboten, und Arsi hatte darauf geschissen. Waren die Plünderer erst einmal in Drusna, war es schwer, sie zu verfolgen. In den dichten, weglosen Wäldern waren seine Ritter den Barbaren hoffnungslos unterlegen. Wann würde der nächste Fürst über Fargon herfallen? Nachdem Arsi so leicht reiche Beute gemacht hatte, stand zu befürchten, dass diese Hinterwäldler sich untereinander vertragen würden und nun alle einen Kriegszug nach Westen unternahmen.
    Cabezan betrachtete die Magd, die ängstlich das Blut vom Boden schrubbte. Sie wagte es nicht, in seine Richtung zu blicken. Überall auf den Gazeschleiern vor seinem Bett waren Blutspritzer. Tankret zog mit langen, hingebungsvollen Strichen seinen Wetzstein über sein Schwert. Ein Wink hatte genügt, und der Ritter war enthauptet, der die Nachricht von den Überfällen gebracht hatte. Das war sicherlich ungerecht, aber er war König, dachte Cabezan wütend. Er konnte es sich leisten, auf Gerechtigkeit zu verzichten. Jedenfalls, solange man ihn fürchtete.
    Er betrachtete die junge Frau, die auf dem Boden kauerte. Ihr Körper bewegte sich beim Schrubben rhythmisch vor und zurück. Er hatte gehört, die Lungen würden sich wie rote Flügel erheben, wenn man die Rippen entlang der Wirbelsäule durchtrennte und mitsamt dem Fleisch des Rückens zur Seite klappte. Er hatte das immer einmal sehen wollen. Das Mädchen

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