Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
Königin.
Falrach packte den Spieß, den er den Kobolden entrissen hatte, fester. Er würde nicht zusehen, wie sie Emerelle demütigten.
Starke Hände legten sich auf seine Schultern.
Der Elf bäumte sich auf, aber es war unmöglich, dem eisernen Griff zu entkommen. Einen Augenblick nur hatte er über das, was sich dort abspielte, alles andere vergessen. Nur einen Herzschlag lang war er unachtsam gewesen! »Löst den Hammer!«, befahl Dalmag.
Ein erneutes Krachen lief durch das Räderwerk. Eichenholzzapfen griffen ineinander. Der riesige Hammerkopf hob sich dem Abendhimmel entgegen.
Wie gebannt starrte Falrach auf die zierliche Hand, die auf dem schwarzen Amboss lag. Die Finger waren gespreizt.
Der Hammer sauste nieder. Schwer dröhnte der Hammerschlag über den Kanal.
Falrach hatte die Augen zusammengekniffen. Als er sie wieder öffnete, hob sich der Hammerkopf erneut dem Himmel entgegen. Ein einzelner Bluttropfen löste sich von dem schwarzen Metall und fiel hinab. Er streifte Emerelles Wange und hinterließ eine dünne rote Linie auf der marmorbleichen Haut. Sie sah zum Himmel auf. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Kein Schmerzenslaut kam über ihre Lippen.
»Du musst ihr die Hand abtrennen«, sagte Dalmag. Sein Tonfall war sachlich, doch ein hämischer Unterton begleitete sie. »Ihre Hand wird nie mehr heilen. Wenn man sie nicht sauber abschneidet, wird die Wunde brandig. Dann ist sie in einer Woche tot.« Falrach zwang sich, auf den Amboss zu blicken. Der Kobold hatte Recht. Keine Magie Albenmarks könnte das heilen. Er rang nach Luft.
»Wenn du es nicht tust, dann wird es niemand tun. Wir können auch einfach einen Lappen darum wickeln. Übrigens, dies ist der Ort, an dem du morgen sterben wirst. Sieh dir ihre Hand gut an. Das machen wir mit deinen Armen und Beinen.« Dalmag gab dem Troll einen Wink, der Falrach gepackt hielt. »Lass ihn los. Hast du schon einmal eine brandige Wunde gerochen? Sonst stinkt ihr Elfen ja nie. Glaubst du, auch Wundbrand wird bei euch von Wohlgerüchen begleitet?«
Der Troll setzte ihn tatsächlich ab. Falrach atmete tief durch. Er hielt den Blick fest auf das Schwert gerichtet. Feine Schneeflocken streichelten über sein Gesicht. Die Sonne war hinter den steilen Dächern der Stadt verschwunden. Die Glut der Kohlen tauchte die ausgebrannte Schmiede in unstetes, rotes Licht, das geisterhafte Schatten zwischen dem Gerippe verkohlter Dachbalken tanzen ließ.
»Denk nicht einmal daran«, sagte Dalmag hinter ihm. »Ich habe einige Armbrustschützen in der Ruine. Deine Vorführung in der Halle war sehr eindrucksvoll. Glaubst du, du wirst das auch schaffen, wenn sieben Schützen gleichzeitig auf dich schießen?«
Hätte Ollowain es geschafft? Falrach wusste ganz sicher, dass er dies nicht vermochte. Und er wagte es nicht, sich dem, was Ollowain aus diesem Körper erschaffen hatte, erneut anzuvertrauen. Nicht, wenn er bei klaren Verstand war! Im Gerichtssaal hatte ihn sein Zorn übermannt. Jetzt hieß es, einen kühlen Kopf zu bewahren.
Er trat vor den eisernen Korb. Funken stoben dem Nachthimmel entgegen, als er das Schwert langsam aus der Glut zog. Der Griff der Waffe war so heiß geworden, dass man ihn kaum halten konnte.
Er trat an die Seite der gescheiterten Königin. Mit wie viel Hoffnungen war er mit Emerelle in die Snaiwamark gereist! Er hatte geglaubt, die Liebe, die vor Jahrhunderten sein Tod beendet hatte, könne einfach wiedererstehen. Das war nicht geschehen, und nun stand er vor ihr, um ihr die Hand abzutrennen.
Schneeflocken zischten auf der glühenden Klinge. Emerelle sah zu ihm auf. Sie nickte kaum merklich.
Falrach atmete schwer aus. Er zwang sich, auf das zu blicken, was von der Hand geblieben war, die ihn einst liebkost hatte. Handteller und Finger waren verschwunden.
Ein rotglühender Bogen schnitt durch die Nacht. Fleisch und Knochen leisteten der Klinge kaum Widerstand.
»Heb das Schwert hoch«, stieß Emerelle gepresst hervor.
Er gehorchte verwundert.
Die Königin erhob sich. Sie sah ihm fest in die Augen. Dunkles Blut schoss in pulsierenden Stößen aus der schrecklichen Wunde. Sie hob den Armstumpf seinem Schwert entgegen und presste die Wunde auf das glühende Metall.
Ihr Mund öffnete sich zu einem stummen Schrei. Dann sank sie in seine Arme. Das Schwert entglitt seiner Hand. Zischend fiel es in den Schnee.
»Ich gratuliere dir, Elf. Du gibst einen guten Scharfrichter ab«, sagte Dalmag. »Ich bin wirklich neugierig, wie wacker du dich
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