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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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rechter kleiner Finger. Aber bitte, wir können …«
    Sie nahm seinen linken Daumen. »Leider kann ich diesmal auf deine Bedürfnisse keine Rücksicht nehmen. Da du noch immer nicht sprichst, werde ich dir zeigen müssen, dass ich auch streng sein kann. Du zwingst mich dazu, es zu tun.« Sie drehte leicht. Nikodemus schrie. »Lass ihn sofort los!«
    Durch den Schleier seiner Tränen sah Nikodemus eine kleine Gestalt in schwarzem Ledermantel.
    »Der König ist über euer Tun unterrichtet. Lasst ihn los, oder es wird euch übel ergehen! Ich weiß, dass er für deine Grausamkeiten nur wenig Verständnis hat und schon lange auf eine Gelegenheit wartet, dich für deine Vergehen am Volk zur Rechenschaft zu ziehen. Für verkommene, grausame Individuen wie dich ist in unserer neuen, gerechten Gesellschaft kein Platz, Schwester Birga!«
    »Lass den Lutin los«, sagte Skanga mit tonloser Stimme. »Natürlich stellen wir uns nicht gegen den Willen des Königs und seinen Lieblingsohrenbläser.«
    Birga stellte ihn auf die Füße. Nikodemus konnte nicht aus eigener Kraft stehen. All seine Kraft hatte ihn verlassen. Er ging in die Knie. Schluchzend hob er den blutigen Daumen auf, der auf dem Boden lag.
    »Komm mit mir, Bruder.« Elija nahm ihn und half ihm auf. Er packte ihn unter den Achseln und zog ihn mit sich. Kein Wort fiel mehr.
    Nikodemus konnte seine Tränen nicht zurückhalten. Er schluchzte hemmungslos. Vor der aufgegebenen Küche erwarteten ihn weitere Kobolde. Er sah das Gesicht von Liza. Liza, seine Geliebte! Er kämpfte gegen seine Tränen an. Er wollte vor ihr nicht wie ein weinerlicher Weichling aussehen.
    »Das werden sie büßen«, zischte Elija ihm ins Ohr. »Nicht mehr lange, dann kommt der Tag der Abrechnung.«

ABTRÜNNIG
    Emerelle führte ihn über ein weites Schneefeld bis an den Rand eines urwüchsigen, dichten Walds. Der Schnee ließ die Äste knarren, obwohl es fast windstill war. Die weit ausladenden Baumkronen griffen so dicht ineinander, dass selbst jetzt, wo die Blätter gefallen waren, nur wenig Licht bis zum Boden des Waldes drang.
    Kaum hatten sie den Wald betreten, hatte Falrach das Gefühl, dass sie beobachtet wurden. Doch sosehr er sich auch bemühte, die heimlichen Späher zu entdecken, sie blieben im Verborgenen. Zuletzt fragte er sich, ob es die Bäume selbst waren, die ihnen nachstellten. Ob die knarrenden Äste geheime Botschaften weitertrugen. Oder waren es doch die Maurawan, jene Meister der Tarnung? Das Wilde Volk, wie viele ihrer Elfenbrüder sie nannten. Halb abfällig, halb ehrfürchtig. Jene, die nicht in Palästen leben mochten, sondern sich die weiten Wälder am Fuß des Albenhaupts zu ihrer Heimat erwählt hatten. Einzelgänger, die sich der Magie der Wälder verschrieben hatten. Die das Werk der Alben nicht verändern mochten, sondern mit den Wäldern im Einklang lebten, ohne je eine Hütte zu erbauen oder einen ihrer Bäume gefällt zu haben.
    Emerelle schien genau zu wissen, wohin sie wollte. Sie ließ sich allem Anschein nach nicht von der unheimlichen Atmosphäre des Waldes beeindrucken. Sie führte sie zu einem tief eingeschnittenen Tal, dessen felsige Hänge von sich schlangengleich windendem Wurzelwerk bedeckt waren.
    Falrach empfand den Wald als immer unheimlicher. Hier auf dem grauen Stein hätten die Bäume nicht mehr so dicht wachsen dürfen. Das war wider die Natur. Das waren keine Bäume, wie er sie kannte! Ein Zauber schien das Tal zu schützen. Selbst der Schnee war nur vereinzelt durch das Astwerk bis auf den Boden gelangt. Immer steiler wurde der Weg hinab. Falrach klammerte sich an Wurzeln und vermied es, auf die trügerischen Moospolster auf den Felsen zu treten. Verwundert sah er, dass viele Bäume ihre Blätter nicht abgeworfen hatten, obwohl es tiefster Winter war. Manche trugen Blüten und Früchte zur selben Zeit, als vereinten sie alle Jahreszeiten in sich. Durch das dichte Blätterdach änderte sich das spärliche Licht des Wintertages. Es schien grün. Wie Pfeile stach es in das Zwielicht des Waldes hinab und riss nur winzige Flecken aus dem Dunkel. Der Geruch modernden Laubs hing schwer in der Luft. Eine schillernde Libelle schoss auf Silberflügeln an ihm vorbei. Jetzt erst bemerkte Falrach, dass ihm nicht mehr kalt war. Dieser seltsame Ort duldete keinen Winter. Ein kleines Stück voraus erhob sich ein Monolith aus dem Hang. Ein einzelner aufrecht stehender Stein, mehr als vier Schritt hoch. Einer der Lichtpfeile, die das Blätterdach der

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