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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Er konnte keinen besonderen Grund ausmachen, warum sie angehalten hatte. Sie waren irgendwo südlich von Feylanviek, wo flache Hügel sich wie sanfte Meeresbrandung bis zum Horizont hinzogen. Für ihn gab es keinerlei Orientierungspunkte. Ein Hügel sah aus wie der andere. Insbesondere da sie alle unter Schnee begraben lagen.
    Emerelle kniete nieder und zeichnete eine verschlungene Linie in das Weiß. »Wir stehen auf einem niederen Albenstern. Nur vier Pfade kreuzen sich hier. Das muss genügen.«
    Eine Kälte, die tief aus seinem Inneren kam, erfasste Falrach. »Nur vier Albenpfade«, sagte er müde. Ihm war klar, dass sie nach dem, was in Feylanviek geschehen war, fliehen mussten. Aber warum hier? Es hatte einen Albenstern inmitten der Stadt gegeben. Einen sicheren Stern!
    Emerelle blickte zu ihm auf und wartete auf seine Frage. Sie war so schön. So unglaublich schön. Die Jahrhunderte hatten ihr ebenso wenig etwas anzuhaben vermocht wie der schneidende Wind und das Schneetreiben. War eine Marmorstatue so lange den Elementen ausgesetzt, dann wurden ihre Züge weicher. Wind und Zeit schliffen harte Kanten rund. Bei Emerelle war das Gegenteil geschehen. Ihre Züge wirkten einprägsamer. Härter. Und doch war nichts von dem verschwunden, was ihn einst so sehr angezogen hatte. Noch immer konnte er sich in den Tiefen ihrer hellbraunen Augen verlieren. Sie wirkten unschuldig. Ihre Farbe erinnerte an das Fell eines Rehkitzes. Die gefallene Königin war zart, ja von zierlicher Gestalt. Das Haar trug sie offen. Es fiel in Wellen auf den weißen Umhang, der ihre Schultern bedeckte. Wer sie von Ferne sah, mochte sich in ihr täuschen … Stand man ihr jedoch von Angesicht zu Angesicht gegenüber, dann spürte man jene Kraft, vor der einst sogar Drachen zurückgeschreckt waren. Sie war ungebrochen. Auch wenn sie ihre Krone verloren hatte. »Warum nehmen wir diesen Weg?« »Weil uns hier nur Narren folgen werden.«
    Er rang sich ein Lächeln ab, obwohl ihm nicht danach zumute war. »Sind wir mehr als Narren, wenn wir versuchen, durch diesen Albenstern zu gehen?«
    Auch um ihre Lippen spielte ein flüchtiges Lächeln. Doch ihre Augen blieben hart. »Wir werden es wissen, wenn wir unseren Weg gegangen sind. Nach einer Weile …« Es war zum Verzweifeln mit ihr! Das war dasselbe Verhalten wie in Feylanviek! War ihr denn ganz gleich, was mit ihnen geschah? Musste sie das Schicksal herausfordern? War das alles, was das Leben ihr noch zu bieten hatte? Einen niederen Albenstern zu durchqueren, war ein unnötiges Risiko. Ein winziger Fehler mochte sie auf ihrer Reise durch das goldene Netz mehr als Hunderte von Meilen von hier fortführen. Und es bestand zudem die Gefahr, dass sie weit in der Zeit voranschritten. Ein Jahr, ein Jahrzehnt, ein Jahrhundert… Oft dauerte es eine Weile, bis man wusste, wie groß der Schaden war. Albensterne, an denen sich sieben Wege kreuzten, waren sicher. Je weniger Wege es wurden, desto größer war die Gefahr, sich zu verlieren. Jeder Fehler war unumkehrbar. Zeitsprünge führten stets nur in die Zukunft. Es gab keinen Weg mehr zurück.
    »Vertrau mir.« Emerelle griff nach seiner Hand. »Ich bringe uns in Sicherheit. Nicht in Gefahr.«
    »Und Feylanviek? Warum?« »Ich musste wissen, ob sie es wirklich tun.«
    Falrach sah auf die Hand, die ihn hielt. Die Hand, die ihr neu gewachsen war, obwohl dies gegen die Gesetze der Magie war. Kein Zauber konnte ein verlorenes Glied neu erschaffen. Nicht aus Fleisch und Blut. »Ekelst du dich vor mir?« Emerelle zog ihre Hand zurück.
    »Du hast dich so sehr verändert …« Nein, es war kein Ekel, den er empfand. Sie macht ihm Angst. Und zugleich war er ihr verfallen. »Dieses Blutbad … Früher hättest d nicht …«
    »Ich musste ganz sicher wissen, dass sie die Strafe vollziehen.« Sie senkte den Blick. »Ich hätte Shandral bestrafen müssen. Das versäumt zu haben, ist unverzeihlich. Ich hatte es verdient …«
    »Aber warum diese Morde? Wenn du allein Dalmag getötet hättest. Oder auch noch diesen Trollfürsten. Aber alle!«
    »Sie alle waren dabei, als Unrecht gesprochen wurde. Und keiner hat gegen das Urteil Beschwerde erhoben. So haben sie selbst den Stab über sich gebrochen. Doch das war nicht ausschlaggebend für ihren Tod. Unter den Kobolden waren sieben, die gar nicht anwesend waren, als über uns verhandelt wurde. Sie hatten Pech. Sie waren zur falschen Zeit am falschen Ort.« Sie sagte all das ohne eine Spur des Bedauerns, aber auch ohne

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