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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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einer Reihe neben die Feuerschale. Sie alle hatten braune Stellen, aber wenigstens waren keine Schimmelflecken darauf.
    Eine der Planken knarrte. Der Junge blickte auf und erschrak bis ins Herz. Der Schiffer stand fast unmittelbar vor ihm. Wie hatte er so lautlos durch das Boot gehen können? »Deine Reise endet hier.«
    Adrien wich ein Stück zurück, bis er die Schilfmatte des Verschlags im Rücken spürte und es kein Entkommen mehr gab. Wenn er wenigstens ein Messer hätte! Er hob die Fäuste. Er würde sich wehren, auch wenn es aussichtslos war.
    Der Schiffer deutete über den Nebel hinweg zu einem nahen Berg. »Geh in diese Richtung und wenn du die weite Treppe findest, folge ihr, so gut du kannst. Sie wird dich zu Bruder Jules führen. Der Weg ist weit, und du solltest Jules besser vor Einbruch der Dunkelheit erreichen.« Der Alte trat zurück und kniete sich in der Mitte des Bootes nieder. Dort machte er sich an einer eisenbeschlagenen Kiste zu schaffen, die unter der Ruderbank gestanden hatte. Drei Schlösser musste er öffnen, um den Deckel zu heben.
    Adrien sah ihm zu. Hier inmitten der Wildnis ausgesetzt zu sein, kam einem Todesurteil nahe. Wieder dachte er an die Geschichten über den Steinernen Wald. Wie sollte er bestehen, wo ein König mit einem ganzen Heer gescheitert war?
    Der Alte zog ein Paar neuer Stiefel aus der Kiste und warf sie zu ihm herüber. »Die hat Jules für dich besorgt. Du solltest die Lappen um die Füße wickeln, sonst werden sie voller blutiger Blasen sein, bevor du auch nur den halben Weg geschafft hast. Nimm das Hemd dort hinten und zerreiß es.«
    Adrien hob einen der Stiefel auf. Ehrfürchtig strich er über das polierte Leder. Die Stiefel waren neu. Sie wiesen nicht die kleinste Schramme auf. Man konnte noch den Leim riechen, den der Schuster verwendet hatte. Nie zuvor hatte er etwas besessen, das so kostbar wie diese Stiefel gewesen wäre.
    Ohne auf den Ratschlag des Alten zu hören, rollte er die schmutzigen Hosenbeine auf, damit sie das Innenfutter nicht besudelten, und streifte die Stiefel über. Sie waren ein klein wenig zu weit. Aber wenn er sich Lumpen um die Füße wickelte, würden sie passen wie angegossen. Langsam fühlte er sich wie der Held eines Märchens. Das alles war ganz anders als das Leben, das er bisher gekannt hatte. Er stellte sich vor, dass er jeden Augenblick in einer Gasse in Nantour erwachen würde, den letzten Zipfel seiner Wurst in der Hand. Und alles war nur ein Traum.
    »Du wirst das hier brauchen.« Der Schiffer holte aus einer Segeltuchrolle im Bug einen kurzen Speer mit breitem Stichblatt hervor. »Eine Saufeder. Hilft nicht nur gegen wilde Schweine.« Zum ersten Mal, seit sie einander begegnet waren, lächelte der Schiffer. Und Adrien überkamen Zweifel, ob er sich beim
Silberstrick
ht doch geirrt hatte. Hatte er zu flüchtig hingesehen?
    »Danke«, sagte er verlegen. Dann kauerte er sich ins Boot und zog die Stiefel wieder aus. Er nahm das Hemd. Wie der Alte es ihm geraten hatte, riss er es in Streifen. Sorgfältig wickelte er seine Füße ein.
    Der Schiffer sah ihm schweigend dabei zu. Als Adrien fertig war, drückte ihm sein seltsamer Gefährte die Saufeder in die Hand. Die Waffe war schwer und kopflastig.
    Adrien hatte einmal ein Messer besessen. Aber so etwas hier … Was erwartete ihn in den Bergen?
    Das Stichblatt des Speers war sorgfältig eingefettet. Kein Rost zeigte sich auf dem Stahl, kein Stäubchen auf dem geölten Schaft. Der Junge blickte in den Nebel, der in weiten Bänken über dem Ufer lag. Der Lastkahn und sein Schiffer kamen ihm plötzlich wohlvertraut vor. »Was ist da in den Bergen?«
    Der Schiffer zuckte nur mit den Achseln. »Wer weiß das schon?« Er griff unter seinen Umhang und hielt Adrien eine angebissene Wurst hin. »Du wirst Hunger bekommen …« Wieder lächelte er. »Keine Sorge, ich hab nicht abgebissen.«
    Adrien schämte sich plötzlich wegen der Art, wie er sich aufgeführt hatte. »Danke«, murmelte er verlegen.
    Der Alte klopfte ihm auf die Schulter. »Geh jetzt!« Seine Stimme klang wieder hart und schnarrend.
    Adrien stieg aus dem Lastkahn und watete durch das flache Wasser zum Ufer. Die Stiefel waren von hervorragender Qualität. Kein Tropfen Wasser drang an seine Füße. Der Alte holte die Leine ein und stakte sein Boot zur Mitte des Flusses hin. Bald war er nur noch ein Schemen im Nebel. »Achte auf die Löwen, Junge! Und hüte dich vor den Wölfen!«
    Adrien schob die Wurst hinter das Seil, mit

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