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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Vielleicht war dies das Beklemmendste. So etwas hatte er noch nie gesehen.
    »Einst, als die Götter sie riefen, versammelten sich alle sieben Könige in Selinunt. Sie sollten sich hier versammeln, um über einen großen Krieg zu beraten. Einen Krieg, der die Könige und ihre Heerscharen in eine andere Welt führen sollte. Auch der Feind hatte seine Edlen geschickt, ein großes Gefolge. Sie waren es gewesen, die darum gebeten hatten, zu verhandeln.« »Wer war dieser Feind?«
    »Die Elfen, mein Junge. Wer sonst? Sie waren schon immer der Feind. Sie und noch andere Geschöpfe. Die Kreaturen der Alben sinnen auf nichts anderes, als dieser Welt zu schaden. Wann immer die Menschen sich zu Größe erheben, werden sie angegriffen. So wie Guillaume. Du hättest ihn erleben müssen. Die Menschen hingen an seinen Lippen. Er vermochte Wunder zu vollbringen. Aber er wurde ermordet.« Adrien hatte davon gehört. Es gab unterschiedliche Geschichten über Guillaume. Manche erzählten, dass sich der Wunderheiler gegen den König erheben wollte und getötet wurde, als Cabezan die Stierköpfe schickte, um ihn gefangen zu nehmen. Andere wiederum erzählten, der König habe seine Leibwachen geschickt, um Guillaume zu beschützen. Sie alle wurden von Elfen ermordet, die Guillaumes Leichnam an eine Eiche inmitten der Stadt ketteten und dann verbrannten. Inzwischen waren sie den Hang ganz hinabgestiegen, an dem Jules seine Hütte errichtet hatte. Adrien tippte mit seiner Stiefelspitze kurz auf eine Pfütze. Sofort breitete sich ein Netz heller Risse aus. Er würde sich hüten, mit seinen kostbaren Schuhen durch die Pfützen zu gehen.
    Der Priester war vor eine Säule getreten. Seine Hand strich über den glatten Stein. »Komm her, Junge!«
    Adrien gehorchte. Er sprang über zwei Pfützen hinweg. Schnee schmatzte unter seinen Stiefeln. Er war schwer und nass. Lange würde er nicht mehr liegen bleiben. Bald würde der Winter den Steinernen Wald verlassen.
    »Sieh dir diese Säule einmal an.« Jules trat ein wenig zur Seite.
    Adrien streichelte über den Stein. Er war wirklich sehr glatt und … »Was siehst du?« »Das hier sieht aus wie Tränen.« Verwundert tastete er über kleine Perlchen, die an der Säule hafteten. »Und dort sieht es aus, als habe man den Stein mit Honigguss überzogen. So wie einen Kuchen.«
    Jules lächelte zufrieden. »Gut beobachtet! Was glaubst du, warum die Säule so aussieht?«
    Er zuckte die Schultern. »Vielleicht hatte der Steinmetz den Befehl, es so zu machen.« »Das ist doch Unsinn«, entfuhr es dem Priester. »Wer hätte Gefallen an solchen Säulen!«
    Adrien war überrascht, wie heftig der Priester reagierte. Er konnte nicht begreifen, was er Falsches gesagt hatte.
    Schweigend stampfte Jules vor ihm durch den Schnee. Er machte keinen Bogen um Pfützen und kämpfte sich ohne Umwege durch letzte Schneewehen. Adrien machte sich Sorgen. Bestimmt hatte sein Meister nasse Füße. Und die Kräfte, die sein Zorn entfacht hatte, mochten bald schon verbraucht sein. Sein Lehrmeister war alt. Er musste besser auf sich achtgeben!
    »Es tut mir leid, wenn ich dich verärgert habe. Ich bin nur ein Straßenjunge. Ich bin nicht klug. Ich weiß, wie man einen Apfel stiehlt oder eine Wurst. Von Säulen und davon, wie sie aussehen müssen, weiß ich nichts.« Der Priester verlangsamte seine Schritte, sagte aber nichts.
    Adrien wusste nicht, was er tun sollte. Einem Mann wie ihm war er noch nie begegnet. Er hatte bei Jules einen Platz zum Schlafen und gutes Essen bekommen. Er schuldete ihm etwas.
    Endlich blieb der Priester stehen. Sie waren inzwischen weit in das Tal vorgedrungen. Links erhob sich eine Reihe von Säulen, von denen jede einzelne über zwanzig Schritt hoch sein musste. Sie alle wurden nach unten hin dicker. Steinerne Tränen wie auch unregelmäßige Wellen liefen an ihnen herab.
    »Sie sehen ein wenig aus wie Kerzen«, murmelte Adrien vor sich hin. Er tat es, um gegen die Stille anzukämpfen. Der schweigende Marsch setzte ihm mehr und mehr zu. Jules blieb abrupt stehen. »Was hast du gesagt?«
    Der Junge schluckte hart. Er wünschte, er könnte das Gesicht des Betbruders sehen. Dessen Stimme klang hart und abweisend. »Kerzen … Sie sehen aus wie Kerzen, dachte ich …«
    Jules lachte auf. Es war ein Laut voller Schmerz und Bitterkeit. »Ja, Kerzen. Das ist gar nicht so schlecht. Gar nicht schlecht!« Er wischte mit dem Fuß den Schnee zur Seite. »Komm her! Sieh dir das an! Was hältst du davon?«
    Adrien

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