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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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trat mit gemischten Gefühlen vor seinen Meister. Zum einen war er froh, dass Jules wieder mit ihm sprach. Auf der anderen Seite fürchtete er, ihn mit einer weiteren falschen Antwort noch mehr zu erzürnen.« Der Boden, den der Priester vom Schnee befreit hatte, war ungewöhnlich eben.
    Der Junge kniete nieder. Er tastete über den Boden. Er war sehr glatt und fast schwarz. Er erinnerte Adrien an das Eis auf einer zugefrorenen Schweinesuhle. Aber er würde sich hüten, das dem Priester zu sagen. Jules schien sich mit dem Steinernen Wald eng verbunden zu fühlen. Dieser Vergleich würde ihn sicher erzürnen. »Sehr glatt«, sagte er vorsichtig. Damit konnte er nichts falsch machen. Er betrachtete den merkwürdigen Untergrund. Er hatte so etwas in seinem ganzen Leben noch nicht gesehen.
    Adrien blickte auf, in der Hoffnung, Jules würde ihn aus seiner Pflicht entlassen. Doch der Priester schien ebenso aus Stein zu sein wie alles hier am Talgrund. Nichts regte sich in seinem Antlitz.
    »Sehr hart?« Der Junge klopfte auf den Boden. Dann fielen ihm Honigkrüge ein, die er einmal gesehen hatte. Sie waren schwarzbraun gewesen, mit bunten Leinentüchlein und Wachs versiegelt. Der gebrannte Ton der Töpfe hatte sehr hart ausgesehen. Der Händler war weit aus dem Süden gekommen, aus dem Stadtstaat Marcilla, der seit kurzem zum Königreich gehörte. »Sieht aus wie einer der hart gebrannten Töpfe aus Marcilla.«
    »Hart gebrannte Töpfe?« Jules wirkte verwirrt. Plötzlich lächelte er. »Kerzen und hart gebrannte Töpfe. Das sind ja fast poetische Metaphern.«
    Adrien hatte keine Ahnung, wovon sein Meister da sprach, aber er lächelte. Zu lächeln war immer gut, wenn man nicht wusste, was vorging!
    Der Priester beugte sich zu ihm hinab und kniff ihm fest ins Ohr. Der Schmerz trieb Adrien fast Tränen in die Augen. »Gut, Junge. In dir schlummert ein Dichter, auch wenn mir scheint, dass du keine Ahnung davon hast. Ich würde den Boden allerdings eher mit Glas vergleichen. Das trifft es eher.«
    »Ein gläserner Boden? Das hört sich an wie in einem Märchen. Zerbricht ein solches Pflaster nicht schnell?«
    Jules stampfte mit seinem Stiefel auf. »Zerbrechen? Seit mehr als vierzig Jahrhunderten trotzt dieser Boden schon den Gewalten der Natur. Du wirst kaum einen Riss finden. Nur Flugerde und Vogeldreck. Darin versinkt die Stadt langsam. An manchen Orten liegt der Mist schon mehr als drei Schritt hoch. Aber das schwarze Glas zerbricht nicht.« Der Priester sah jetzt sehr alt aus. Ein Netzwerk feiner Falten zeigte sich um seine Augen. »Schwarzes Glas, würde ein Dichter sagen … Es ist nicht die Wahrheit, wie meist, wenn Dichter sprechen. Du stehst auf geschmolzenem Granit, mein Junge. Die Stadtväter von Selinunt liebten die Schönheit über alles, aber sie waren nicht völlig weltfremd. Dieser Ort hier sollte für die Ewigkeit bestehen. Deshalb waren die Straßen mit geschliffenem Granit gepflastert. Die Marmortreppe, auf der du gekommen bist, war allein Königen, Fürsten und Priestern vorbehalten. Und Gesandten. Händler, Bauern und sonstiges einfaches Volk kamen auf anderen Wegen hierher. Auf fest gefügten Straßen. Ohne Stufen, so dass Karren sie passieren konnten.« Er streckte Adrien die Hand hin. »Komm, Junge. Ich muss dir noch etwas zeigen. Weißt du, was Ironie ist?«
    »Ist es das, wenn man etwas mit einem Lächeln sagt, einem in Wahrheit aber das Herz zerspringen will?«
    »So ähnlich.« Ohne weiter darauf einzugehen, führte Jules ihn eine der Bergflanken hinauf. Endlich erreichten sie ein Säulengeviert, das sich in besonders schlechtem Zustand befand. Die meisten der Säulen waren gestürzt. Nur die nördliche Front stand noch aufrecht. Der Priester blieb vor einer Säule stehen, auf der sich ein Schatten zeigte.
    Je länger Adrien den Schattenriss betrachtete, desto unheimlicher wurde er ihm. Er schien zu einem schlanken Mann gehört zu haben.
    »Der Legende nach war dies hier der Mann, der Selinunt den Untergang brachte. Der Anführer der Gesandtschaft, um deretwillen die sieben Könige hierherkamen. Ein Elf! Er wollte das Verderben aufhalten, weil er durchschaut hatte, dass er genarrt worden war. Doch es war schon zu spät. Seine Schreie blieben ungehört. Diejenigen, die er gerufen hatte, hatten Herzen von Stein.« »Wer war das? Wer hat eine solche Macht? Zauberer?«
    »Nein, Adrien. Es waren die alten Herrscher Albenmarks. Die roten Sonnendrachen von Ischemon. Sie brauchten weniger als eine halbe

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