Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
ärgerlich über die Schamanin. Gewiss hatte sie gewusst, wen sie verfolgten! Warum hatte sie es ihnen nicht gesagt? Traute sie ihm nicht zu, der Fährte zu folgen? Hielt sie ihn für einen Feigling, weil er nicht mit den anderen in dieser verdammten Koboldhalle in Feylanviek gestorben war?
»Wirf das Amulett!«, drängte Nikodemus. »Skanga muss es wissen.«
»Mag dein Volk Helden?« Madra dachte daran, dass er nie ein Weib bekommen würde. Es wurden zu wenig Weiber geboren. Sie waren kostbar. Rudelführer, Helden und Herzöge, sie wurden von den Weibern erwählt. Ein einfacher Krieger oder Jäger hatte keine Aussichten, je mit einer das Lager zu teilen. Aber das Schicksal lächelte ihm zu. Zum ersten Mal hatte Madra das Gefühl, zu Höherem bestimmt zu sein. Vielleicht war ja auch das der Grund, warum Skanga ihn ausgewählt hatte?
»Was heißt hier Helden? Was hast du vor? Du musst Skanga rufen! Sofort!« »Nein.«
Der Lutin starrte ihn fassungslos an. Ob es an ihrer Größe lag, dass den Kobolden jeglicher Mut fehlte?
»Bist du verrückt? Du willst doch nicht etwa …« Der Kleine hob abwehrend die Hände. »Hast du den Gerichtssaal in Feylanviek vergessen? Wie viele Trolle haben die beiden getötet? Und wie viele Kobolde?« Er schnaubte. »Und du hältst es für eine gute Idee, Emerelle und Ollowain allein zum Kampf zu stellen? Die zwei könnten ein kleines Heer in Stücke schneiden. Hast du vergessen, was wir in der Klamm gesehen haben? All die Felsbrocken! Die beiden hätten tot sein müssen! Aber sie haben es geschafft.« »Du hast schon Recht…«
Der Lutin hob in großer Geste die Hände. »Danke. Danke! Es steckt also doch ein mehr als wallnussgroßes Hirn unter deinen dicken Schädelknochen. Ein Hauch von Weisheit!«
Madra dachte erneut daran, den Lutin zu fressen. Wenn Skanga käme, dann brauchte er den Kobold nicht mehr, um in seine Heimat zurückzukehren. Aber er wollte die Schamanin nicht rufen.
»Wir werden es ganz anders anfangen als Gharub. Er wusste nicht, wen er vor sich hatte. Bei uns ist das anders. Wir können die zwei töten. Wir brauchen allerdings Mut!«
Der Lutin sah aus, als werde er sich gleich bepissen. Madra wünschte sich, er hätte einen richtigen Krieger an seiner Seite. Dann dachte er an die Verwandlung. Der Kleine hielt einiges aus. Man musste ihn nur richtig nehmen.
»Willst du berühmter als dein Bruder werden?« Der Lutin spitzte die Ohren.
DER SKORPION
Skanga suchte nach der Farbe der Angst in der Aura des Kobolds. Doch der kleine Krieger schien sie nicht zu fürchten. In seinem Volk sprach man viel von ihm. Kommandant Skorpion nannten sie ihn. Anführer der ersten Befreiungsfront. Koboldunsinn! Warum sollte man sich das Leben mit tausend blumigen Namen schwermachen? »Du bist also Madrog«, sagte sie nach einer Weile. »So ist es.«
Wenigstens macht er keine überflüssigen Worte. Eine seltene Veranlagung bei Kobolden. Skanga war der Überzeugung, je kleiner ein Geschöpf wurde, desto schwerer fiel es ihm, zu schweigen. Kobolde waren eine Plage. Burg Elfenlicht hallte wider von ihrem unaufhörlichen Geplapper! Sie sehnte sich nach Feylanviek zurück. Da war es zwar nicht stiller gewesen, aber wenigstens kälter. Hier wuchsen schon überall Blumen! Nach ihrem Gefühl war es dazu viel zu früh im Jahr. Zu viel Blumen und Sonnenlicht. Wer brauchte das?
Birga stand hinter ihr. Sie wirkte angespannt. Sie fürchtete, dass der Kobold etwas falsch machte. Sie hatte ihn empfohlen.
»Wen hast du denn alles schon umgebracht, Skorpion?« Die Farbe seiner Aura änderte sich. Da war ein Anflug von Ärger.
»Es gehört zu meinem Geschäft, mich mit meinen Taten nicht zu rühmen. Ebenso wenig erzähle ich, wer mich beauftragt hat. Wenn das deine Fragen sein sollten, wirst du keine Antworten erhalten.«
»Du hast deine Meuchler sicher auch hier in der Burg.« Skanga erwartete keine Antwort. Sie wollte sehen, ob sich die Aura des Kobolds veränderte. Das Licht um seinen Kopf veränderte sich zu einem Schlammbraun. Die Farbe des Zweifels. Natürlich sagte er nichts.
»Ich möchte, dass du weißt, dass man mir nichts vormachen kann. Du bist nicht in Gefahr. Noch nicht… Dein Geschäft ist der Tod. Und es gibt jemanden, den ich tot sehen möchte. Emerelle!«
»Da solltest du es lieber mit Elfen versuchen. Soweit ich weiß, gab es ein Komplott gegen die … gegen Emerelle auf dem letzten Krönungsfest in Vahan Calyd.« »Ich dachte, du hasst Elfen, Madrog. Es war doch ein Elf,
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